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Macht es einen Unterschied?

Ein überfälliges Buch über feministische Ökonomie

MACHT ES EINEN UNTERSCHIED, OB FRAUEN ODER MÄNNER Wirtschaftsexpertise stellen? Hat das leidige Köpfe zählen irgendeine Relevanz? Fragestellungen, die in anderen Disziplinen wie Politikwissenschaft oder Soziologie längst als „gegessen“ gelten, sind in der Ökonomie nach wie vor an der Tagesordnung. Abwertungen und Sexismen sind weiterhin in der ökonomischen Disziplin vorzufinden. „Inwiefern helfen eigentlich Eierstöcke, die Existenz des Euro zu sichern?“ fragte da z. B. ganz ungeniert Christian Ortner, Betreiber des Blogs „das Zentralorgan des Neoliberalismus“, in einem Artikel in „Die Presse“, 02.11.2012 (1). Woran das liegt und warum aber gerade die Feministische Ökonomie ungeheure gesellschaftspolitische Sprengkraft in sich hat, zeigt ein neues Einführungsbuch in die Feministische Ökonomie von Bettina Haidinger und Käthe Knittler.

Augenscheinlich ist die Dominanz der männlichen Ökonomieexperten im 21. Jahrhundert nach wie vor. Dies zeigen Interviews, Berichte und Fotos tagtäglich in der Medienberichterstattung. Aber auch an den Universitäten und in der wissenschaftlichen Disziplin sind feministische Themen noch eine Randerscheinung. Diese „Normalität“ wird selten hinterfragt. Das Buch tut dies trotz seiner Kürze in sehr informativer und umfassender Form.

ES ARBEITET DIE GESCHICHTE DER ERSTEN ÖKONOMINNEN IN Österreich auf, zeigt, dass die Vertreibung und/oder Ermordung der Pionierinnen im deutschsprachigen Raum auf Grund ihrer jüdischen Herkunft und/oder als politisch Verfolgte im Zuge des Nationalsozialismus sehr wohl Einfluss auf die Disziplin hatte. Bereits die erste Generation an studierten Ökonominnen hat die Trennung von Markt und privatem Haushalt, und den systematischen Ausschluss der privat geleisteten, aber gesellschaftlich notwendigen Arbeit in der Wissenschaft kritisiert und die herrschenden Machtverhältnisse in der Ökonomie thematisiert.

Das Fehlen von (feministischen) Ökonominnen nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre führte dazu, dass sich der Hauptstrang der Disziplin, der „mainstream“ als „malestream“ etablieren konnte. Die ökonomische Theorie und Praxis wurde als geschlechtsneutral dargestellt, obwohl sie maskuline Normen eingeschrieben hat. Die unbezahlt geleistete Arbeit war, obwohl gesellschaftlich und ökonomisch notwendig, kein Thema. Die blinden Flecken der Ökonomie sind nach wie vor in weiten Teilen der Wirtschaftstheorie und -politik sichtbar. Eine kleine, aber wachsende Schar an widerständigen ÖkonomInnen versucht sich mittlerweile in Kritik an herrschenden Ökonomiesträngen, thematisiert auch die Auswirkungen der scheinbar geschlechtsneutralen Wirtschafts- und Finanzpolitik und weist auf die Pufferfunktion und ungleiche Lastenverteilung der unbezahlt geleisteten Arbeit in unserer Gesellschaft hin.

UM HOHE VERSTÄNDLICHKEIT BEMÜHT, FÜHRT DAS BUCH VOR Augen, wie wichtig es heutzutage ist, die gängige, ökonomistisch geprägte Politik, den Neoliberalismus, mit einer feministischen Sichtweise zu konfrontieren. Feministische Ökonomie ist dabei ein wirksamer Hebel, um die Neoklassik, das ökonomische Gedankengebäude dahinter, zum Einsturz zu bringen. So bietet das kleine, schlaue Büchlein geistige Anleitung zur Selbstverteidigung in Wirtschaftsfragen.


ANMERKUNG
(1) Der Beitrag wurde nie vom Netz genommen und ist noch immer unter http://diepresse.com/home/meinung/quergeschrieben/christianortner/1307778/ abrufbar.

LITERATUR
Bettina Haidinger und Käthe Knittler: „Feministische Ökonomie“, Reihe Intro Mandelbaum Verlag 2013

online seit 18.03.2014 22:27:09 (Printausgabe 66)
autorIn und feedback : Christa Schlager




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