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  Gestörtes Störendes #1

Selbstzweifel

Meine Kolumne. Das macht Druck und beschäftigt mich nun seit Tagen. Ständig dieselben Gedanken: Was soll ich da schreiben? Wen interessiert’s? Was habe ich zu sagen? Und: Wieso plagt mich diese Anfrage eigentlich dergestalt? Weil ich bewundert, gut sein, für toll befunden werden will, beneidet für meine originellen, mutigen Gedanken und scharfen Analysen. Weil ich Angst habe, kritisiert zu werden oder gar entlarvt. Entlarvt in meiner Banalität oder Ignoranz, entdeckt in meinen Klassismen, Sexismen, Rassismen.

Klingt nicht so, als sei ich die Beste für den Job, oder? Sollte nicht jemand hier seine Gedanken teilen, die_der etwas weniger narzisstisch, anerkennungssüchtig und ideologisch verzerrt ist? Jemand, die_der kompetent und sicher im eigenen Wissen ist? Das mag sein, doch mir ist der Job angeboten worden und ich werde mein Bestes geben. Allerdings nicht in narzisstischer und ideologisch verzerrter Richtung, sondern in einer diese Faktoren reflektierenden. Ich finde nämlich auch, dass „das Ganze“ falsch läuft und das geändert gehört. Ich bin Subjekt dieser Gesellschaft und gleichzeitig ebensolches in ihr. Das bedeutet, dass ich gar nicht anders kann, als mit den Instrumenten, die in dieser Gesellschaft zum Denken geboten und möglich sind, zu arbeiten. Diese aber beständig zu hinterfragen, ist die Herausforderung. So gesehen gibt es keine richtige Position, von der aus gesprochen werden kann. Jede Position ist vorläufig und kann durch „besseres Wissen“ verschoben werden. Die Schwierigkeit besteht darin, sich verschieben zu lassen. Mit jeder Verschiebung verlieren wir auch etwas, nämlich das Vertraute und Etablierte. Wie weitreichend dieser Verlust ist, hängt von der konkreten Erkenntnis ab, um die es geht. A.S. Neill z.B. beschreibt einen Wendepunkt in seinem Leben, als ihm mitten im Schlagen eines Schülers die Absurdität dieser Situation bewusst wird: Er, der Stärkere und Ältere, der dem Jüngeren was beibringen sollte, tut diesem Gewalt an, anstatt in einen Dialog des Austausches von Wissen zu treten. Was passierte nach dieser Erkenntnis? Neill entschloss sich, ihr zu folgen und musste folglich seine etablierte Position verlassen. Er quittierte den regulären Schuldienst und begann seinen Weg in Richtung Summerhill, einem Pionierprojekt der freien Schulen. Der Verlust, den er in diesem Fall hinnehmen musste, war beträchtlich. Er war ein von Kolleg_innen und Schüler_innen respektierter Lehrer, in einer gesicherten und angesehenen Position und verließ all das für etwas Ungewisses, Belächeltes, Angefeindetes. Er hat sich für das Risiko entschieden, von einer hierarchischen, unterdrückenden, ausnutzenden Position in eine solidarischere, egalitärere zu wechseln. Das hätte aber auch ins Auge gehen können, wie beim kritischen Sozialpsychologen Peter Brückner, aber das können wir uns nächstes Mal anschauen. Falls ihr die Kolumne mögt.


online seit 24.01.2018 08:39:48 (Printausgabe 78)
autorIn und feedback : Daniel Sanin




Wie vorher!

aus dem Diskursiv: Vom Leben mit Kindern
[05.10.2018,Monika Vykoukal]


Neiiiihhin!

aus dem Diskursiv:
Vom Leben mit Kindern [05.10.2018,Patrick Ward]


Er hat die Melone so gern

aus dem Diskursiv:
Vom Leben mit Kindern [05.10.2018,Benjamin Herr]


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