Machiavellistische Linke
Stellen wir uns kurz vor, die Wahlen in Frankreich seien ein perfekt inszenierter Coup der Linken gewesen. Checkliste: 1. Den Frustrierten wird die Gelegenheit gegeben, den Sozialisten weh zu tun, durch Abstrafen eines völlig unzureichenden Kandidaten. Hamon 6,4 %, also Häkchen. 2. Das rechtsradikale Lager wird aufgespalten durch Aufstellen eines alten Kommunisten, der Nationalbolschewismus predigt. Zweites Häkchen: Mélenchon. 3. Die Konservativen werden diskreditiert, indem sie dazu gebracht werden, einen Gangster aufzustellen. Das dritte Häkchen war einfach: Sarkozy, Juppé und Fillon sind alle des Nepotismus überführt. 4. Das vierte Häkchen war das Meisterstück: Ein weiterer Kandidat musste her, der das Ding gewinnt. Ein Mann, der das neoliberale Programm, das Hollande noch unter Rhetorik verbarg, offen anpreist, mit ein bisschen unverbindlichem sozialem Zuckerguss. Die eigenen Abgeordneten wechseln einfach in seine „neue Partei“, die einen beliebigen, von Spindoktoren ersonnenen Stussnamen verpasst bekommt, En Marche!, und siehe da, wir haben M. le Président Emmanuel Macron. In den nächsten fünf Jahren muss genau nix gemacht werden, einfach ein bisschen Programm „Blöder“ (Blair und Schröder) gemeinsam mit Wolfgang Schäuble. Perfekt. Ist natürlich nur eine Reverie. Die Wahrheit ist, ein Haufen Verzweiflungstaten führten zu einem Zufallsergebnis.
You can’t always get what you want
Im Mai dieses Jahres starb der Indonesier Mbah Ghoto. Er besaß ein offizielles Papier, das seinen Geburtstag mit Dezember 1870 angab. Da die Behörden in Indonesien offizielle Geburtsregister erst seit dem Jahr 1900 führen, konnte dies nie verifiziert werden, wohl aber dass Ghoto zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bereits gelebt haben muss. Er war also mindestens 117 Jahre alt, vielleicht sogar unglaubliche 147. Für das Geheimnis seines extrem hohen Alters hatte Mbah Ghoto eine einfache Erklärung: „Ich habe mir schon so lange gewünscht, endlich zu sterben.“
Märchenstunde
Denken wir uns einmal eine vollkommen unglaubwürdige Geschichte aus: Ein deutscher Bundeswehrsoldat – geben wir ihm den ungewöhnlichen Namen „Franco“ – beantragt als syrischer Flüchtling unter dem komplett verrückten Namen (Spaß muss sein) „Peter David Benjamin“ Asyl. Er sieht aus wie ein typischer Kommisskopp, der er ja auch ist, und spricht kaum ein Wort Arabisch. Die Sache würde natürlich sofort auffliegen, nur ist der zuständige Asyl-Sachbearbeiter ebenso ein Mitglied der deutschen Streitkräfte, der nichts bemerkt. Köstlich. Der „Flüchtling“ Franco alias David Benjamin verhält sich laut Behörde vollkommen „unauffällig“ und nimmt brav alle ihm vorgeschriebenen Termine wahr. In seiner Freizeit sammelt er Nazi-Devotionalien und verfasst „Todeslisten“: deutscher Bundespräsident, deutscher Bundesjustizminister und die Mitglieder des Zentrums für politische Schönheit. Der üblichen Überwachung und Kontrolle der Flüchtlinge entzieht er sich leichtfüßig (Wer sollte ihn auch nach seinem Pass fragen?) und er reist ohne Weiteres ins benachbarte Österreich. Dort versteckt er am Flughafen Wien Schwechat eine Waffe. Diese wird von der Putzkolonne sogleich gefunden und Franco geschnappt. „Flughafen, Waffe – egal“, denken sich die Ösi-Kieberer. „Wird scho nix sein“, denn wer erwartet sich Terror von einem deutschen Soldaten? Somit zeigen sie den Oberstleutnant nur wegen Verstoß gegen das Waffengesetz an und lassen ihn laufen.
Die Geschichte ist einfach viel zu beknackt und komplett unglaubwürdig. Nur beschreibt sie den tatsächlichen Ermittlungsstand der deutschen Behörden im Mai 2017.
