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  Bike.Polo.Stadt. #2

Bikepolobasiskunde

Die häufigste Frage zum Fahrradpolo? Eindeutig und soooo was von sicher: Was ist das? Klar, ihr werdet denken, gibt’s nicht, peinlich, österreichisches Schulsystem auch wieder nicht so schlecht … Aber leider muss ich sagen: Diese Bildungslücke ist weit verbreitet. Deshalb widmet sich der zweite Teil der Reihe Bike.Polo.Stadt den Spielregeln des Bikepolo im urbanen Raum.

Nachwuchshoffnungen

Aber vorher noch etwas anderes. Gestern war Bikepolo for Kids im 20. Wiener Gemeindebezirk.
Das schaut so aus: Mittwochabend kann jedes Kind zwischen krabbeln-tu-ich-nur-mehr-wenn-ich-Lust-darauf-habe und meinen-richtigen-Führerschein-krieg-ich-in-einem-Jahr mit den Polorädern der Pony Asphalt Force (PAF) im Käfig im Allerheiligenpark Polo spielen. Wir, das PAF-Team, stehen daneben, pfeifen den großen internationalen Bikepoloregeln zuliebe ein wenig in die Trillerpfeife, und genießen den Spaß, der sich da vor unseren Augen entfaltet. Sehr geschätzt wird das Angebot auch, um mal gemütlich ein paar Stunden gemeinsam im Kreis zu fahren, schlicht des Radelns wegen. Seele baumeln lassen, verpackt wie das Michelin-Männchen, wer fällt, rollt bald schon wieder weiter, Ballkontakt ist Nebensache. Freude entflammt bei jedem Tor, darüber, dass der kleine Bruder auch schon Rad fahren kann und über die Schönheit am eigenen und gemeinsamen Schwung am und mit dem Rad sowieso.
Manchmal entstehen völlig unerwartet großartige Spielzüge, Nachwuchshoffnungen keimen sofort auf, große internationale Bikepolokarrieren werden am Spielfeldrand erträumt – den Kindern ist es meist einerlei, Hauptsache ist, sie können Rad fahren. Dass man hier im Käfig nur Fußball spielen darf, wie anfangs trotzig behauptet wurde, haben wir schon länger nicht mehr gehört.
Was im Übrigen auch nicht stimmt. Der Ball ist der entscheidende Faktor. Ballsportkäfig heißt das in der Diktion der Stadt Wien. Beim Polo ist das ein kleiner, bunter Hartgummiball mit einem Durchmesser von 6,3 cm. Wir bevorzugen rosa, innen hart, außen ein wenig weicher – Körpertreffer spürt frau, aber weniger als beim Anblick zu vermuten wäre. Womit der Zeitpunkt für die Bikepolobasiskunde günstig wäre.

3, 2, 1... Polo!

Gespielt wird, wo der Platz der Stadt es zulässt, eine gerade, feste Fläche und eine Bande am Spielfeldrand sind notwendig, eine Größe von etwa 40 mal 20 Metern wäre vorteilhaft. Das Spielfeld ist in Größe und Ausstattung einem Eishockeyfeld sehr ähnlich, nur ohne Eis. Ein jeder Ballsportkäfig tut’s auch.
Ein Bikepoloteam besteht aus drei SpielerInnen. Explizite Torfrau gibt es keine, in vielen Teams ist aber ausgemacht, wer das eigene Tor als letzte Frau verteidigt. Das Spiel startet mit den Worten „3, 2, 1 … Polo“, woraufhin jeweils ein_e SpielerIn der beiden Teams versucht, den in der Mitte des Spielfelds liegenden Ball zuerst zu erreichen. Sobald der Ball berührt wurde, starten auch die anderen SpielerInnen ins Vergnügen. Während des Spiels darf kein Körperteil den Boden berühren, geschieht dies doch, handelt es sich um ein Tap-out. Die_der SpielerIn darf, bis sie an den jeweiligen Seiten der Mittellinie abgeschlagen hat, nicht am Spiel teilnehmen. Die Sekunden in Überzahl werden gerne fürs Toreschießen genutzt. Bikepolo ist ein sehr dynamisches Spiel – langsame Phasen mit gegenseitigem Belauern wechseln sich mit schnellen Angriffen und Kontern ab. Nach zehn Minuten ist Seitenwechsel, das Spiel endet mit Ablaufen der Zeit oder wenn ein Team fünf Tore geschossen hat. Tore werden mit der Schmalseite des Schlägerkopfes geschossen, ansonsten darf der Ball mit allen Teilen des Schlägers geführt werden. Aber nur mit diesem! Fuß-, Hand-, oder Radball sind andere Sportarten. Der Schlägerkopf ist ein auf einer Seite geschlossener Hohlzylinder von etwa 15 cm Länge und ebenfalls einem Durchmesser von 6,3 cm. Als Griff dienen zumeist alte Skistöcke, neuerdings gibt es auch speziell gefertigte Bikepoloschläger. (Im Grunde nichts anderes als neue Skistöcke.) Kontakt ist erlaubt, allerdings immer nur zwischen Schläger und Schläger, Rad und Rad und SpielerIn und SpielerIn. Jede_r SpielerIn darf sich schützen, wie sie das möchte, mit Helm und ein paar Gelenksschützern macht das Spiel mehr Spaß – frau traut sich mehr und Verletzungen belaufen sich schwerlich auf mehr als ein paar blaue Flecken.
Manchmal spielen wir Alten beim Kinderpolo auch ein wenig mit. Ein wenig zeigen, wie’s geht, könnte man sagen. Wär’ aber gelogen. Zumindest nicht die ganze Wahrheit. Es macht einfach Spaß. Bikepolo ist eine der wenigen Sportarten, die sich wunderbar mit jeder Gruppe spielen lassen. Alter, Größe, Fitness, Können, Risikobereitschaft können völlig unterschiedlich sein. Solange der auch in den internationalen Regeln (Regelwerk der International Bicycle Polo Federation IBPF) festgeschriebene grundsätzliche Respekt für die Anderen eingehalten wird, steht dem gemeinsamen Spielspaß nichts im Wege. Radfahren sollte man können. Muss aber auch nicht sein. Bikepolo eignet sich hervorragend, um es zu lernen … und einiges andere auch. In diesem Sinne: Bike it like Polo. 3, 2, 1 ...



online seit 04.12.2015 09:48:05 (Printausgabe 72)
autorIn und feedback : Stefan Breitwieser (Pony Asphalt Force)




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