MALMOE

Fragen an die Cloud

Neulich wurden wir wieder darauf hingewiesen, dass unsere Dropbox zu 95 Prozent voll sei. Da dachten wir uns, wir fragen mal nach, was so los ist bei dir! Wie du so arbeitest und was dich umtreibt.

Wow, nicht viele Menschen fragen sich das. Sie nutzen mich einfach und gut ist. Wenn es allerdings Probleme gibt, und ich mal nicht grenzenlos funktioniere, kommen schon einige Kommentare, die ich hier ungern wiedergeben möchte. Also was wollt ihr wissen? Wo die Fotos der großen MALMOE-Sommerklausur 2019 hin sind?

Woher weißt du von unserer Sommerklausur 2019?

Das war ein Witz! 2019 hattet ihr keine Sommerklausur, die große Klausur hattet ihr doch im Jänner gemacht.

(irritierte und ratlose Blicke in der Redaktion)

Nur zu, raus mit der Sprache! Ich bin emotionslos und funktioniere nach lupenreinen Kriterien von Rationalität, Nullen und Einsen und entspreche dem Versprechen nach absoluter Transparenz, mich kannst du mit deinen Fragen nicht verletzen.

Folgendes: Bei der Redaktions-Festplatte wussten wir ungefähr, wo die Daten liegen, sie hatte einen festen, physischen Platz und wir konnten sie in einen Tresor packen oder schreddern lassen, klonen oder löschen – sie hatte eine Materialität, der wir uns bewusst waren. Mit dir ist das jetzt ganz anders. Du suggerierst überall und nirgends zu sein und irgendjemand kam auf die Idee, über den Namen Cloud diese Verbindung zum Himmel zu machen. Etwas zutiefst Religiöses haftet dir damit an: Die Cloud sieht alles.

So wie die Leute glauben, dass das Wasser vom Regen aus den Wolken käme, denken sie jetzt auch, die Daten kommen aus der Cloud im Himmel. Natürlich völlig irrationaler Blödsinn. Menschen neigen zu schnell dazu, zu glauben, was sie sehen. Und weil sie es ja gesehen haben, glauben sie, es zu verstehen. Ein gefährlicher Trugschluss. Weder siehst du den aufsteigenden Wasserdampf, der Wolken bildet, noch die Datenströme, die über eine aufwendige, aber unsichtbar gemachte Infrastruktur in der ganzen Stadt fließen.

Und wie ist das jetzt mit der Materialität, die Daten befinden sich ja schon irgendwo?

Für die Endbenutzer, oder für euch: Endbenutzer_innen, unsichtbar und einfach hinter einem Bildschirm abrufbar, gibt es ganze Landstriche, die mit sogenannten Serverfarmen besiedelt sind, die deine Daten verwalten. Eine immense Infrastruktur, die gerne in abgelegenen Orten dieser Welt angesiedelt wird, sie muss dabei aber bestimmte Kriterien erfüllen. Die massiven Areale müssen gut gekühlt werden, damit sie funktionieren. Das benötigt sehr viel Energie. Deswegen kämpfen Anbieter darum, die Infrastruktur in kälteren Regionen aufzubauen. Der Energie-fluss muss zu jeder Zeit gesichert sein. Dazu kommt allerdings noch, dass ich eine solch sensible kritische Infrastruktur darstelle, dass es keine Option ist, Server in Ländern aufzubauen, wo die Sache mit der Rechtsstaatlichkeit zur Diskussion steht. Österreich, das weiß ich aus internen Diskussionen, wurde da gerade runtergestuft.

Die meisten Menschen interessiert es einfach nicht, woher ihre Daten kommen oder wer sie besitzt. Und dazu kommt, dass die Technik doch oft recht geschmeidig funktioniert.

Desinteresse auf jeden Fall, aber die Leute haben oft auch keine Zeit, sich mit den datenrechtlichen Aspekten zu beschäftigen. Die andere Sache ist, dass die Infrastruktur, die mich betreibt, nur zu circa 20 Prozent genutzt wird, die restlichen 80 Prozent werden als Backup betrieben. Falls was ausfällt, kann sofort die Ersatzinfrastruktur in Betrieb genommen werden. Es ist auch nicht überraschend, bei dem Kapital, das heute in Form von Daten über den Globus gejagt wird. Kapital gilt es bekanntlich zu schützen.

Condoleezza Rice, die konservative Ex-US-Außenministerin, wurde ja vor Jahren in den Verwaltungsrat von Dropbox berufen, ein alarmierendes Signal für den Datenschutz. Was war da los und wie sieht es aktuell datenrechtlich bei euch aus?

Serverprobleme