Eine Zeitung als kollektiver Organisator?
MALMOE 100 – Schwerpunkt
100 Ausgaben MALMOE
»Happy Birthday, MALMOE!« hieß die Reihe, die zum 20-jährigen Bestehen in der Rubrik Alltag ihren Platz fand. Wir freuen uns, dass einige Gründungsmitglieder und treue Weggefährt:innen der MALMOE zu diesem Anlass ihre Erfahrungen mit uns teilten. Sie haben für MALMOE einen Blick in unsere offene Zukunft gewagt. Entstanden sind sechs wunderbare Beiträge, die selbstkritisch und konstruktiv Missstände, sowie Herausforderungen der MALMOE benennen.
Vina Yun kritisiert zum Auftakt der Serie mangelnde Zugänglichkeit linker Medien und der MALMOE für Personen mit Migrationserfahrung und für People of Color. Sylvia Köchl-Bartu benennt die stetigen Kämpfe, die es braucht, um männliche Dominanz einzuhegen. Während Jannik Eder die grenzenlosen Dimensionen des freiwilligen unbezahlten Engagements betont, die ein Projekt wie MALMOE erfordert, setzt Volkan Agar die Ermöglichung, Texte zu schreiben, und die Veröffentlichung der eigenen Artikel in den Vordergrund. Eine Reflexion, die ausgeht von der eigenen Sozialisation, wo im Elternhaus kaum gelesen und nicht geschrieben wurde. Beat verweist auf die Euphorie, mit der das Projekt MALMOE startete, aber berichtet auch von der ersten Einsicht, dass es gar nicht so leicht ist, theoretische Texte journalistisch zu vermitteln. Von Eva Egermann erfahren wir, wie die Redaktion Freitag-nacht gemeinsam Szenelokale aufsuchte und mit frisch gedruckten MALMOEs belieferte. Und wie sich dabei spannende und kontroverse Diskussionen, angeregt durch MALMOE, aufgetan haben.
Dabei war MALMOE von Anfang an sowohl eine Intervention in eine sehr homogene und konzentrierte Medienlandschaft, sowie der Versuch in einem neuen Medium ein Bündel an Diskursen zusammenzubringen. Das Projekt zeichnete sich von Beginn an durch eine konstant reflektierende Konzeptionalität aus. Und das ist keine rückblickende Zuschreibung: Die erste Generation von MALMOE-Schaffenden lud in der orangegehaltenen Nullnummer der Zeitung „Umherschweifende“ zum gemeinsamen konzipieren von MALMOE ein. Angekündigt und schon mal ausprobiert wurde in dem noch reduzierten Heft, was dann über 20 Jahre in 100 Ausgaben kommen sollte: Eine unabhängige Zeitung und der Versuch, für gesellschaftliche Umbrüche eine (neue) journalistische Form zu finden. Mit der Referenz auf René Magritte: „Ceci n‘est pas une start up! – Das ist kein Startup!“ wurde damals bereits benannt, was MALMOE nicht sein will, aber von einigen Dynamiken her leider ist. MALMOE funktioniert allein auf der Basis von nahezu 100 Prozent ehrenamtlicher Arbeit. Die Parallelen zu etablierten Arbeitsrealitäten, prekären Strukturen, wie wir sie in der Startup-Welt finden, drängen sich auf. Und hier sind wir 100 Ausgaben später, treten dem Widerspruch affirmierend entgegen, verweigern uns den Logiken der Selbstausbeutung und ertappen uns (leider!) viel zu oft dabei, wie wir ihnen dann doch verfallen. Tränen der Wut mischen sich hier mit Tränen der Freude über ein Projekt, das ohne Zentrum funktioniert und für das sich immer wieder Menschen begeistern. Und was kann es Schöneres geben, als sich den Netzwerken hin zu öffnen, mit denen und durch die MALMOE sich bewegt.
MALMOE – Vertraut und immer noch undurchschaubar
Finde ich MALMOE an einem Ort, ist das ein Hinweis, dass ich dort richtig bin.
Herzlichen Glückwunsch zum Hunderter!
Wenn die MALMOE eine Mondrakete wäre, dann wäre sie die von Wallace and Gromit.
Augustinische Grußadresse
Jubiläen mit zwei Nullen erregen Aufmerksamkeit
Geburtstagsbussis von Mosaik
Seit 100 Ausgaben trotzt MALMOE nun schon dem irren Alltagszustand