![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
|||
![]() |
||||||
![]() |
Verkaufsfördernde Maßnahmen Der Wandel von Öffentlichkeit durch Showcase Festivals In den letzten Jahren hat sich einer neuer Festivaltyp fest in der Musikwirtschaft etabliert: das Showcase Festival. Auf Festivals wie dem Eurosonic, Europas größter Veranstaltung dieser Art, aber auch dem heimischen Waves, spielen in der Regel junge, unbekannte Bands auf der Suche nach Kontakten in der Musikindustrie. Festivals dieser Machart werden meist weniger nach künstlerischen Maßstäben von KuratorInnen gestaltet, sondern sie werden von nationalen Musik-Exportbüros und der Musikindustrie beschickt. Dieses spezielle Set-Up führt zu einem Wandel der Gestalt von Öffentlichkeit, die im folgenden Text kritisiert wird. Showcase Festivals verbinden einerseits Netzwerktreffen von EntscheidungsträgerInnen und MultiplikatorInnen der Musikindustrie mit einer Messe der Musikschaffenden. Konzerte erhalten in diesem Zusammenhang einen doppelten Charakter, entsprechen sie doch auch dem „Marktplatz“ traditioneller Messen mit dem Ziel sich vor Veranstaltern, Labels, Agenturen und Presse zu präsentieren. Positive Aspekte für Musikschaffende, wie beispielsweise ohne Umwege direkt die für ihren Beruf relevanten EntscheidungsträgerInnen zu erreichen, sollen nicht bestritten werden, doch ist es wichtig die zusehende Verbreitung an Showcase Festivals in einem größeren Zusammenhang zu betrachten, genauer gesagt mit dem Streben, die Prinzipien von ökonomischer Verwertung auf möglichst viele Bereiche unserer Gesellschaft auszudehnen. In diesem Fall verbindet sich die „Logik“ des Tauschwertes mit der Öffentlichkeit von Musik. Eine politische Ökonomie von Öffentlichkeit Bevor dieser Wandel im Verständnis von Öffentlichkeit dargelegt werden kann, ist es zunächst unumgänglich sich mit Begriffen von Öffentlichkeit und einer Definition von politischer Ökonomie auseinander zu setzen. Die Frage nach einer Definition von Öffentlichkeit scheint anfänglich beinahe schon banal zu sein. Doch was und wo ist Öffentlichkeit? Folgende Definition von Vincent Mosco ist hier hilfreich: „One way to address the problem is to define the public sphere as a set of social processes that carry out democracy, namely advancing equality and the fullest possible participation in the complete range of economic, political, social, and cultural decision-making. These processes are distinct from those centered in private life, which promote interpersonal intimacy, and from those of the marketplace, which advance the creation of exchange and surplus value.“ (1) Die Frage nach dem Ort von Öffentlichkeit lässt sich je nach Ebene unterschiedlich beantworten. Grundsätzlich sind in diesem Zusammenhang Orte, im Gegensatz zu virtuellen Räumen, der fassbare Bereich öffentlicher Kommunikation, wobei für diesen Text die zwei Ebenen öffentliche Veranstaltung und Massenmedien von Bedeutung sind. Charakterisieren lassen sich diese beiden an Hand der Anzahl von KommunikationsteilnehmerInnen, sowie der Abhängigkeit von einem bestimmten öffentlichen Veranstaltungsort. Wichtig für das Verständnis aller politisch ökonomischen Ansätze ist die schon von Adam Smith eingeführte Trennung von Gebrauchs- und Tauschwert und der von Marx beschriebene Prozess der Kommodifizierung, wie etwas zu einer Ware mit Tauschwert wird. Dieser Prozess betrifft auch Dinge, die vor diesem gar nicht als Güter wahrgenommen werden, wie z. B. „Öffentlichkeit“. Die neoklassische Wirtschaftslehre interessiert sich jedoch nicht für Fragen des demokratischen Zugangs zu Ressourcen wie „Öffentlichkeit“, vielmehr werden der Marktprozess als Prinzip der Entscheidungsfindung auf alle Formen des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens übertragen. Funktion der Medien Medien, hier vor allem die unterschiedlichen Formen der Massenkommunikation, stellen eine essenzielle öffentliche Infrastruktur dar, um die demokratischen Aufgaben nach voller Partizipation im politischen, wie gesellschaftlichen und kulturellen Leben realisieren zu können. Trappel folgend lassen sich drei wesentliche demokratische Funktionen der Massenkommunikation festmachen, Information, Mediation und Kontrolle. Die für diesen Text zentralen Funktionen von Information und Mediation lassen sich in den Worten von Trappel folgendermaßen beschreiben: „Informationen: Je nach Demokratieverständnis zwischen Elite und Deliberation oszilliert die Informationsaufgabe der Medien … Im Eliteverständnis von Demokratie kommt den Medien vor allem in Zeiten von Wahlen und Abstimmungen zentrale Bedeutung zu, im deliberativen Demokratieverständnis liegt der Schwerpunkt auf der kontinuierlichen öffentlichen Debatte, an der möglichst viele Akteure und Individuen teilnehmen sollen. Mediation: Medien können denjenigen eine Stimme verleihen, die in der Öffentlichkeit kein Gehör finden. Gleichzeitig verfügen sie über die Macht, das nicht zu tun.