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Die verkehrten Fotografien Folge I des neuen MALMOE-Mikrokrimis, ab jetzt in jeder Ausgabe. the real crime inc presents: Die geheimnisvollen Fälle von Inspektor Zwezler und seinem Partner Moik Inspektor Zwezler ging noch einmal die Fotos durch. Es war wie verzwickt. Kaum hatte er die Asche von der Zigarette gedrückt, war sie auch schon wieder nachgewachsen. „Die Fotos ergeben irgendwie keinen Sinn“, dachte er, während er seine Zigarette in Augenschein nahm und die Bilder über den Tisch zu seinem rangunteren Partner Moik schob. „Alle verkehrt.“ „Verkehrt?“ „Unten den Kopf im Himmel und oben die Füße am Boden“, antwortete Zwezler, während er den Rauch aus seiner Nase schob. „Nur: Die verkehrte Welt ist für einen Kriminologen ein Indiz.“ „Sie sagen es. Und was für eines!“, raunte Moik während er seine Zahnreihe wie Klaviertastaturen aneinander rieb und in seinen Kaffeebecher sufflierte. „Wir haben ein Problem. Die ganze Wirklichkeit scheint aufrührerisch zu sein.“ „Bei Gott, das wollen wir uns nicht gefallen lassen“, imitierte Zwezler Luis Trenker in der letzten Rolle des Abendlands, mit hochalpinen Gefühlen. „Ein Inspektor lässt sich nicht in die Irre führen.“ Zwezler und Moik saßen nachdenklich vor dem wirren Haufen an Fotografien und starrten eindrucksvoll in den Raum. An dieser Geschichte schien etwas faul zu sein. In diesem Moment meldete sich das Mobiltelefon. Moik erkannte sofort, dies war der erwartete Anruf aus der Kantine. Das Läuten erstummte jedoch. Anschließend blinkte ein SMS auf. „Bessa vorresavieren. Spezialität!“ Moik grinste wie ein Smiley ins Display. „Wenn die Kantine schon jetzt so euphorisch ist, wird wohl der Nachschlag heiß umkämpft werden“, dachte er sich und warf seinen Chef einen auffordernden Blick zu. Inspektor Zwezler rutschte jedoch nur aufgebracht auf seinem Stuhl hin und her, stand auf, verstellte die Lehne und schien gekonnt die Dringlichkeit zu ignorieren. Moik begann beiläufig, in trockener Aufrichtigkeit an eine unbestimmt Allgemeinheit gerichtet, zu murmeln: „Wir sollten vorreservieren.“ „Die Kantine. Ich verstehe. Daher kam also das Läuten. Wieder mal eine Spezialität?“ Zwezler gab sich gerade seiner Kombinationsfähigkeit hin, als sich auch bei ihm ein SMS vorstellig machte. Beide wussten sogleich, dass dieser Zufall wie eine Bestätigung des ersten SMS ein sofortiges Handeln verlangte. Während Zwezler zur Überprüfung elegant die Nachricht öffnete und zu nicken begann, schickte Moik bereits eine Antwort zurück: „zwai mal.“ Exzellent gelöst. Neidlos muss hier zugegeben werden, dass kein Handgriff zu viel und keine Überlegung zu wenig hier einen grandiosen Erfolg zu Wege gebracht hatten – und dies trotz der äußerst ungünstigen Gegebenheiten. Denn anfangs schien alles noch reichlich verworren, unter Umständen bedrohlich und trotzdem nicht ungefährlich. Vor allem weil die Frage nach den verkehrten Bildern noch nicht gänzlich geklärt war. Waren diese Personen nur verkehrt herum, oder war das bereits die Verbindung? Zwezler blickte auf die Uhr. Es war bereits halb zwölf. War es nicht schon viel zu spät? Oft starteten solche SMS-Ketten bereits um zehn Uhr! Wenn nun das ganze Suchtgiftdezernat schon vor ihnen reserviert hatte und auch die vom Rechtsextremismus? Aber waren bei denen, bei den Rechten oder die „für die Rechten“, nicht auch einige Vegetarier? Zumindest sahen sie alle sehr ungesund aus. Das war Zwezler bereits aufgefallen, als es noch das Gerücht gab, dass diese Abteilung gar nicht existiere. Es hieß damals, dass im Büro nur ein Computer steht, es eine reine Onlineabteilung wäre. Doch er kannte einige von ihnen aus der Kantine. Sie waren ihm aufgefallen, da sie verdächtig früh dort saßen. Er erinnerte sich sogar, dass einer darüber prahlte, dass sie nur Daten sammeln und keine Fotografien verwenden. Wie hatte er ihn damals dafür bewundert, keine Fotos, nur Daten; keine Haufen an verkehrten oder nicht verkehrten Bildern, sondern nur ein Schreibtisch mit Computer und persönlichen Kram. Sonst nichts. Bei dieser Erinnerung verspürte Zwezler ein mulmiges Gefühl im Magen wühlen, bis ihm die Aufmerksamkeit dafür abhanden kam, da in diesem Moment Moik ihm den Tipp ins Ohr zu flüstern begann: „Gehen wir gleich jetzt. Ein bisschen früher als sonst. Denn anders herum wird die Situation auch nicht besser.“ „Das wäre eine umfangreiche Ermittlung; eine direkte Beweisaufnahme,“ nickte Zwezler in entsprechender Ernsthaftigkeit und zog sein Sakko vom Stuhl. „Eine Spezialität, das ist leicht gesagt, solange nicht das Gegenteil unter Beweis steht. Aber wir sollten vorsichtig sein. Besser Stiegen, als Lift. Wir dürfen es den Anderen nicht zu einfach machen. Stiegen sind schneller.“ Unterwegs kam ihm die seltsame Aussage eines Wurststandverkäufers in den Sinn: Vor Ort nimmt der Puls des Geschehens die wirkliche Spur auf. Die beiden stapften die Stiegen hinunter, durch den im gelb-trüben Licht gehaltenen Gang, um die Ecke, und nach wenigen Metern waren auch schon die ersten Kochdüfte auszumachen. In diesem Moment fiel Zwezler ein, dass die Frau am ersten Foto seiner eigenen Tochter immens ähnelte, was den Verdacht erhärtete, dass alles reichlich merkwürdig war und seinen Lauf fortsetzte. online seit 06.12.2011 11:38:24 autorIn und feedback : Andi Pavlic Links zum Artikel:
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