Wer seinen Alltag schadlos überstehen möchte, muss sich zuweilen kuriosester Nachrichten und seltsamster Begegnungen erwehren. Diese Kolumne versucht, beim Weg durch den täglichen Irrsinn zu helfen.
Alle einsperren!
Mit historischen Vergleichen ist es ja immer so eine Sache, aber erhellend sind sie schon. Vor allem, wenn sie einem durch die aktuelle Politik so zeitgleich in die Timeline gespült werden. Also einerseits: Die Mitglieder der Letzten Generation werden nun in Deutschland und Österreich vermehrt eingesperrt. Das Verbrechen dieser gefährlichen „Terrorist:innen“? Sie haben Staus verursacht und Farbe an Glasscheiben geschüttet. Nein, das geht nicht, da müssen schon mal sechs Wochen Ersatzfreiheitsentzug in der Wiener Rossauer Lände her, bis die Aktivist:innen, die die immer höheren Verwaltungsstrafen nicht mehr zahlen können, ihre Lektion gelernt haben. Die „Terrororganisation“ der Letzten Generation geht also hinter Schloss und Riegel. Aber andererseits: Bei einer anderen vermeintlichen Terrororganisation war die Bewertung viel, viel schwieriger. Gemeint ist die Waffen-SS. Der deutsche AfD-Abgeordnete Maximilian Krah sah hier nicht nur ein paar Verbrecher, sondern auch aufrechte Patrioten. Ebenso wehrt sich der FPÖ-Vorsitzende Herbert Kickl gegen „Pauschalverurteilungen“. Also Pauschalverurteilungen wie sie etwa in Formulierungen wie „Klimachaoten“ zum Ausdruck kommen? Nein, das geht bei der SS sicher nicht. Die Waffen-SS kann nicht einfach als Terrortruppe abgestempelt werden, denn mache Mitglieder wurden tatsächlich zwangsrekrutiert. Stimmt, ist immer kompliziert so ein historischer Vergleich, der zeigt wie wichtig einer Gesellschaft der Kampf gegen das ist, was sie als „Terror“ empfindet … Die Frage für historisch Interessierte wäre: Was hat die Waffen-SS denn eigentlich so Schlimmes gemacht? Etwa Staus auf der Autobahn verursacht? Ach, das wäre jetzt eine längere Geschichte, am besten einfach mal googeln.