“ (2) Das neoklassischen Prinzipien folgende Streben, kulturelle Öffentlichkeit zu einem marktfähigen Gut und somit einer kapitalistischen Verwertung zugänglich zu machen, kann als Wettstreit um die Definition öffentlicher Güter verstanden werden. Ein von allen gesellschaftlichen und moralischen Verpflichtungen befreiter wirtschaftswissenschaftlicher Ansatz versieht öffentliche Güter in Bezug auf Konsum mit den Merkmalen von Nichtrivalität und Nicht-Ausschließbarkeit. Da der Nutzwert dieser Güter nicht mit einem Tauschwert verbunden werden kann, wird die Bereitstellung der öffentlichen Hand überlassen. Im Gegensatz zu dieser technischen Definition betont eine kritische politische Ökonomie die demokratischen Funktionen öffentlicher Güter. Manfred Knoche charakterisiert diese Funktionen so: „Kriterien für die Einordnung als öffentliche Güter sind zum Beispiel Lebenswichtigkeit und Notwendigkeit der Güter für Individuen und Gesellschaft, soziale Gerechtigkeit, demokratische Erfordernisse etc., also bewusst nach theoretischen begründeten Maßstäben.“ (3) Ausschlussmechanismen Werbefinanzierte private Rundfunkunternehmen sind auf Grund ihres Bestrebens einer maximalen Reichweite tendenziell innovationsfeindlich und wenig gewillt, das Risiko eines Misserfolgs bei noch nicht etablierter Musik einzugehen. Bei gleichzeitig fehlendem politischem Willen, musikalische Vielfalt über öffentlich-rechtliche Medien mittels eines klar definierten Programmauftrages bereit zu stellen ist die Voraussetzung gegeben, einer technischen Definition von öffentlichen Gütern das Feld zu überlassen. Showcase Festivals stellen in diesem Zusammenhang die erfolgreiche Durchsetzung von marktwirtschaftlichen Prinzipien in Bezug auf Öffentlichkeit dar. Im Gegensatz zu einer über Massenmedien vermittelten Öffentlichkeit reduziert sich der gegenständliche Ort der Öffentlichkeit von der Vielfalt von technischen Empfangsgeräten auf den Ort einer öffentlichen Veranstaltung. Diese Begrenztheit auf einen bestimmten Raum, die zwangsläufig mit einer Reduktion der Kommunikationsteilnehmer verbunden ist, erlaubt es ein zentrales Merkmal von privaten Gütern umzusetzen, indem Menschen von Konsum, in unserem Fall von Öffentlichkeit, ausgeschlossen werden können. Öffentlichkeit hat sich zu einem marktfähigen Gut gewandelt, bei dem ein Tauschwert realisiert werden kann. Noch nicht in der Öffentlichkeit etablierte MusikerInnen können dieses nun marktfähige Gut der Öffentlichkeit erwerben, wenn sie sich bereit erklären, dem Standard eines Großteils internationaler Showcase Festivals folgend, ohne oder nur bei geringer Gage bei diesen aufzutreten. Ruft man sich die Definition von Öffentlichkeit vom Beginn dieses Textes in Erinnerung, ist hiermit der Wandel von einem demokratischen gesellschaftlichen Prozess mit dem Ziel uneingeschränkter Partizipation im politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu einem marktwirtschaftlich dominiertem Prozess mit dem Ziel Tausch und Mehrwert zu erzeugen, vollends vollzogen. Anmerkungen: (1) Mosco, Vincent (2009). The Political Economy of Communication. 2nd edition: SAGE, S. 152 (2) Trappel, Josef (2010). Public Value aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht. In: Berka, Walter / Grabenwarter, Christoph / Holoubek, Michael (Hrsg.) Public Value im Rundfunkrecht: Manz, S. 32 (3) Knoche, Manfred (2005). Medienökonomische Theorie und Ideologie im Kapitalismus. In: Ridder, Christa-Maria/Langenbucher, Wolfgang R./Saxer, Ulrich/Steininger, Christian (Hrsg.): Bausteine einer Theorie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Verlag für Sozialwissenschaften, S. 422 online seit 18.03.2016 14:12:24 (Printausgabe 73) autorIn und feedback : Basic Channel |
![]() |
Mixtape by gesterngirl gesterngirl alias Rania Moslam ist Veranstalterin (BRUTTO, Viennese Soulfood, SoloTogether), Fotografin und DJ in Wien. [03.10.2018,gesterngirl] Was bringt ein Nachtbürgermeister? Ein persönlich gehaltener Beitrag zur laufenden Debatte [29.09.2018,Christian König] Mixtape by Electric Indigo Electric Indigo pendelt als DJ, Komponistin und Musikerin zwischen Wien und Berlin. [21.05.2018,Electric Indigo] die nächsten 3 Einträge ... |
![]() |
![]() |
![]() |