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Badelt statt Music-Band … … Prüfungsstress statt Puff: Die neue WU setzt Standards in Sachen Wirtschaftskooperationen und Stadtteil-Management Der neue Campus der Wirtschaftsuniversität Wien (WU-Campus) befindet sich zwischen Messe Wien, Wiener Prater und Trabrennbahn Krieau im zweiten Bezirk. Wo früher Bands in der Libro Music Hall rockten, wird jetzt fleißig in Zaha Hadids Library and Learning Center, genauer gesagt im darin befindlichen OMV Bibliothekszentrum, gebüffelt. Wo heute Sexarbeiter_innen arbeiten, soll künftig vor Laptops sitzend Caffè Latte und anderes Koffein zu sich genommen werden. Denn Koffein und andere Aufputschmittel werden künftig im Leben der Wirtschafts-Student_innen nötiger denn je sein. Die neue Bibliothek hat nämlich täglich geöffnet. Von einer wie in Deutschland üblichen 24h-Bibliothek ist sie zwar noch weit entfernt, aber dennoch: Ausreden wie „Ich musste bis 18 Uhr arbeiten und konnte die Bücher nicht mehr kopieren“ sind damit passé. Solch ein Bibliotheks-Service ist zwar einerseits – insbesondere für Berufstätige – sehr wünschenswert, andererseits entspricht er dem neoliberalen Anspruch an das Student_innenleben von heute, nämlich „non-stop“, schnell und ohne Umwege zu einem Abschluss zu kommen. Sommerkurse und -universitäten lassen den Druck auf Studierende steigen, auch den Sommer hindurch nicht nur zu lesen, zu lernen und Seminararbeiten zu schreiben, sondern auch Kurse zu besuchen und damit das Urlaub machen völlig sein zu lassen. Und nun ist auch die erholsame – oder durchfeierte – Nacht auf der Abschussliste der Bildungsmanager_innen. Das A&O der österreichischen Wirtschaft Während die Bibliothek noch bis Anfang Oktober braucht, um ihre Kartons auszupacken, ist der restliche Umzug Anfang September zu Ende gegangen. Nach einer Bauzeit von vier Jahren und 492 Millionen Euro Baukosten ist der neue Campus bereit für das neue Semester. Neben der Stararchitektin Zaha Hadid waren auch weitere bekannte Künstler_innen am Entwurf der sechs zentralen Komplexe beteiligt, erzählt uns die neue Website des WU-Campus. Doch nicht nur die Handschrift berühmter Architekt_innen und ihrer Büros findet Niederschlag in den Gebäuden der Universität: Auch Kooperationen mit und Sponsoring von privatwirtschaftlichen Unternehmen hinterlassen ihre Spuren an der Wirtschaftsuniversität Wien. Neben Raiffeisen Sommeruniversität, Karriereseminar und dem Raiffeisen Sprachlernzentrum ist hier insbesondere die Kooperation in Forschung und Lehre mit der OMV, Österreichs größtem Erdöl- und Erdgaskonzern, zu nennen. Neben dem Sponsoring der Bibliothek, die damit zum OMV Bibliothekszentrum wird, beinhaltet die Kooperation einen ständigen Austausch über den Stand der Forschung und gipfelt in der Einrichtung einer OMV Stiftungsprofessur im Rahmen des neu zu etablierenden Institutes für „Social Entrepreneurship, Sustainability and Performance Management“. Insbesondere das Thema Nachhaltigkeit, Möglichkeiten der Energiewende und die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen (Stichwort: Corporate Social Responsibility, CSR) sollen hier erforscht werden. Wieweit her es mit der allgemeinen „gesellschaftlichen Verantwortung“ und wie klar das eigene ökonomische Privatinteresse ist, stellt OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss schon in der gemeinsamen Presseaussendung mit der Wirtschaftsuniversität Wien anlässlich der Bekanntgabe der Kooperation klar: „Bildung von heute ist der Wettbewerbsvorteil von morgen.