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Bike.Polo.Stadt. #3 Der Spaß an der Emanzipation Bike-Polo braucht Asphalt. Große, ebene, asphaltierte Flächen – eine Sportart perfekt geeignet für unsere immer größer werdenden urbanen, stark versiegelten Landschaften. Aber Wien ist anders. Auch hier. Bike-Polo gilt in Wien offiziell nicht einmal als Sport. In der Liste der Wiener Sportzweige sucht man es vergeblich. Der Argwohn gegenüber Radfahrerinnen ist in dieser Stadt grundsätzlich schon stark ausgeprägt, das Transportmittel Rad gilt so manchem Mitmenschen als irgendwie bedrohlich, halb illegal, auf jeden Fall dubios. Eine Sportart, in der das Fahrrad eine so zentrale Rolle spielt und die gleichzeitig in bisher anders genutzten öffentlichen Raum in Städten eindringt, schafft zwangsläufig Konfliktpotential. Umso mehr, da ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung resistent gegenüber (selbst)kritischem Denken zu sein scheint. Denken wir nur an den 5jährlichen, landesweiten Bildungstest! Es ist das übliche Emanzipationsproblem: Die Fragen “Darf frau das?“ und genauso wichtig „Soll frau das?“ sind für manchen Mitmenschen schlichtweg nicht selbstständig zu beantworten, institutionalisierter Glauben und Tradition sind zu stark in ihren Köpfen verankert, um analytisch-kritisches Denken zu entwickeln. So führen wir manchmal Diskussionen, oszillierend zwischen Absurdität und Stumpfsinnigkeit, weil manche Mitmenschen Bike-Polo nicht als den harmlosen aber großen Spaß begreifen können, der er ist. Manchmal! Viel häufiger aber führt der Anblick von bunten Rädern, rosa Bällen, und wild und scheinbar chaotisch herumflitzenden Spielerinnen zu jenem Leuchten in den Augen, das auch mich jedes Mal befällt, wenn Dinge neu gedacht plötzlich zu mehr werden. Zu mehr Spaß, zu mehr Erfahrung und letztlich zu mehr Erkenntnis. Ich erinnere mich an eine solche Erfahrung aus frühester Jugend. Sie hieß damals: 3,2,1 – Rodeln! Als Kinder von Eltern, die aus dem bergigen und schneereichen Salzkammergut nach Wien gezogen waren, verbrachten wir unsere Winter in dieser zweiten Heimat. Der allergrößte Spaß war es mit der allerletzten Schiliftfahrt nach oben zu fahren, ausgestattet mit einem sogenannten Arschbob – ein Plastikteller der mehr mit dem Schnee verband, als das er trennte – und den fast schifahrerinnenlosen Abhang …nun, hinunter zu kugeln. Durchnässt bis auf die Knochen, aber rundum glücklich, kam mensch dann bei den Eltern an, wurde warm gerubbelt und ein wenig getadelt, aber schon als Kind war klar: Die freuen sich mit der eigenen Freude mit, ein wenig Neid ob des verlorenen Kindseins vielleicht inklusive. Schon damals fiel auf: Nicht alle erkannten den harmlosen aber ungemein lustvollen Spaß durch den Schnee zu schlittern und zu rutschen auch als solchen. Was wer als wie spaßig empfindet ist selbstverständlich subjektiv und jederfrau frei überlassen und hier soll auch nicht von den Gefahren des Arschbobfahrens vs. Schifahrens die Rede sein, sondern von der Freude, die Welt als Ort voller Möglichkeiten und nicht voller Zwänge zu begreifen. Etwas das einem Kind selbstverständlicher und leichter gelingt, etwas das wir gerne mit der Zunahme unseres Alter und unserer Verantwortlichkeiten vergessen, etwas das aber unabdingbar für funktionierende Zivilgesellschaften ist. Das unhinterfragte Das-haben-wir-schon-immer-so-und-deshalb-wirds-auch-weiter-so-gemacht lauert immer und überall! Unterscheiden können zwischen Zwang aus gesellschaftlicher Notwendigkeit und Zwang aus Unzulänglichkeiten der Gesellschaft und des Individuums heißt die Kunst. Wer sie beherrscht spielt Fahrradpolo in Sportkäfigen, rutscht Schihänge hinunter, strickt Wartehäuschen der Wiener Linien mit bunter Wolle ein, pflanzt Rasen auf verkehrspolitisch unnötigen Straßen oder begreift städtische Gebäudeschluchten als Hindernisparcours. Wer sie beherrscht hat neben der Fähigkeit, unser aller Leben zu verbessern vor allem eines gefunden: Eine ziemlich gute Möglichkeit Spaß zu haben! Denn Emanzipation heißt nicht nur Eingriffe in den physischen Raum und die an ihn gebundenen Nutzungen, nicht nur Eingriffe in Rituale und Machtstrukturen, die diesen Raum besetzen, Emanzipation bedeutet also nicht nur Konflikt, sie bedeutet auch, die eigene Unabhängigkeit von diesen Räumen und Prozessen zu erhöhen. Deshalb ist Emanzipation nicht nur ein beschwerlicher Prozess, sondern immer auch ein überaus lustvoller, spaßiger, voller positiver Überraschungen. Emanzipation ohne Entdecken von Neuem, ohne Staunen ob des Neuen gibt es gar nicht. Das ist es auch was wir immer wieder in den Augen von Zuschauerinnen bei unseren Bike-Polo-Partien sehen: Hey, was ist das? Scheint Freude zu machen! 3,2,1 – Polo! Lust auf Bike-Polo? Die Pony Asphalt Force (P.A.F.), derzeit ca. fünf Spielende, die sich meist Freitag, Samstag oder Sonntag im Allerheiligenpark oder auf der Donauinsel treffen, sucht aktuell Mitspieler_innen! Erreichbar unter pafpolo(a)gmx.at. online seit 18.03.2016 13:24:42 (Printausgabe 73) autorIn und feedback : Stefan Breitwieser (Pony Asphalt Force) |
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