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Schreiben über Bildungsökonomisierung Oder: schlechtmachen was immer schon schlecht war? DER BEGRIFF ÖKONOMISIERUNG DER BILDUNG IST IN öffentlichen Debatten in den letzten Jahren vom viel gescholtenen „Bologna-Prozess“ abgelöst worden. Dieser kann als Teil eines Geflechts an komplexen politischen Veränderungen des Bildungswesens gelesen werden, deren politische Rahmenbedingungen der Bologna Prozess selbst, die Lissabon Strategie und das Dienstleistungsabkommen General Agreement on Trade in Services (GATS) der World Trade Organisation (WTO) sind. Dies führt mittlerweile seit über zwei Jahrzehnten europa- und weltweit zu institutionellen Auseinandersetzungen. Bildungsökonomisierung als Konzept meint die marktförmige Gestaltung von Bildung. Was das allerdings genau heißen soll, ist nicht zuletzt aufgrund der Verstrickungen der Bildung mit einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung schwer zu fassen und umfasst mindestens drei Aspekte. Erstens, die Ökonomisierung von Bildungsinhalten selbst, auch im Rahmen der europäischen Hochschularchitektur wie sie im Rahmen des Bologna Prozesses verhandelt worden ist. Konkret meint dies die Gestaltung von Lehrinhalten auch im Rahmen der Kategorie von employability, also der Anstellbarkeit in Hinsicht auf eine gegebene Arbeitsmarktsituation. Dies ist tatsächlich eine in sich absurde Vorgabe, da ein so genannter freier Markt kaum über Jahre so genau prognostizierbar ist, dass es möglich wäre geeignete Lehrinhalte dafür zu entwickeln. Zweitens, die Liberaliserung der Dienstleistung Bildung, das heißt, die Aufgabe eines Konzepts von Bildung als ein staatbürgerliches Recht zu Gunsten der Konstruktion eines Marktes an Bildungsangeboten, auf dem sich Lernende wie Konsument/innen bewegen – und auch als solche sozialisiert werden. So legt nicht nur die Kürzung des universitären Bundesbudgets im Umfang des zu erwartenden Ausgleichs durch die Studiengebühren bei Einführung dieser nahe, dass diese mehr als alles andere der Disziplinierung der Studierendenschaft dienen. Im Zuge dieses Vorganges hat sich der Bologna-Prozess interessanterweise zu einem globalen Exportschlager entwickelt. Drittens, die Herstellung einer marktförmigen Konkurrenzsituation sowohl zwischen Bildungsinstitutionen als auch innerhalb dieser nach den Prinzipien des New Public Management. In der Praxis heißt dies, dass beispielsweise an den österreichischen Universitäten, anstelle bedarfsorientierter gemeinsamer Budgeterstellung, Gelder im Rahmen eines Wettbewerbs zwischen den Einrichtungen vergeben werden. Dies führt unter anderem dazu, dass manche Einrichtungen jährlich neue IT anschaffen während andere sich gar keine neue leisten können. IN DER REPUBLIK ÖSTERREICH SIND VIELE DIESER ELEMENTE im universitären Bereich im Zuge der Universitätsautonomie und mit dem Universitätsgesetz 2002, und somit im europäischen Vergleich eher spät, implementiert worden. Auch die von liberaler Seite geforderte Schulautonomie entspricht einem solchen Modell. Zweifellos ist die institutionelle Überlastung der österreichischen Universitäten vor allem durch dieses Organisationsprinzip, gekoppelt mit nicht ausreichender Finanzierung, zustande gekommen. Trotz dem die öffentliche Verwaltung mit diesem Modell genug Schaden anrichtet, scheint das Bedrohungsszenario der Bildungsökonomisierung viel häufiger als Einbruch der Privatwirtschaft in die Bildungsinstitutionen verhandelt zu werden, so zum Beispiel im Zusammenhang mit „Drittmitteln“. Tatsächlich kommt das Gros der so gefürchteten Drittmittelprojekte wiederum aus staatlichen Institution; öffentliche Gelder werden, mit enorm hohem administrativen Aufwand, sozusagen von einer Tasche in die andere gesteckt. Dafür aber auch mit geschlechtergerechteren Vergabequoten. Wesentlich problematischer kann sich aber die private Finanzierung von Bibliotheken, Lehrveranstaltungen oder gar Lehrstühlen herausstellen: es gibt durchaus Beispiele bei denen solche Arrangements zur Zensur der Lehre geführt haben, zum Beispiel durch Nike. BEI DER KRITIK AN DIESEN VORGÄNGEN ABER WIRD OFT und gerne übersehen, dass Wissenschaft und Lehre unter den bestehenden Verhältnissen niemals interessenslos ist. Und so wird oft im Kampf gegen den verhassten Bologna-Prozess im Besonderen und die Ökonomisierung der Bildung im Allgemeinen, auch von Akteur/innen einer sich als progressiv verstehenden Bildungspolitik, implizit die Illusion eines „besseren Davors“ aufrecht erhalten. Doch das hat es nie gegeben: Wir haben noch nie demokratische Schulen und Hochschulen oder eine Wissenschaft, die nicht in erster Linie Herrschaft legitimiert, gehabt. online seit 30.10.2013 09:27:35 (Printausgabe 64) autorIn und feedback : Karin Kuchler |
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Feministische Ökonomie #6 Welcome to Prison Island [01.10.2018,Dr. Ingo Schneepflug] Feministische Ökonomie #5 Ökonomie und Gewalt [28.09.2018,Dr. Ingo Schneepflug] Privatisierung des Menschenrechts Während die FPÖ sich ihren Lagerfantasien hingibt, wittern ÖVP-nahe Firmen unterdessen gute Geschäfte mit der Unterbringung von Schutzsuchenden [02.05.2018,Bernadette Schönangerer ] die nächsten 3 Einträge ... |
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