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Gürtel Neurose Entlang der U6 schieden sich in den letzten Wochen des Präsidentschaftswahlkampfes die Geister. Die Frage, wie hältst Du es mit der Gürtelzone, entwickelte sich zusehends zu einem zentralen Streitpunkt in Social Media Kanälen und auch Offline. Zeit für einen Perspektivenwechsel, haben wir uns bei MALMOE gedacht, und einen Schwerpunkt mit mehreren Texten rund den Wiener Gürtel in Angriff genommen. Genauer gesagt, geht es hier um das Stadtgebiet des sogenannten Westgürtels, der vom Wiental bis etwa zur Spittelau reicht, und von der Trasse der ehemaligen Stadtbahn und der jetzigen U6 geprägt ist. Die aktuelle Erregung fokussiert sich hier stärker auf den öffentlichen Verkehr, als auf den Individualverkehr, der bei früheren Debatten rund um Verkehrslawinen und Rotlichtviertel gerne im Vordergrund stand. Wie Julia Edthofer in ihrer Replik auf eine besonders drastische Entgleisung des Bobo-Journalismus hingewiesen hat, ist der Gürtel traditionellerweise eine Skandalzone in der Wiener Stadtgeschichte. Genau an dieser Verkehrsader verlief fast zweihundert Jahre lang der Linienwall und bildete somit eine wichtige Grenze zwischen innerstädtischem Bürgertum und dem Proletariat der Vorstädte. Der Historiker Anton Tantner schildert für MALMOE die Geschichte dieser Grenzanlage, die im frühen 18. Jahrhundert zur Abwehr aufständischer Ungar_innen errichet wurde. Diese Protestant_innen litten stärker unter der neuen katholischen Herrschaft des Hauses Habsburg als vorher im osmanischen Reich und wurden Opfer zahlreicher Söldner-Übergriffe. Dagegen setzten sie sich zur Wehr und zogen bis auf Wien. Bis zu seinem Ende im späten 19. Jahrhundert spiegelt sich in der Geschichte dieser Wehranlage die heutige Debatte. In den letzten 40 Jahren hat sich das Narrativ rund um den Gürtel noch einmal verändert und wurde zur „Erfolgsstory“ umdekliniert. Mitte der 1990er wurden die mittlerweile leer stehenden Gürtelbögen unterhalb der Stadtbahn von Kulturinitiativen entdeckt. Lokale wie Chelsea, rhiz und B72 definierten die Musikszene in Wien ganz neu und der noch in den 1970ern als reines Rotlichtviertel wahrgenommene Stadtteil wurde im Rahmen des EU Projektes URBION unter der Ägide der Architektin Silja Tillner um 35 Millionen Euro von EU, Stadt und Bund saniert. Mittlerweile droht der 16.Bezirk zum neuen 7. zu werden. Konservative Grüne wie Thomas Blimlinger stehen ante portas. Die Dynamik dieser um sich greifenden Veränderung und deren Folgen analysiert Ferdinand Redl. Am Gürtel prallen Stadtentwicklung, Drogenpolitik, Migrationspolitik und Sozialpolitik aufeinander. Und schließlich geht es um die Wahrnehmung und Inanspruchnahme des öffentlichen Raums. Hinter der Empörung über Schwarze Straßendealer steht ganz einfach auch die Frage: wer darf hier wie sichtbar sein? Die Antworten auf solche Fragen sind oft nur sicherheitspolitische. Und noch dazu mit rassistischer Breitseite. Die im Moment das Image des Gürtels dominierende Dealerszene ist auch das Ergebnis städtischer Ordnungspolitik, die offensichtlich als einzige Strategie die Vertreibung von einem Ort zum nächsten kennt. Dabei wäre es notwendig, gerade jetzt eine Debatte über Drogen-Politik zu führen und diese mit Fragen der Migration und Arbeitsmarktpolitik zu verbinden. Genau dieses Ziel hat sich u.a. „Kieberei, was geht? Initiative gegen Polizei auf unseren Straßen“ gestellt. Die Initiative prangert Racial Profiling an und nimmt auch studentisch-bildungsbürgerliche Drogenkonsument_innen in die Pflicht. Florian Wagner hat die Gruppe für MALMOE zum Interview getroffen. ÜBERSICHT TEXTE Der Linienwall. Zwischen No Border-Protesten und Graffiti-Wall. Eine historische Rückschau auf den Vorläufer des Wiener Gürtels. Von Anton Tantner ArbeiterInnenquartier ohne ArbeiterInnen Aufwertung und Verdrängung am Gürtel und in Ottakring. Von Ferdinand Redl „Solidarität zeigen mit Dealer_innen“ Gefährliches Zusammendenken von Stadtentwicklung, Migrationspolitik und Drogen. Interview von Florian Wagner mit dem Zusammenschluss „Kieberei, was geht? Initiative gegen Polizei auf unseren Straßen“ Aprés Shitstorm: Kampfzone Gürtel Eine Antwort auf das urbane Untergangsszenario. Von Julia Edthofer Auch interessant: Kurz nachgefragt: „HILFE! Armut in der Vorstadt“ Elke Rajal im Gespräch über die Ausstellung in Ottakring, zivilgesellschaftlichen Einsatz für soziale Gerechtigkeit und was Armut bedeutet – um 1900 und heute. Interview von Nikola Staritz online seit 16.06.2016 09:05:14 (Printausgabe 75) autorIn und feedback : Christian König |
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BAM, Oida! Ein Bündnis alternativer Medien (BAM) steht in den Startlöchern. [29.09.2018,Redaktion] Skandalöse Ablenkungen Ein Diskursiv über skandalwürdige schwarz-blaue Politik. [29.09.2018,Redaktion] Kein stück vom Kuchen, sondern den ganzen Club 20 Jahre female:pressure [29.07.2018,Redaktion] die vorigen 3 Einträge ... die nächsten 3 Einträge ... |
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