LP, Smalltown Supersound, 2021
Die norwegische Journalistin, Literaturwissenschaftlerin, Musikerin (mindestens fünf Alben!) und Romanautorin (drei davon!) Jenny Hval ist bekannt als Künstlerin der Kollektive, sei es mit Jazzorchestern oder Metal-Gruppen (mit denen etwa über die Großerfindung der Selbstverteidigungskultur „Black Metal“ reflektiert wird). Auch auf ihrer letzten „Solo“-Platte (The Practice Of Love, Sacred Bones, 2019) arbeitete sie mit den Künstler*innen Vivian Wang, Laura Jean Englert und Felicia Atkinson zusammen, um gemeinsam eine fantastische Meditation über Solidarität, sowie Zuschreibungen, Zuweisungen und Klarheit zum Tanzen zu bringen. Hval ist „ein Popstar der Poptheorie“, wie Daniel Gerhardt soeben so schön über sie schrieb. Doch auf ihrem neuen Album als Lost Girls (zusammen mit dem Multi-Instrumentalisten Håvard Volden, langjähriges Mitglied ihrer Live-Band und benannt nach der Graphic Novel von Alan Moore) liegen die Dinge ein wenig anders: weniger das Ergebnis strukturierter Vorarbeit und Planung, eher eine Platte der Intuition und des rohen Mäanderns ist entstanden. Die beiden Künstler*innen haben sich dazu erstmals mit traditionellen (Profi-)Studioumgebungen eingelassen und dort in Improv-Performances die Musik (Club-Beats zu abstrakten Synth-Melodien, in seltsamen Loops „gefangene“ Drum-Maschinen, leiernde Vocal-Linien und durch Gitarrenschlieren aufgebrochenen Songstrukturen) aufgenommen. Menneskekollektivet (menschliches Kollektiv) wurde so zu einem Album vor der Reflexion, einer Platte des Affekts im Halbschlaf! Und fantastisch! DO NOT MISS!
Zum Probehören und/oder Kaufen gibt es die Platte bei: SISSYSOUND – at the outer edges Pop! (Margaretenstraße 47, 1040 Wien, Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 18 Uhr)