“ In welcher Höhe sich der Sponsoringvertrag zwischen OMV und WU bewegt, ist nicht bekannt. Und auch weitere Sponsor_innen sind am Haken bzw. gesucht: Das wird sich, so Rektor Badelt, in weiteren Hörsaal-Benennungen zeigen. Bekannt geworden ist aber auch hier bisher nichts. Verdrängung der Sexarbeit Neben der Frage nach der Rolle und dem Einfluss von Unternehmen an den Universitäten ist vor allem die Diskussion um den Standort problematisch. Anstoß erregt vor allem der Straßenstrich im Prater, aber auch das gegenüber auf der anderen Seite der Ausstellungsstraße liegende Stuwerviertel, eines der renommiertesten Rotlicht-Viertel Wiens. Solch eine Umgebung scheint den Studierenden – neben dem Campus ist auch der Bau eines Studierendenheims geplant – „nicht zumutbar“. Der Rektor der Universität, Christoph Badelt, hat sich dazu schon geäußert und gefordert, dass der Straßenstrich weg müsse. Abgesehen von der allgemeinen Problematik der Diskriminierung und Verdrängung von Sexarbeiter_innen sowie des durch den Bau der WU angefangenen Prozesses der Gentrifizierung, der die Preise in der Gegend schon jetzt steigen lässt, ist die Diskussion um den Straßenstrich bzw. dessen Abschaffung im Prater besonders pikant. Seit dem neuen Wiener Prostitutionsgesetz 2011 (MALMOE berichtete in Ausgabe 59) ist der Straßenstrich in Wohngegenden, und damit so gut wie überall, verboten. Einzig fünf Erlaubniszonen sollte es dem Gesetz nach geben, in denen Sexarbeiter_innen ihrem Beruf auf der Straße nachgehen können. Letztlich wurde aber nur eine Erlaubniszone umgesetzt und – im Gegensatz zum Auhof, der von Sexarbeiter_innen berechtigterweise als hochgefährlicher, weil völlig abgeschieden liegender Arbeitsplatz eingestuft und damit wenig frequentiert wurde – von den Sexarbeiter_innen auch genützt: der Prater. Schon jetzt ist die Zone im Prater allerdings auf 100 Meter verkleinert worden. Sollte diese Erlaubniszone nun ganz fallen, was nicht unwahrscheinlich ist, so wäre der Straßenstrich bis auf Weiteres de facto völlig illegalisiert, und wohin die Sexarbeiter_innen ausweichen sollten, ist ungeklärt. Womöglich ins gegenüberliegende Stuwerviertel, wo die Konkurrenz schon jetzt enorm ist und im Zuge der Aufwertung des Viertels bald vielleicht auch die Stimmung kippen wird – zu Ungunsten der Sexarbeiter_innen. Gegen die Verdrängung der Sexarbeit zur Wehr setzt sich indes die Anrainer_innen-Initiative „Rotlicht statt Blaulicht“, die sich für die Rechte von Sexarbeiter_innen stark macht. Ein seltener Lichtblick in Wien, wo Bürger_innen sonst eher durch bigotte Fackelzüge gegen Sexarbeit auf sich aufmerksam machen. Trotzdem und zusätzlich dazu sind sinnvolle Lösungen seitens der Stadt Wien gefragt und überfällig. Und die alte WU? Das Gebäude der alten WU hat indessen einen neuen Verwendungszweck gefunden: Es wird zum offiziellen Ausweich-Ort für staatliche Institutionen, die gerade saniert werden. So sollen die Akademie der Bildenden Künste und die Universität für angewandte Kunst hier interimistisch Unterschlupf finden. Das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien soll angeblich längerfristig Räumlichkeiten neben der Müllverbrennungsanlage beziehen. Ach ja, und noch eine staatliche Einrichtung wird bald renoviert und sucht nach einer Herberge: das Parlament. Auch die Parlamentarier_innen sollen, so die APA, bald in das angeblich nicht regendichte Gebäude in der Spittelau einziehen. Die Anrainer_innen hätten sich dann nach Auszug der WU zumindest an nicht zu viel Neues zu gewöhnen: vorher Anzug-Fritzen, nachher Anzug-Fritzen. Zum Weiterhören/-lesen: Katharina Brandl, Johannes Puchleitner, Konrad Wolf (Sendungsredaktion): Die Wirtschaftsuniversität zieht um. Eine Untersuchung zu den Auswirkungen des neuen WU Campus Wien für die Institution und ihren Standort Initiative „Rotlicht statt Blaulicht“ online seit 29.09.2013 11:03:14 (Printausgabe 64) autorIn und feedback : Nikola Staritz |
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Feministische Ökonomie #6 Welcome to Prison Island [01.10.2018,Dr. Ingo Schneepflug] Feministische Ökonomie #5 Ökonomie und Gewalt [28.09.2018,Dr. Ingo Schneepflug] Privatisierung des Menschenrechts Während die FPÖ sich ihren Lagerfantasien hingibt, wittern ÖVP-nahe Firmen unterdessen gute Geschäfte mit der Unterbringung von Schutzsuchenden [02.05.2018,Bernadette Schönangerer ] die nächsten 3 Einträge ... |
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