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„Frau sein ist kein Programm!“ Mann sein aber schon Was das Grüne Wahlergebnis mit dem Rechtsruck zu tun hat Der Absturz der Grünen bei den österreichischen Nationalratswahlen 2017 ist ein großes Medienthema. „Was die Grünen falsch gemacht haben“ – jedeR weiss es jetzt und sondert dazu medial seine Ratschläge ab. Die Stimmenverluste der Grünen mögen vorwiegend benachbarten politischen Kräften zugute gekommen sein (SPÖ, Liste Pilz), und kaum dem erstarkten VP-FP-Block, und wird deshalb vorwiegend als mangelnde Durchsetzungsfähigkeit innerhalb eines bestehenden Spektrums diskutiert. Aber trotzdem kommt in dem Wahlergebnis der Grünen und dem Wahlverhalten vieler vormaliger Grün-Stimmen der Rechtsruck der Gesellschaft deutlich zum Ausdruck. Die "Pilz-Affäre" hat einen geschlechterpolitischen Symbolwert, der weit über die Person hinausgeht. Die Mandatare Pilz, Rossmann und Zinggl wurden von der Parteibasis neben anderen diesmal nicht zu Kandidaten gekürt. MANN beachte: Drei andere ältere Männer blieben unter den ersten zehn der Grünen KandidatInnenliste für die Wahl 2017, einer davon (Kogler) übernahm nach der Wahl den Parteivorsitz. Im Vorjahr hatte die Grüne Partei ihre finanziellen Interessen und ihr inhaltliches Profil aufs Spiel gesetzt, um einen alten Mann ins Bundespräsidentenamt zu kriegen. Von systematischer Ablehnung älterer Männer also keine Spur. Dennoch wurde die Spitzenkandidatur einer (älteren!) Frau bei den Grünen, und Pilz’ Nicht-Aufstellung bei vielen Männern als Symbol einer fortschreitenden Entrechtung des - insbesondere älteren - Mannes an sich interpretiert, gegen das es aufzubegehren galt. „Aus Gerontophobie haben sie nicht nur diesmal ihre Besten vertrieben und gegen ein gendergetriebenes WapplerInnentum ausgetauscht“, halluziniert nach der Wahl ein Empörter, der sich in seiner Miniaturausgabe einer jener ungebrochen männlich dominierten gesellschaftlichen Machtpositionen in Frage gestellt sieht. Er sagt das stellvertretend für viele, die in seinem und anderen Foren seit geraumer Zeit die Sorge um einen vermeintlich allzu mächtigen "Genderismus" umtreibt. Der konkrete Anlass? Weil sich eine Parteibasis erfrecht hat, gemäß etablierter demokratischer Prozeduren einem anderen wie ihm kein Amt auf Lebenszeit zuzusprechen. Obwohl der doch so ein schneidiger Typ ist. Und das derzeit so gut ankommt. Weil das heißt Rechtsruck, auch: Politik als Match der schneidigen Typen. Eine Frau hingegen wird abgestraft für die Anmaßung, sich überhaupt als Mitspielerin im Kampf der Giganten zu missverstehen, wenn sie sich nicht für die Rolle der Prinzessin eignet. Der erhoffte Zuwachs für die Neos durch das Bündnis mit Frau Griss blieb aus. Die Grünen unter Lunacek wurden abserviert. Die als Adressatin von Hassbotschaften schon bislang nicht unterversorgte grüne Vizebürgermeisterin in Wien wird den letzten Dolchstoß wohl schon bald empfangen. Dass die Abwanderung von den Grünen einen sehr starken Geschlechterhintergrund hat, untermauern die SORA-Analysen: Waren 2013 die Anteile der Grün-Stimmen unter Frauen (13%) nur unwesentlich höher als unter Männern (10%), so ist das Ergebnis 2017 vor allem ein Abschied des Mannes. Bei Menschen mit Matura wählten 11% der Frauen grün, aber nur 4% der Männer. Bei Menschen ohne Matura 4% der Frauen, 1% der Männer. Asyl und Integration waren die bestimmenden Wahlmotive. Ein männlicher Ritter, der die Grenzen und den status quo dahinter schützt, war gefragt. Die Grünen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung für jenes naive Gutmenschentum, das uns nach herrschender Meinung die Misere eingebrockt hat, und mit dem heute niemand mehr etwas zu tun haben möchte. Das war wohl ein wichtiger Triebfaktor für die Absetzbewegung von FunktionärInnen, ehemaligen MandatarInnen und WählerInnen der Grünen vor und bei der Wahl. Bei all der Relevanz einer Diskussion darüber, was bei den Grünen alles intern falsch gelaufen ist: Hinsichtlich politischer Positionierung waren die Grünen eigentlich in der formidablen Lage, in diesem Wahlkampf eine Reihe von inhaltlichen Marktlücken allein zu besetzen: Klimakatastrophe, Europa, eine Frau und Vertreterin einer sexuellen Minderheit in der Position einer Spitzenkandidatin als Symbol für Gleichberechtigung, Menschenrechte...Das Problem der mangelnden Unverwechselbarkeit hatten sie diesmal definitiv nicht. Dass sie diese Lücken allein besetzen konnten, lag allerdings daran, dass alle anderen darin vom Sturm des Zeitgeists Leck geschlagene Schiffe erkannt hatten, die es rechtzeitig zu verlassen galt. Das Wahlergebnis ist eine umfassende Absage an die breite Themenpalette gesellschaftlicher Emanzipation. Alle zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich diesen Themen verschreiben, werden das Fehlen parlamentarischer Unterstützung vermutlich bald in der einen oder anderen Form zu spüren bekommen. Was die Grünen oder andere daraus lernen können? Den impliziten Ratschlag des Wählers vom 15. Oktober, „Nimm einen Mann, das kommt gut an“, haben sie mit dem neuen interimistischen Obmann schon mal befolgt. Ob andere Manöver, Personen, Diskursstrategien, Parteien progressiven Themen in Zukunft wieder mehr Rückhalt verschaffen können? Wollen wir es hoffen. online seit 19.10.2017 12:25:21 autorIn und feedback : Tommi Settergren |
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Für einen queerfeministischen Antifaschismus Fragen von Geschlechterverhältnissen und Sexualität sind zentral für Autoritarismus und Faschisierung, doch noch immer Randthemen im antifaschistischen Aktivismus. [02.10.2018,Einige Antifaschist*innen] Regierungsspitzen London - Athen - Salzburg (MALMOE #84) [01.10.2018,Redaktion] Özil, Merkel, Erdoğan, Zirngast und Kneissl Das Verhältnis Europas zur Türkei ist schlecht. Ein Überblick über die Beziehungskrisen eines heißen Sommers. [30.09.2018,Frank Jödicke] die vorigen 3 Einträge ... die nächsten 3 Einträge ... |
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