MALMOE

Hegel-Memes – hot or not?

Von der Reduktion einer Philosophie auf das augenblickliche Aufblitzen von Erkenntnis unter besonderer Berücksichtigung eines zeitlich entrückten prozesshaften Gefüges namens „Internet“, oder so

Die „Unmittelbarkeit der sinnlichen Gewissheit“ wäre ein Zustand, der immer schon vermittelt ist, also nicht möglich, denn es geht nicht unmittelbar, so der Anfang von der Phänomenologie des Geistes. In der Welt der sinnlichen Gewissheit – eine Welt ohne Unterschiede, in der alles in derselben Weise Teil hat am Sein – gibt es keine Differenzen. Wie ein ewiger Strom an Farben und Formen und sich verändernden Nicht-Dingen, die nicht voneinander unterschieden sind. Dies in einem Meme dargestellt wäre wohl nur für Insider interessant, aber schon gut.

Wie könnte man Hegel im Internet begegnen? Machen wir eine hegelianische Bewegung! Wir befinden uns auf einer Seite, klicken auf einen Link, um eine Vermittlung herzustellen zu einer anderen, die vorige Seite ist aufgehoben? Die Bewegung am Anfang der Phänomenologie: die Dinge sind scheinbar unmittelbar, da sie nur in der sinnlichen Welt präsent sind, also scheinbar unvermittelt nebeneinander stehen. Sie sind aber alle ‘im’ Sein, sie sind ‘durch’ das Sein vermittelt – das ist schon ihre erste Stufe, ein erster Klick wurde gemacht. Die Dinge haben einen Prozess durchgemacht, der synthetisch scheint. Dieser Prozess von scheinbarer Unvermitteltheit, die zur Vermittlung wird, geschieht auf jeder Stufe von Neuem, wobei die Ebene, von der jeweils wieder ausgegangen wird, sich fortwährend verschiebt, sodass es um diese Mikrobewegung selbst zu tun ist.

Man stelle sich nun diesen hegelianisch medialen Transmitter-Vorgang auf Memes übertragen vor: das Bildliche wäre hier das Unmittelbare, nur über ein Medium des Bildes übertragene Information und der Satz als zweite Ebene im Meme würde eine Vermittlung des Bildes in eine andere Richtung (oder in dieselbe Richtung?) hervorrufen. Der Satz würde das Bild vermitteln. Aber es fehlt das Fortführende – oder kann der Prozess-selbst-als-sich-selbst-Gestaltung als der Internetseiten-Wechsel verstanden werden? Das Wechseln auf einen anderen Tab wäre dann die Struktur, die dafür sorgt, dass das Unvermittelte und Vermittelte sich verbinden können und zusammen etwas anderes herstellen! Das wäre die vermittelte Seite. Die Memes haben andererseits keine hegelianische Logik in sich, das ist ihre unvermittelte Seite.

So schreibt Hegel in der Phänomenologie des Geistes: „Es wird das Jetzt gezeigt, dieses Jetzt. Jetzt; es hat schon aufgehört zu sein, indem es gezeigt wird; das Jetzt, das ist, ist ein anderes als das gezeigte und wir sehen, daß das Jetzt eben dieses ist, indem es ist, schon nicht mehr zu sein. Das Jetzt, wie es uns gezeigt wird, ist ein gewesenes, und dies ist seine Wahrheit; es hat nicht die Wahrheit des Seins. Es ist also doch dies wahr, daß es gewesen ist. Aber was gewesen ist, ist in der Tat kein Wesen; es ist nicht, und um das Sein war es zu tun.”


Beim nächsten Mal mehr zu Hegel als Beziehungsratgeber, das wäre eigentlich ein gutes Meme! Jedes Beziehungsverhältnis ist in einem anderen aufgehoben, denn man muss sich vermitteln, bis man beim Unvermittelten angelangt ist. An dieser Stelle wäre dann noch so ein Hegel-Kopf mit dem Untertitel „muss noch aufgehoben werden”. Ein Meme, das uns zeigt, was Hegel dazu sagen würde, wenn er im Sinne seiner Dialektik eine Aufhebung vollziehen würde und… mhh… eigentlich auch einfach nur witzig.