menueleiste1
home archiv suche messageboard abo hier gibts malmoe feedback alltag verdienen regieren widersprechen funktionieren tanzen erlebnispark
Ordnung am Bau

Geradewegs XI: Kolumne zu radzentrierter urbaner Mobilität

LIEGT DAS GUTE DENN SO NAH – ODER IST EINFACH DAS BESSER, was näher parkt und per Lift direkt erreichbar ist, um sich damit auf die PS-starke Suche nach schnellen Spurwechseln und freien Parkplätzen zu begeben?

Für die tägliche Wahl des Verkehrsmittels sind viele Faktoren ausschlaggebend, einer der wichtigsten ist die rasche Erreichbarkeit und komfortable Nutzung. Damit das für das KFZ zutrifft, sorgen seit Jahrzehnten die Wiener Bauordnung und das Garagengesetz. Diese schreiben die Anzahl der PKW-Stellplätze pro Wohnung in Neubauten präzise vor, und sichern damit den Open Access zum Verbrennungsmotor. Viele Bundesländer haben bereits vorgemacht, dass das nicht alles sein kann, und ebenso Verpflichtungen für Anzahl und Qualität der Radabstellplätze verabschiedet.

NUN HAT WIEN DIE BAUORDNUNG NOVELLIERT UND IM Ressortpoker zwischen Stadtrat Ludwig und Stadträtin Vassilakou bemerkenswertes gemacht: Einerseits die KFZ-Stellplatzvorschriften reduziert – ein Drittel weniger PKW-Parkplätze fürs Wohnen und ein Fünftel weniger für Büro- und Geschäftsnutzung – und andererseits die Radabstellplätze nicht verpflichtend festgeschrieben. Als Ausgleich dafür musste eine formulierungskreative Ersatzhandlung herhalten.

Nicht in der Bauordnung selbst, aber in den darin enthal­tenen erläuternden Bemerkungen steht nun: „Bei der Interpretation ist davon auszugehen, dass bei Neubauten als Richtmaß je 30 Quadratmeter Wohnnutzfläche ein Fahrradabstellplatz zu errichten ist, wobei im Einzelfall auf die örtlichen Gegebenheiten und die voraussichtliche Bewohnerstruktur Bedacht zu nehmen ist.“ Da stellt sich nun die Frage, wer in wessen Interesse auf Örtliches Bedacht nimmt, wenn nur von Interpretationen Ausgang genommen wird? Und wodurch diese Formulierung dafür Sorge trägt, dass der Radabstellraum nicht wie üblich zum verwinkelten Kammerl im Keller verkommt? Denn Lage, Fläche und Ausstattung sind der Schlüssel zum Erfolg, der statt zur Zündung zum Radschloss greifen lässt.

WAS MÖGLICH IST, ZEIGT EIN FALL, IN DEM DIE BEWOHNERiNNEN selbst Bedacht auf ihre Struktur genommen haben: das „Wohnprojekt Wien“, deren TrägerInnen sich nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten auf die Fahnen geschrieben und ihren Neubau, ein gemeinschaftliches Wohnheim im Nordbahnhofviertel, dementsprechend gestaltet haben. Die sehr wenigen Autos – denn der Großteil lebt autofrei – sind in der Garage des Nachbarhauses kostenpflichtig geparkt, die dadurch frei werdenden Untergeschoßflächen und Budgets wurden für Gemeinschaftswerkstätten und Freiräume genutzt.

Der ebenerdige Fahrradabstellraum inklusive Werkstatteck hat geräumige Ausmaße, die einer Bauordnung würdig wären und die eine emissionsfreie, platzsparende Verkehrsmittelwahl wirklich nahe legen. Hinter Glas und sauber geordnet – ganz ohne Bauordnungshilfe – stehen 120 Fahrräder für 40 Wohnungen, daneben Lastenräder und Kinderanhänger. Wenn Ordnungspolitik zu vage bleibt, ist also vereinzelte Selbstorganisation angesagt. Die gesellschaftliche Mobilitätswende wird so aber in weiter Ferne bleiben.


ANMERKUNG
Alec Hager transportiert Radverkehrsengagement als Bundessprecher von Radlobby Österreich sowie für die Wiener Radlobby IG Fahrrad: lobby.ig-fahrrad.org. Der Text basiert auf Analysen durch IGF-Vorstandsmitglied Beatrice Stude.

online seit 28.10.2014 18:29:13 (Printausgabe 68)
autorIn und feedback : Alec Hager




Es geht nicht nur um Pandas

Jedes Jahr sterben tausende Arten aus. Wieso muss man as verhindern und welche Arten wollen wir überhaupt schützen?
Ein Erklärungsversuch
[03.10.2018,Katharina Kropshofer]


Insektensterben und Klassenkampf

Warum der Kapitalismus nicht mit Artenvielfalt vereinbar ist und was das für die Aufklärung bedeutet
[03.10.2018,Felix Riedel]


Luftige Migration

Oder wie es dem Menschen bald gelingen wird, auch den Zugvögeln Grenzen zu setzen
[03.10.2018,Urs Heinz Aerni]


die nächsten 3 Einträge ...
 
menueleiste2
impressum kontakt about malmoe newsletter links mediadaten