MALMOE

Bär und Frosch

Über Memes im politischen Feld

Sie sind aus der Netzkultur nicht mehr wegzudenken: Memes. Bilder, meist beschriftet, die häufig ein aktuelles Ereignis oder eine gemeinsame Lebenserfahrung aufs Korn nehmen. Wann das erste Meme erschaffen wurde, ist umstritten. Manche sehen die Ursprünge in Zeitungskarikaturen der 1920er, andere schreiben schon manchen Zeichnungen und Wandbildern im Mittelalter Meme-Charakter zu. Die Ursprünge des Begriffs selber reichen deutlich weiter in die Vergangenheit. Er stammt vom Altgriechischen „mīmēma“ ab, das „nachgeahmte Dinge“ bedeutet.

Unstrittig ist, dass es jedenfalls das Internet war, das Memes zu ihrem Status als ubiquitärer Kunstform verholfen hat. Und die besitzt auch vielfältige regionale Ausprägungen. Lacht man in Österreich etwa über Sujets mit Kaiser Franz-Josef oder Sebastian Kurz, amüsierten sich in Russland nicht nur Regierungsgegner:innen über die Adaption eines Kinder-Cartoons aus Sowjetzeiten, der den vergeblichen Kampf der Telekommunikationsbehörde Roskomnadzor gegen den verschlüsselten Messenger Telegram thematisiert.

Gerade in autokratischen Staaten sind Memes ob ihrer oft indirekt vermittelten Botschaft und einfachen anonymen Verbreitung ein beliebtes Mittel, um Kritik an der Regierung zu üben. Wasserdichte Verbote lassen sich kaum formulieren. Und der Versuch einer Einschränkung kann schon mal aus einem lokalen Phänomen ein internationales machen. Als etwa die chinesische Regierung 2018 damit begann, Memes zu zensieren und verbieten, die Staatspräsident Xi Jinping mit Winnie the Pooh verglichen, dauerte es nicht lange, bis sich selbige im westlichen Meme-Repertoire etablierten. Der Bär „von sehr geringem Verstand“, wie sein Erfinder Alan Milne ihn zu bezeichnen pflegte, ist seitdem Stammgast auf jeder Demonstration bei Auslandsbesuchen von Xi. Der Streisand-Effekt lässt grüßen.

Doch wie jede kulturelle Errungenschaft sind auch Memes nicht davor gefeit, zum Schlechten eingesetzt zu werden. Auch Hassbotschaften von Islamist:innen und Rechtsextremen werden in deren Kreisen in Memeform transportiert. Viele davon erreichen keine breite Öffentlichkeit, doch gab es in den letzten Jahren eine große Ausnahme: Pepe the Frog. Der Frosch ist eine Erfindung des Zeichners Matt Furie aus 2005 und in der Konzeption eigentlich unpolitisch. In praktisch moderationsfreien Forenplattformen wie 4Chan wurde Pepe immer wieder für rassistische Botschaften und eine Art digitales Sammelkartenspiel herangezogen.

Der „Durchbruch“ erfolgte ab 2015. Pepe avancierte vom Maskottchen einer kleinen rechtsextremen Online-Clique zunehmend zur Galionsfigur jüngerer Donald-Trump-Fans und internationaler Alt-Right-Bewegungen, inklusive der europäischen Identitären. Furie ignorierte und verharmloste diese Entwicklung rund um seine Erfindung zuerst, rang sich aber schließlich doch zu Kritik durch. Weder seine Worte, noch eine Comicepisode, in der er Pepe sterben ließ, konnten der Vereinnahmung allerdings Abbruch tun. Auch wenn er seitdem wieder etwas Popularität eingebüßt hat: Wenn die Anhänger:innen des Ex-Präsidenten dieser Tage wieder auf die Straße gehen, dann ist meist auch Pepe dabei.