MALMOE

Fragen an einen Schanigartenbeauftragten der Stadt Wien

Grüße Sie, erzählen Sie mal, wie arbeiten Sie so?

Ja, also bei uns können Sie für Ihre Wirtschaft einen Schanigarten beantragen. Dabei ist es uns besonders wichtig, dass der geplante Garten sowohl zum Stadtbild passt, als auch eine ästhetische Nähe zu Ihrem Lokal aufweist. Wir plädieren dafür, hochwertige Materialien für den Anbau zu verwenden. Das geplante Vorhaben prüfen wir vor Ort und besprechen es auf dieser Grundlage weiter. Grundsätzlich sind wir sehr offen und freuen uns, Ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Der Schanigarten wird in dem Leitfaden der Stadt Wien (MA 19) als „Hitzeinsel“, „Raum für Kommunikation“, positive Vielfältigkeit im Stadtraum, Förderung eines Erlebens des urbanen Raums, mit dem Ziel eines „optischen Ausruhens“, beschrieben. Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Es liest sich fast so, als ob ein Schanigarten die Antwort auf die großen urbanen Probleme unserer Zeit sei.

Bei so einem Schanigarten kommt das gute Leben in seiner vollen Pracht zur Geltung. Wenn die Schanigärten erstmal öffnen, dann heißt es: „Man bringe den Spritzwein!“, ganz im Tenor unseres [Anmerkung Redaktion: ehemaligen] Bürgermeisters Michi Häupl.

Mir fallen da etwa die Gedanken einer Ein sommerlicher Schanigarten macht zwar den Autos etwas Platz streitig, ersetzt diesen Parkraum aber mit einem kommerziellen Konsumraum. Dazu kommt, dass das ganze aktuell ohne Gebühr möglich ist: um die Gastronomie zu entlasten. Es geht also öffentlicher Raum für kommerzielle Nutzung verloren. Ist das nicht ein exklusiver und sehr zweckbestimmter „Raum für Kommunikation“? von Sprache ein.

Es geht doch wirklich darum, dass die Leute in Wien ihr Wien genießen wollen. Sei es Schnitzel oder sei es Spritzwein. Und das zu ermöglichen ist meine Aufgabe. Gerne helfe ich Ihnen dabei. Etwas anderes steht nicht auf meiner Agenda.

Im Stadtpark sollen heuer „Pop-up-Schanigärten“ eingerichtet werden. Ähnlich wie bei den regelmäßig stattfinden Events auf dem Rathausplatz (Filmfestivals, kulinarische Messen, Eistraum etc.) wird so ein weiterer öffentlicher Raum durch Konsumorte zweckentfremdet. Auch der Böhmische Prater – bis vor kurzem noch ein gemütlicher Geheimtipp – soll ein Lokal mit einem Biergarten für mehr als 700 Menschen bekommen. Ist das nicht ein bisschen übertrieben, was ihr da in letzter Zeit so genehmigt? Inwieweit entspricht das noch eurem eigenen Ideal und seht ihr euch noch als regulierende Kraft zwischen Konsum und Erholung?

Hören Sie, die Menschen in Wien wollen den Spritzwein genießen, darum geht es doch und dafür bin ich zuständig. Bitte, gerne.