Windsor
In MALMOE 91 haben wir uns mittels eines umfassenden Schwerpunkts an der britischen Regierung der Herzen, den gekrönten Staatsoberhäuptern der Royals, abgearbeitet. Angestachelt von diesem Erfolg bemüht sich die Königsfamilie seitdem mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu behalten. Zum jetzigen Tod von Prinz Philip meinte der britische Comedian John Oliver sehr nobel: „Wenn ein 99-Jähriger, der sein ganzes Leben in einem Palast gelebt hat, stirbt, ist es sehr schwer, die richtigen Worte zu finden. Nun soll man nichts Schlechtes über einen Toten sagen, aber jeder Versuch, etwas Gutes über Prinz Philip zu sagen, wird schnell lächerlich. Belassen wir es dabei zu sagen, er war der Mann, der er eben war.“ Ein Mann, der nie eine Chance hatte im Leben, weil bei Geburt schon alles komplett verkorkst und er in einer unentrinnbaren Parallelgesellschaft gefangen war. Konnte es ihm verübelt werden, dass er bald aufhörte, über sich und sein Leben nachzudenken? Er heiratete seine Cousine (emotionale Distanz wird bei Adeligen gerne durch genetische Nähe kompensiert) und machte den überlaunigen Grüßaugust fürs verflossene Empire. Das einzig verbliebene Gefühl war die erkennbare Abscheu gegenüber Armen und „fremden Rassen“. Ihr sinnloses Leben füllten die Queen und ihr Mann dann mit dem fröhlichen Ermorden von Tieren. Prinz und Queen besaßen spezielle Stocksammlungen zum eigenhändigen Erschlagen der waidwunden Tiere. Statistiken vermuten, dass sie gemeinsam an die 30000 Tiere erledigt haben. Von Elefanten, über Tiger bis hin zu Moorhühnern. Alles Tierarten, die vermutlich keine Träne beim Tod des Prinzen verdrückt haben.
Fukushima II
Unsere Vorhersagen werden (leider) wahr. In der letzten Ausgabe haben wir an dieser Stelle prognostiziert, dass die japanische Regierung die Unmengen von verstrahltem Wasser, die in riesigen Tanklagern auf dem Gelände des havarierten Kernkraftwerkes Fukushima Daiichi lagern, bald ins Meer kippen lassen wird. Kaum sagt es MALMOE, schon kündigt es die Regierung in Japan zwei Wochen später an. Was wir allerdings nicht vorhergesehen haben ist, die beachtliche Schläue, mit der die Behörden dabei vorgehen. Sie sagen nicht einfach: „Wir verklappen jetzt die Giftbrühe ins Meer“, sondern sie schicken den „Kleinen Herrn Tritium“ vor. Ein possierliches Maskottchen mit roten Wangen, das einem Fisch ähnelt und an seinem Köpfchen zwei Neutronen und ein Proton trägt. Einfach süß. Die radiotoxische Gefahr für Mensch und Tier wird somit einfach von dem kleinen Herrn weggelächelt. Im eigens produzierten Promotion-Video sieht man einen glücklichen Menschen, dem der „Kleine Herr Tritium“ ins Wasser-Bauchi gerutscht ist und dort plantscht. Kein Problem also für niemanden. Einfach ein bisschen was vom „schweren Wasser“ in den riesigen Ozean gießen, wer wird sich da so kleinlich haben? Nun, die Krebskranken vielleicht. Und die Fischer, die ihren Fisch nicht mehr verkaufen können. Die japanische Regierung musste nach einem Sturm des Protestes den „Kleinen Herrn Tritium“ gleich wieder einstampfen und versprach ein neues, weniger kontroversielles Maskottchen zu entwickeln. Wir warten gespannt auf die Ergebnisse.
Bessemer
Wer wirklich die Welt regiert, zeigte erneut die Abstimmung im kleinen Ort Bessemer im US-Staat Alabama. Die Antwort lautet: Amazon. Im dortigen Logistik-Lager hatte die Handelsgewerkschaft RWDSU dazu aufgerufen, eine Arbeitnehmer*innenvertretung zu gründen. Das Elend der großen US-Demokratie zeigte sich hierbei im Kleinen. Der Riesenkonzern ließ juristisch alle Stückerln spielen, um die Abstimmung zu erschweren und gar zu verhindern. Man verlangte trotz Covid persönliche Stimmabgabe und erst nach langen Querelen war eine Briefwahl möglich. Bei der Wahl hat Amazon sogleich 500 der 3125 abgegebenen Stimmen in Frage gestellt. Eine Präventivmaßnahme, die sich nach gewonnener Wahl als überflüssig erwies. Zuvor hatte der Konzern teure Anti-Gewerkschaftsberater*innen (in den USA eine eigene Businessschiene) engagiert, die die Arbeitnehmer*innen mit Argumenten gegen eine Gewerkschaft überschwemmten. Die Amazon-Mitarbeiter*innen wurden zur Teilnahme an Versammlungen gezwungen, um sich frühzeitig als Gewerkschaftssympathisant*innen zu entlarven. Die lokalen Medien wurden tagtäglich bespielt, um Stimmung im Ort gegen Gewerkschaften zu machen. Kurzum, die aus der Präsidentschaftswahl bekannten Mittel der Wahlmanipulation: Einschüchterung, Wahlerschwernis und gigantische Stimmungsmache durch die Medien, wirkten auch hier. Die Mitarbeiter*innen entschieden sich mit großer Mehrheit gegen den Aufbau einer Arbeitnehmer*innenvertretung. Deshalb wird jetzt also weiter aus Zeitmangel in Flaschen uriniert, wie der demokratische Abgeordnete Mark Pocan lakonisch konstatierte. Gegen dessen Aussagen ging der Konzern ebenso energisch vor, musste aber später kleinlaut einräumen, dass die Sache mit den Pipiflaschen stimmt.