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  Nichts zu jubeln

Ein Sammelband untersucht 20 Jahre österreichische EU-Mitgliedschaft

Österreichs wirtschaftliche, soziale und politische Gegenwart und Geschichte sind aufs Engste mit europäischen Entwicklungen verwoben. 20 Jahre EU-Beitritt stellen einen wichtigen äußeren Anlass zur Reflexion dar. Dies umso mehr, als sich die Europäische Union wohl seit nunmehr über sechs Jahren in einer tiefen Krise befindet, deren Überwindung noch nicht absehbar ist.

Der BEIGEWUM (Beirat für gesellschafts- wirtschafts- und umweltpolitische Alternativen) hat sich der Herausgabe eines umfassenden Werkes gestellt. Der vorliegende aktuelle Sammelband zum 20-Jährigen „EU-Beitrittsjubiläum“ stellt den Versuch dar, eine möglichst umfassende Darstellung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungen in Österreich vorzunehmen. Aufbauend auf einer umfassenden Einführung durch das Team der HerausgeberInnen folgt den stärker ökonomiezentrierten Analysen im ersten Teil ein eher politikwissenschaftlich-institutioneller zweiter Teil.

Zu Beginn des ersten Teils steht eine Analyse des Akkumulations- und Entwicklungsmodells. Im Anschluss erfolgt die Analyse einzelner Wirtschaftssektoren wie Industrie, Landwirtschaft, Banken und Dienstleistungen, ergänzt um regionale Aspekte.

Der zweite Teil des Sammelbandes beginnt mit einer Analyse der umfassenden Veränderungen aber auch Kontinuitäten im Austro-Korporatismus. Damit verknüpft erfolgt die Untersuchung weiterer für die österreichischen Entwicklungen relevanter Politikfelder wie Budget-, Sozial-, Frauen-, Energie- und Arbeitsmarktpolitik. Im dritten und letzten Teilabschnitt des Buches wird die Frage nach den GewinnerInnen und VerliererInnen gestellt. Der erste Beitrag unternimmt dabei den Versuch einer Sozialstrukturanalyse. Der zweite und abschließende Text zeigt deutlich, wie sich die Verteilung von Einkommen und Vermögen hin zugunsten der Reicheren, das heißt zu Kapital, aber auch zu hohen Arbeitseinkommen (Stichwort: Managementgehälter) verschoben hat. Wer die GewinnerInnen und wer die VerliererInnen in Österreich seit dem EU-Beitritt waren, wird damit sehr eindrucksvoll dargestellt. Wenn es im Band auch gelingt die entsprechenden Interessen dieser Politik eindeutig zu benennen, so wäre eine noch detailliertere Analyse der konkreten innerösterreichischen Herrschafts- und Durchsetzungsstrategien, die zu diesen Entwicklungen geführt haben, sicherlich auch für die LeserInnen von Interesse. Diese Leerstelle mag wohl aber auch Ausdruck dafür sein, dass diese konkreten Zusammenhänge und Mechanismen generell weniger erforscht werden. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass – wie im Band auch deutlich dargestellt – Österreichs Entwicklung wesentlich von europäischen Prozessen abhängt. Die Bilanz der letzten 20 Jahre seit dem EU-Beitritt fällt daher durchwachsen aus. Die Krise in Europa ist und bleibt (für absehbare Zeit) das bestimmende Moment. Eine progressive Lösung im Sinne aller europäischen ArbeitnehmerInnen ist auf EU-Ebene nicht in Sicht. Der Ausblick – auch für Österreich – bleibt daher entsprechend getrübt.

Insgesamt bietet der Sammelband einen ausgesprochen gelungenen, sehr gut verständlichen und mit aussagekräftigem empirischem Material versehenen breiten und fundierten Überblick über die zentralen Veränderungen der ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklung der letzten 20 Jahre. Er eignet sich daher nicht nur vorzüglich als äußerst kurzweiliger und aufschlussreicher Lesestoff, sondern sollte auch in keiner (wenn auch noch so bescheidenen) Bibliothek fehlen.

BEIGEWUM (Hg.): Politische Ökonomie Österreichs. Kontinuitäten und Veränderung seit dem EU-Beitritt. Wien: Mandelbaum Verlag 2015, 373 Seiten

online seit 06.06.2016 18:03:18 (Printausgabe 74)
autorIn und feedback : Johannes Jäger




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