Digitale Psychogramme des VP-Nachwuchses
Was machen eigentlich Österreichs juristische VP-Nachwuchskader in ihren geschlossenen Kommunikationskanälen? Der Falter hat dieses Geheimnis in seiner Ausgabe 19/17 gelüftet: Naziwitze, die sogar in RFS-Foren überraschen würden. (Nicht wirklich.) Es wurde also dieselbe Studierendenpartei in einen Skandal verwickelt, die kurz zuvor versuchte, die OTS-Politik der Hochschüler_innenschaft zu skandalisieren, welche etwa Presseaussendungen für Universitätsveranstaltungen mit Holocaust-Überlebenden ermöglichte.
Die Leaks kamen gleich aus zwei privaten Gruppen: Der Facebook-Gruppe Fakultätsvertretung JUS Männerkollektiv und dem WhatsApp-Chat Badass warlords. In beiden Zusammenschlüssen finden sich die Namen von AG-Topfunktionären, größtenteils an der FV Juridicum tätig. Für den geteilten Content in diesen Gruppen wäre der Begriff „Locker Room Talk“ noch zu euphemistisch. Vielmehr handelt es sich um heftige gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, und davon gleich das ganze Spektrum: Die Opfer der Shoah wurden wiederholt mit „Backofen-Witzen“ verhöhnt, Frauen als „Muschis“ bezeichnet, unzählige Memes über Menschen mit Down-Syndrom gepostet und auch für rassistische Posts gegen Muslim_innen hatten die jungen Herren genügend „Lols“ übrig.
Veröffentlicht wurden die digitalen Psychogramme der Nachwuchsjuristen in der Schlussphase des ÖH-Wahlkampfes, die PR-Experten der Volkspartei waren dementsprechend rasch zur Stelle. Ein paar wenige symbolische Rücktritte, eine halbherzige Stellungnahme („schwarzer Humor“) – und schon war der Rummel auch wieder vorbei.
Zwei Mandate in der Fakultätsvertretung hat die AG-Jus letztlich an den VSSTÖ verloren. Das Gros des VP-Wahlklientel war also traditionsgemäß willig, ein – oder zwei – Augen zuzudrücken. Überraschend ist das nicht. Wer Dollfuß und Waldheim erträgt, wird sich wohl auch am zünftigen Holocaustwitz nicht stoßen.