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  Genderwahnsinn an der Uni Wien

Im März ist die Professur für Gender Studies an der Universität Wien ausgelaufen.

Trotz steigender Beliebtheit des Studiums war die Nachbesetzung lange Zeit ungewiss. Anfang 2016 soll es nun tatsächlich eine Ausschreibung geben, aber durch das träge Agieren der Uni könnte eine ganze Generation von Student_innen ohne eigene Professur auskommen müssen.

Schlechte Stimmung am Referat Genderforschung. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Universität Wien lief die Professur für Gender Studies nach fünf Jahren aus. Seit März ist die Stelle nun unbesetzt, ihre Zukunft ungewiss. Die Student_innen der beiden Studienrichtungen, des Masterstudiums Gender Studies und des Bachelor Erweiterungscurriculums, müssen derweil ohne eigene Professorin oder Professor auskommen. Bei einer Festveranstaltung zum 650-Jahr-Jubiläum der Uni Wien im Juni melden sie sich lautstark zu Wort und konfrontieren den anwesenden Rektor mit der unbefriedigenden Situation. Der beschwichtigt.

Neuland Gender Studies
Gender Studies sind in Österreich ein noch junges Wissenschaftsfeld. Ihre Etablierung an den Universitäten war ein mühsamer Weg. Und wie sich zeigt, muss ihre universitäre Verankerung auch heute noch als prekär angesehen werden. Das Magister- bzw. später Master Studium Gender Studies gibt es an der Uni Wien seit dem Wintersemester 2006/07. Drei Jahre später, 2010, wurde eine auf fünf Jahre befristete Professur eingerichtet. Deren gesonderte Finanzierung direkt vom Ministerium ist heuer ausgelaufen. Ihre Nachbesetzung erfolgt nur nach „Maßgabe budgetärer Mittel“, wie es offiziell heißt. Die Uni muss also im Rahmen der Leistungsvereinbarung mit dem Ministerium ein Budget dafür aushandeln. Für viele läuten da die Alarmglocken. Nicht nur an der Uni Wien sieht man die Gefahr eines Backlashs bei den Gender Studies. Für den gesamten deutschsprachigen Raum wird ein schärferer Gegenwind konstatiert, wie Verantwortliche an mehreren österreichischen Universitäten berichten.

Es gibt jetzt Studierende …

„Es gibt jetzt Studierende, die betreut werden müssen, es gibt jetzt Studierende, die Lehrveranstaltungen brauchen, es gibt jetzt Studierende, die Prüfungen ablegen müssen“, weisen die Student_innen bei ihrem öffentlichen Protest im Juni auf einen gewissen Zeitdruck für die Nachbesetzung der Gender Studies Professur hin. Das Studium erfreut sich stetig steigender Beliebtheit, die Zahl der Studierenden steigt von Jahr zu Jahr. Im vergangenen Wintersemester hatten exakt 365 Student_innen den interdisziplinären Masterstudiengang Gender Studies inskribiert. 365 Student_innen, deren Prüfungen korrigiert und deren Seminar- und Masterarbeiten betreut werden wollen. Im Rektorat sieht man die Sache aber scheinbar deutlich entspannter. Im Gespräch mit den betroffenen Student_innen verweist Rektor Engl Anfang Juni auf Verhandlungen mit dem Wissenschaftsministerium im Herbst, als mögliches Szenario stellt er die Ausschreibung einer auf zwei Jahre befristete Überbrückungsprofessur in den Raum. Auf Presseanfragen diesbezüglich reagiert das Büro des Rektorats verdächtig zögerlich. Auf eine E-Mail mit der Bitte um ein Update, was denn in der Sache seit März passiert sei, wird zwar von der Pressesprecherin prompt reagiert. Die konkrete Stellungnahme lässt aber trotz mehrmaliger Erinnerungsmails und Anrufe zwei Wochen auf sich warten und fällt äußerst dürr aus. Ein einziger Satz: Das Rektorat sei derzeit in Gesprächen mit mehreren Fakultäten wegen der Ausschreibung einer Stelle für interdisziplinäre Genderforschung. Eine Bitte um Präzisierung wird erneut zwei Tage ignoriert. Erst ein weiter­er Anruf bringt weitere Informationen zu Tage: Es wird versichert, dass es sich bei der erwähnten „Stelle“ tatsächlich um die angekündigte zweijährige Überbrückungsprofessur handle. Deren Ausschreibung soll „Anfang 2016“ erfolgen. Schwer einzuschätzen ist, wie lange dieses Bestellungsverfahren dauern und wann die Professur schließlich tatsächlich besetzt sein wird. „Nicht länger als ein Jahr“ würden solche Verfahren in der Regel dauern, heißt es. Eine Nachbesetzung vor Beginn des Wintersemesters 2016/17 ist aber ebenso „eher unwahrscheinlich“, so die Pressesprecherin.

Auf Interimslösung folgt Interimslösung

Am Referat Genderforschung weiß man von alldem nichts. Es scheint, dass das Rektorat mit seinen Informationen nach innen wie nach außen recht zögerlich umgeht. Glaubt man den Ankündigungen, ist die gute Nachricht, dass die Gender Studies Professur tatsächlich nachbesetzt werden soll. Die schlechte Nachricht ist, dass es sich erneut um eine Interimslösung handeln wird und um keine unbefristete Professur, wie von den Student_innen für ihren Studiengang gefordert. Und das bemerkenswerte daran ist, wie lange sich die Universität Wien für diese Lösung Zeit genommen haben wird. Denn obwohl das Auslaufen der befristeten Professur mit März 2015 keine Überraschung war, wird die Stelle wenigstens vier Semester vakant bleiben. Das entspricht der Mindeststudiendauer des Masters Gender Studies. Student_innen, die also im Sommersemester 2015 Gender Studies zu studieren begonnen haben, kann es leicht passieren, dass sie ihr ganzes Studium ohne eigene Professor_in für Gender Studies auskommen werden müssen.

online seit 18.03.2016 13:13:53 (Printausgabe 73)
autorIn und feedback : Gerd Valchars




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