Absolutionsexperte
Dass es sich bei Franco A. nicht um den einzigen Neonazi unter den knapp 180.000 aktiven Soldatinnen und Soldaten handeln würde, dünkte – nach ausgiebiger Erfassung der Sachlage – selbst der Oberkommandeurin Ursula von der Leyen (CDU), die von einem „Haltungsproblem“ (gemeint war nicht die Körper-, sondern die Geisteshaltung) in ihrer Armee sprach. Hans-Peter Bartels (SPD), der Wehrbeauftragte des Bundestages, erkannte bei der Bundeswehr sogar eine strukturelle Anfälligkeit für Rechtsextremismus. Ganz anders hingegen sah es Tobias Lindner, Verteidigungsexperte der Grünen, also jener Partei, die sich einst aus Teilen der Friedensbewegung gründete und Deutschland bald darauf wieder zur Kriegsnation machte. Gegenüber der Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mahnte er: „Die Bundeswehr kann nichts dafür, dass sie als Armee für Rechtsextreme eine erhöhte Anziehungskraft besitzt.“ Genau. Und die Grünen können nichts dafür, dass sie als Partei für tumbe Schwafelei für Lindner eine erhöhte Anziehungskraft besitzen.
Schwarzes Gold und weiße Panzer
Die in der Arktis vermuteten Öl- und Gasvorkommen werden in absehbarer Zukunft wohl für einige geo- und wirtschaftspolitische Brisanz sorgen. Am Moskauer Roten Platz stachen bei der Militärparade zur Feier des Sieges über Nazi-Deutschland unlängst einige Panzer und andere Kriegsfahrzeuge durch ihre schneeweiße Lackierung hervor. Sie sind Teil der modernisierten, russischen Arktisarmee, mit der man weitere Teile der Polarregion erschließen und falls erforderlich die Ansprüche auf die Ressourcen im Eis verteidigen will. Und was macht die andere Seite? Während im Baltikum immer mehr NATO-Truppen stationiert werden, haben die USA im Herbst vergangenen Jahres zum ersten Mal seit 1945 Stellung in Norwegen bezogen. Von dort sind sowohl die Arktis als auch Russland nicht weit, zumal sich in den frostigen Höhlenlandschaften der Ernstfall einigermaßen gut trainieren lässt.
Zwei weniger
Folgende Geschichte aus der Kategorie „Kannst du dir nicht ausdenken“ ereignete sich vor Kurzem in den USA: In einer Wohnung im Bundesstaat Florida wohnten vier Neonazis. Einer von ihnen konvertierte zum Islam. Konsequenterweise verschmähten die anderen ihren Mitbewohner fortan. Der Konvertit rächte sich an den Neonazis, indem er zwei von ihnen im Namen seiner neuen Sache erschoss. Bei der Durchsuchung der Wohnung stieß die Polizei auf den vierten, noch lebenden Neonazi, haufenweise neonazistische Propagandaprodukte und reichlich Material zum Bombenbau. Die beiden noch verbliebenen WG-Kameraden kamen in den Knast und wurden angeklagt. Der eine wegen des Doppelmordes, der andere aufgrund des vorgefundenen Sprengstoffs.
Innere Gärung
Eine Deutsch-Österreichische Reisegruppe am Strand von Italien. Einem Herrn entweicht beim Zurechtrücken des Liegestuhls ein solch enormer Flatus, dass die Sonnenschirme wackeln. Der Knall wird allgemein als gelungener Scherz begrüßt. Einer jener Verelendeten kommt vorbei und möchte seine Waren feilbieten. An seinem Arm hängt ein winziges Kofferradio, aus dem zur vermeintlichen Freude der TouristInnen Schlager dudeln. Der Herr mit der Gesäßposaune herrscht ihn an: „Silenzio! Silenzio sakrament!“ Der Händler afrikanischer Herkunft stapft irritiert davon. Ob er die wütenden Blicke in seinem Rücken spürt oder gar versteht, welcher Reim ihm hinterhergeworfen wird? „Die machen da unten alles kaputt und wir müssen es wieder aufbauen. Und wer zahlt dafür? Wir!“
Kleine Reiseempfehlung an diese VertreterInnen der Leit- und Hochkultur: Macht’s beim nächsten Mal nicht Urlaub in Caorle, sondern da, wo eure Musik gespielt wird: im Oasch.