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Mehr als historische Faktenvermittlung Rezension des FIPU-Bandes zu Prävention & Bildung gegen Rechtsextremismus Die Forschungsgruppe „Ideologien und Politiken der Ungleichheit“ legt mit ihrem zweiten Rechtsextremismus-Band eine beeindruckend praxisbezogene Auseinandersetzung mit Rechtsextremismusprävention und politischer Bildung in der postnazistischen Migrationsgesellschaft vor. „Theorie und Praxis zusammendenken“ –so lässt sich die große Stärke des zweiten FIPU-Bandes zusammenfassen. Die Autor_innen beschäftigen sich darin aus transdisziplinärer Perspektive mit politischer Bildung und Extremismusprävention und beziehen bildungspolitische Rahmenbedingungen, aktuelle Debatten und Vermittlungsarbeit aufeinander. Das Buch ist zwar in theoretisch-konzeptionelle und praxisbezogene Beiträge gegliedert, doch die Grenzen verschwimmen—und das ist beabsichtigt und gut so, denn immerhin geht es um politische Interventionen. DIE EINLEITENDEN BEITRÄGE von Günther Sandner und Nico Bechter illustrieren die schlechten institutionellen Rahmenbedingungen für politische Bildung in Österreich und berücksichtigen sowohl historische Faktoren, wie fehlende Entnazifizierung und Re-Education nach 1945, als auch aktuelle Hemmnisse, wie den neoliberalen Umbau von Bildungseinrichtungen. Karin Kuchler diskutiert geschlechtsspezifische Leerstellen: sie problematisiert den anhaltenden Fokus auf hegemoniale Männlichkeit in der Rechtsextremismusprävention und schlägt vor, feministische Ansätze und kritische Männlichkeitsforschung stärker in die pädagogische Arbeit zu integrieren. Eine Perspektivenverschiebung nehmen Stefanie Mayer und Bernhard Weidinger vor, die Herausforderungen antifaschistischer Bildungsarbeit in der Migrationsgesellschaft reflektieren und sich dabei an dominanzgesellschaftliche Personen richten. Eine Quintessenz der Überlegungen ist, dass eine solche Bildungsarbeit nicht im „Sich-Informieren über die Anderen“ bestehen kann, sondern eine Auseinandersetzung mit der eigenen Verstrickung in Dominanzverhältnisse erfordert. Auf anderer Ebene verfolgen Judith Götz und Matthias Falter ebenfalls einen reflexiven Ansatz: sie beschäftigen sich mit linken Positionen zum Phänomen PEGIDA und problematisieren die Tendenz, die F-wählende „gesellschaftliche Mitte“ (immerhin 50%) auszublenden und extremistische Ideologien an den rechten Rand zu schieben. Auch linke Spannungsfelder in puncto Rassismuskritik werden aufgegriffen und anhand von zwar solidarisch gemeinten, jedoch essentialistisch-homogenisierenden Gruppenkonstruktionen von „den Muslim_innen“, Auslassungen bei der Kritik von antimuslimischem Rassismus thematisiert. DIE AUF DIE PÄDAGOGISCHE PRAXIS bezogenen Beiträge beleuchten die Settings Schule und Soziale Arbeit. Elke Rajal und Heribert Schiedel fordern, schulische Rechtsextremismusprävention nicht nur als historische Faktenvermittlung, sondern stärker als antisemitismus- und rassismuskritische Bildungsarbeit anzulegen und plädieren mit Verweis auf aktuelle Debatten über islamisierten Antisemitismus für antirassistisch-entkulturalisierende Zugänge. Die Annahme, dass Gedenkstättenpädagogik eine ausreichende Prävention darstellt, wird auch von Judith Götz in Frage gestellt—und passend dazu im nächsten Beitrag von Jana Sommeregger ein kritischer Überblick über antifaschistische Kinder- und Jugendliteratur gegeben. Danach illustriert Eva Grigori die Leerstelle Rechtsextremismusprävention bei Erwachsenen in der Sozialen Arbeit und schlägt vor, Konzepte aus der Jugendarbeit zu adaptieren. Die letzten Beiträge spannen den Bogen zurück zu migrationsgesellschaftlichen Debatten: Carina Klammer illustriert die Blitzkarriere von Deradikalisierungsprävention und kritisiert, dass durch den Fokus auf Muslim_innen „autochthoner“ Rechtsextremismus mitunter aus dem Blick gerät. Gleiches stellt Fabian Reicher im Bereich Jugendarbeit fest und warnt vor einer Stigmatisierung durch die Verknüpfung von Prävention und sicherheitspolitischen Diskursen, da jegliche pädagogische Intervention auf Respekt und Anerkennung fußt. Der rote Faden, der alle Beiträge verbindet, ist die Frage nach politischer Intervention über eine „Erziehung zur Mündigkeit“, oder anders gesagt: zur (Ideologie-)Kritikfähigkeit. Dabei wird prinzipiell die kapitalistische Konkurrenzlogik als auslösender Faktor für autoritäre Ideologien thematisiert und der wohl aktuellsten Frage nachgegangen, was Prävention und politische Bildung in der postnazistischen Migrationsgesellschaft heißt. Dass all dies von Autor_innen reflektiert wird, die sowohl in der Vermittlungsarbeit als auch in der Forschung tätig sind, macht das Buch zu einem großen Gewinn—nicht nur für Praktiker_innen. FIPU (Hg.): „Rechtsextremismus. Band 2: Prävention und politische Bildung“, Mandelbaum, Wien 2016 online seit 29.09.2016 11:03:20 (Printausgabe 76) autorIn und feedback : Julia Edthofer Links zum Artikel:
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