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  Ausgehen ohne Barrieren

Manche Hürden schon genommen, viele stehen noch bevor

Ende Februar fand im Tanzquartier Wien Swaying statt, eine Veranstaltung die sich mit „non-aligned bodies and contemporary performance“ beschäftigte, mit Inklusivem Tanz, mit dem Konzept der Danceability auf der Bühne. Die Lecture-Performances von Menschen mit „mixed-abled bodies“, haben mich inspiriert den Gedanken weiterzuspinnen: Danceability, was bedeutet das eigentlich im Hinblick auf Clubs, Bars und Ausgehkultur? Wie und wo ist es in Wien überhaupt möglich mit Handicap tanzen zu gehen oder auf einen Cocktail? Welche Lokale haben eine entsprechend barrierefreie Infrastruktur – Rampen, freie Durchgangswege, große Toiletten oder genügend Platz auf der Tanzfläche? Kurze Zeit später, in der Pressestunde vom 1.3.2015, hat Erwin Pröll sich zu den seiner Meinung nach „hanebüchenen Vorgaben“ mit denen Wirt_innen heutzutage konfrontiert sind, geäußert, wie etwa Umbauten zur Barrierefreiheit. Damit hat er eine Rutsche gelegt, um das Thema Inklusion und Ausgehen bzw. Unterhaltungskultur breitenwirksam diskutieren zu können. Martin Habacher, seines Zeichens „der kleinste Social Medien-Berater der Welt“ hat das auf seinem Youtube-Kanal mabacherTV pointiert und mit viel zynischem Humor kommentiert. Mit seinen Videos will Habacher einen Einblick in das Leben eines Rollstuhlfahrers ermöglichen und „ein anderes, ein aktives, intelligentes und kreatives Bild von Behinderung erschaffen“.

Lust und Frust

Grund genug, die eigenen Fragen zu Hürden und Möglichkeiten des Ausgehens mit einem Rollstuhl in Wien mit ihm zu diskutieren. Bei unserem Gespräch erzählt er mir, dass oft nur kleine Änderungen nötig wären, um ein Lokal barrierefrei umzugestalten (Rampen, breitere WC-Türen) und das viele der hippen neuen Bars und Cafés, trotz eines Totalumbaus, nichts dergleichen machen. Denn in der Regelung zur Umsetzung barrierefreier Maßnahmen bei Zu- und Umbauten gibt es, wie so oft in Österreich, viele Ausnahmen. Beim spontanen Um-die-Häuser-Ziehen mit einer größeren Gruppe von Freund_innen steht dann öfters die lästige Entscheidung zwischen „cool“ oder barrierefrei an, meist gibt es nicht mal eine barrierearme Alternative in unmittelbarer Umgebung. Einige Bars und Clubs wo beides möglich ist zählt mir Habacher auf: das Flex, das Fluc + Wanne, die Pratersauna, die Kantine im 3. Bezirk, die Grelle Forelle, das Rhiz und das Chaya Fuera. Auch sei Wien der einzige Ort an dem man als Behinderter annähernd autonom leben kann, z.B. im Bezug auf öffentlichen Verkehr. Trotzdem sind die Möglichkeiten und die Auswahl mehr als beschränkt. Sich nur aufzuregen und zu jammern, meint der Rollifahrer, sei aber der falsche Weg. Viel effektiver und konstruktiver sind die Ansätze der Sozialhelden aus Deutschland, rund um Raul Krauthausen, die smarte Konzepte gut verpacken und geschickt kommunizieren, um etwas in Hinblick auf Inklusion voranzubringen.

Neue Wege

Eines ihrer Projekte ist die Wheelmap, eine Webplattform und Handy-App, die auf Open Data und Creative Commons basiert. Mit dem Wissen, dass es allein in Deutschland 8 Millionen Menschen mit Behinderung gibt, die potenziell Erfahrungen und Tipps einbringen können, setzt diese Landkarte auf die Expertise der Crowd. In einer Open Streetmap können Lokale, Geschäfte, öffentliche Gebäude u.v.m. eingetragen und im Hinblick auf ihre Zugänglichkeit mit einem Ampelsystem bewertet werden. Auch für Wien ist da – zumindest innerhalb des Gürtels – schon Einiges zu finden. Je mehr Leute Einträge zu Orten machen und die vorhandenen Einträge verifizieren, desto genauer wird diese Landkarte. Spannend ist auch das anlässlich der Olympiade in London ins Leben gerufene Portal Leidmedien, eine Internetseite für Journalist_innen, die über Menschen mit Behinderungen berichten wollen, sie gibt Tipps, um in einer Berichterstattung von und über Behinderte(n) ohne Klischees und eindimensionale Darstellungen auszukommen. Martin Habacher wünscht sich auch für Österreich mehr konstruktive und innovative Initiativen in dieser Art. Nach unserem Gespräch hat er begonnen selbst etwas zu konzipieren. Geplant ist eine temporäre Freiluftbar, die Bar[iere], das Besondere daran, es gibt keine Stühle, alle Sitzgelegenheiten sind Rollis. Auch der Weg auf die Toilette muss fahrend bewältigt werden. Nur das Barpersonal darf sich gehend fortbewegen. Die Bar[iere] soll ein Ort zum Chillen sein, zum Networken und zum Spaßhaben, mit Lesungen, Poetry Slams, Konzerten und DJs. Ganz nebenbei kann man sich auf ungezwungene und auch ungewöhnliche Art dem Thema Barrierefreiheit und Inklusion nähern.

mabacherTV
Mabacher Blog
Sozialhelden
Wheelmap
Leidmedien
Danceability

online seit 26.05.2015 20:53:02 (Printausgabe 71)
autorIn und feedback : Rosa Danner




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