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LET IT BE KNOWN #3 Kolumne zu storytelling und anderen politischen Momenten FRÜHLINGSERWACHEN Es ist warm. Grau wird zu grün. Grün wird zu rot. Der erste Mai ist der Tag der Arbeit. Auf die Straße zum 1. Mai: Manche feiern, andere schreien, viele freuen sich, ein paar verlieben sich und einige gedenken. Es ist der 1. Mai 1999. Wien. Marcus Omofuma wird von Wien nach Sofia abgeschoben. Von da dann weiter nach Nigeria. Weil er sich gegen seine Abschiebung zur Wehr setzt, werden seine Atemwege von drei Polizisten zugeklebt. Er bekommt keine Luft. Zwei Wochen später... Es ist der 16. Mai 2010. Detroit. Aiyana Stanley-Jones wird während einer true-crime Sendung im Schlaf auf der Couch ihres Vaters in ihrer Wohnung erschossen. Die Polizei hatte sich bei den Wohnungen verirrt. Sie war 7 Jahre alt. Der Gerichtsprozess war ergebnislos. Drei Tage später... Es ist der 19. Mai 2011. Frankfurt. Christy Schwundeck, eine Schwarze Frau wird in einem Jobcenter von einer weißen deutschen Polizistin erschossen. Die Zeugenaussagen weichen alle sehr voneinander ab. Es bleibt ungeklärt was wirklich geschehen ist. Es wird entschieden, dass die Beamtin in Notwehr gehandelt hat. Das Verfahren wird kurz darauf eingestellt. Es gibt noch unzählige Namen zu nennen, nur was passiert mit den Namen, die nicht genannt werden können? Österreich hatte keine Kolonie, ist aber dennoch Teil der Geschichte des Kolonialismus, eingebettet in ein strukturelles, institutionalisiertes rassistisches System, das unentwegt durch Rassismus und white supremacy aufrechterhalten wird. Dieses System ist letztlich global verbunden und zieht mit sich eine Verantwortlichkeit, die nicht bei nationalen Grenzen aufhört. Rassistisch motivierte Gewalt und durch Rassismus legitimierte Gewalt ist alltäglich, transnational und reicht über jegliche Grenzen. Nicht nur in Wien gedenken wir. An alle Namen die uns bekannt sind und den vielen Namen die hier ungehört bleiben. Schwarze Erinnerungsarbeit ist politisch um nicht zu vergessen. Die Dokumentation von rassistischer Gewalt ist Teil des Schwarzen Widerstands. Diese Geschichten zu erzählen heißt Widerstand zu leisten- trotzdem zu lachen; trotzdem zu feiern; trotzdem weiter zu gehen - auf die Straßen - und zum ersten Mai erst recht! Jennifer Ndidi Iroh, Rafaela Siegenthaler *STELLUNGNAHME DER REDAKTION ERRATUM ZUR PRINTVERSION VON LET IT BE KNOWN #3 Liebe Leser_innen, Leider ist uns, der MALMOE-Redaktion, im Endredaktionsprozess der Nummer 71 ein schwerwiegender Fehler unterlaufen. Nicht nur wurden der Kolumne Let it be known #3 mit dem Titel "Frühlingserwachen" von jennifer ndidi iroh und rafaela siegenthaler Satzteile hinzugefügt, und damit formal und inhaltlich in die Eigenständigkeit der Kolumne unzulässig eingegriffen, es wurde auch im Lektorats- und Schlussproduktionsvorgang die Schreibweise des Wortes "Schwarz" auf "schwarz" geändert und ging so - von der Endredaktion unbemerkt - in Druck. Die Großschreibung des Wortes Schwarz aber ist Ausdruck eines antidiskriminatorischen und antirassistischen Sprachgebrauchs. Sie weist auf die Verwendung von Schwarz als politische Kategorie, und dessen entbiologisierenden Gebrauch sowie auf eine politische Selbstbezeichnung hin, die von Aktivist_innen entwickelt wurde. Nicht zuletzt deswegen stellt die Änderung in Kleinschreibung einen groben und sinnverändernden Eingriff dar. Dieser Fehler tut uns sehr leid und wir möchten uns auf diesem Weg auch noch einmal bei den Autorinnen entschuldigen. Uns ist die Wichtigkeit und politische Relevanz von Sprache, Begriffen und Schreibweisen in hohem Maße bewusst. Zwei Zitate, die das Verständnis von Schwarz als politischer Kategorie, sowie unseren unseren Zugang zur Schreibweise auf die wir uns beziehen möchten, verdeutlichen: „Wenn verschiedene Gruppen - asiatischer, afrikanischer oder karibischer Herkunft - sich selbst und gegenseitig als /schwarz/ anrufen, evozieren sie eine kollektive Identität, die auf politischen und nicht auf biologischen Ähnlichkeiten basiert. Mit anderen Worten, es werden die naturalisierten Konnotationen des Begriffs /schwarz/ aus den dominanten Codes des rassistischen Diskurses heraus-artikuliert und als Zeichen der Allianz und Solidarität zwischen verstreuten Gruppen von Leuten artikuliert, die die gemeinsame Erfahrung des britischen Rassismus teilen.“ Kobena Mercer (In: Ders: "'1968': Periodizing Politics and Identity", in: Grossberg, Lawrence, Cary Nelson u. Paula A. Treichler, Cultural Studies, Routledge, New York u.a. 1992) „Wir verwenden in unserem Text das Wort Schwarz in Großschreibung und folgen damit einer deutschsprachigen Schreibweise, die entwickelt wurde, um eine politische Dimension des Begriffs zu unterstreichen, die weit über Herkunft und Aussehen hinausreicht. Diesem Gebrauch des Begriffs folgend bezeichnet Schwarz den mehrheitlichen Teil der Weltbevölkerung, die sich als nicht weiß und nicht (ausschließlich) in europäisch-westlichen-christlichen Kulturen und damit verbundenen Vorstellungen und Ideologien verwurzelt fühlt.“ Belinda Kazeem/ Johanna Schaffer (In: Dies: Talking back. bell hooks und Schwarze feministische Ermächtigung, in: Schlüsselwerke der Postcolonial Studies, Springer VS, Wiesbaden 2012) online seit 12.05.2015 19:46:04 autorIn und feedback : Jennifer Ndidi Iroh, Rafaela Siegenthaler; Redak |
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