Tausende wie Arasch Kommentar des Dramaturgen Amirabbas Gudarzi Arasch, die Hauptfigur des Stückes, kommt aus dem Iran. Ein Land, dessen Regime Israel offen mit der Vernichtung droht. Gegner*innen des Regimes werden systematisch eliminiert und inhaftiert. Teheran, die Stadt aus der Arasch kommt, ist wie ein großer Friedhof, weil die Straßenschilder die Namen der Gefallenen des Iran-Irak-Krieges tragen. Arasch wird aufmerksam auf die Stolpersteine in Wien, die auf die grauenvolle Geschichte des Landes verweisen. Zufällig wohnt auch Arasch in einem Haus, vor dem Stolpersteine eingelassen sind. Dass die Jüd*innen, an welche diese Steine zu erinnern versuchen, systematisch vernichtet wurden, leugnet das iranische Regime bis heute – vielmehr träumt es von einer Vernichtung der Juden und Jüdinnen Israels und gibt das auch offen zu. Zahlreiche antisemitische Anschläge auf der ganzen Welt wurden vom Regime geplant und umgesetzt. Diese Verbindung macht Arasch auf die Geschichte Österreichs und die Vernichtung und Vertreibung der jüdischen Gemeinde aufmerksam. Früher wohnte ein Jude namens Josef in dem Haus, in dem jetzt Arasch wohnt. Er war der einzige Überlebende seiner Familie und musste lebenslang vergeblich auf die Rückkehr seiner Familie warten. Im Gegensatz zu ihm erwartet die Familie von Arasch dessen Rückkehr, aber er möchte nie wieder zurück. Die Geschichte von Josef im Alten Testament, in welcher Josefs Vater auf die Rückkehr seines Sohnes wartet, wird hier als Vorlage verwendet. Je mehr Arasch sich mit der Geschichte des Hauses beschäftigt, desto mehr findet er über die Vergangenheit heraus. Arasch ist kein Einzelfall, in einer Stadt wie Wien gibt es Tausende, die wie Arasch sind – und für die es noch viel über die Geschichte dieser Stadt zu entdecken gibt … Die jetzige Situation in Europa und Österreich und der steigende Antisemitismus sind mit Sorge zu beobachten. Auf der einen Seite der Wunsch der Österreicher*innen nach einem silbersteinfreien Land und auf der anderen Seite der Antisemitismus unter manchen Migrant*innen. Der Grund für Antisemitismus unter Migrant*innen ist oftmals das Unwissen. Sie haben kaum Ahnung über das Ausmaß der Judenvernichtung in Europa oder halten diese für eine Sage. Der traditionelle Antisemitismus in islamischen Ländern ist leider der einzige Wegweiser, den die meisten mitbringen. Sie kommen mit diesen Vorstellungen in Europa an, auf einem Kontinent, in dem ebenfalls eine Tradition des Antisemitismus existiert. Wenn man die Migrant*innen darauf anspricht, hört man oft, wie ihrer Meinung nach Europa Israel und die Jüd*innen blind unterstützt. Dabei werden die antisemitischen Karikaturen der Jungen ÖVP, die antisemitischen Aussagen der hiesigen Burschenschaften und der FPÖ, oder die Aussagen eines Peter Pilz nicht berücksichtigt. In so einer Zeit ist es für die Kunst wichtig, diese Entwicklungen ernst zu nehmen und zu thematisieren. Das Stück versucht genau das und möchte auf diese Art und Weise unterschiedliche Zielgruppen über die beschriebene Problematik informieren. Über den Autor: Amirabbas Gudarzi lebt seit 2009 im österreichischen Exil. Er studierte Dramatik in Teheran und Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien, wo er beruflich als Dramatiker, Dolmetscher und Sozialarbeiter tätig ist. online seit 02.05.2018 16:48:14 (Printausgabe 82) autorIn und feedback : Amirabbas Gudarzi |
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