MALMOE

Fragen an ein ehemaliges Kommunenzentrum

„Am Friedrichshof im nördlichen Burgenland treffen Freigeister auf Familien und unternehmerisch denkende Menschen.“ So steht es auf der Seite der Wohnungsgenossenschaft Friedrichshof. Jenem Friedrichshof, wo von 1972 bis 1990 die Otto Muehl-Kommune ihr Zentrum hatte. MALMOE hat mit dem alten Gutshof über seine bewegte und umstrittene Vergangenheit geplauscht.

Wem gehörst du, das Areal Friedrichshof, eigentlich jetzt, mit dem Hotel, Restaurant und den vielen Wohnungen?


Das Eigentum ist nach der Auflösung der Kommune in die Genossenschaft eingegangen – viele ehemalige KommunardInnen haben sich auszahlen lassen, viele sind GenossenschafterInnen. Es wurde natürlich viel gestritten, auch über die Kunstwerke von Muehl, die ja irgendwann enorm viel wert waren. Muehl wollte sie aus dem Eigentum der Genossenschaft raushaben, sie als Produkt nur seiner Arbeit definieren. Doch alle haben alles in die Kommune eingebracht was sie produziert bzw. verdient haben. Da hätten dann im Nachhinein alle kommen können – und im Endeffekt wäre nichts mehr nachvollziehbar gewesen.


Woher hatte man damals das Geld? Die Kommune hat ja auch ein Ressort auf La Gomera erworben?


Die Leute gingen arbeiten, von der Kunst konnten die wenigsten leben. Nachdem irgendwann das Geld knapp wurde, gingen viele in die Finanzwirtschaft. Und da wurde teilweise enorm viel, gutes Geld gemacht.


Kommunistische KommunardInnen als Investmentbanker?

So ist es. Man war der Ansicht, dass Arbeit möglichst wenig Zeit in Anspruch nehmen sollte, also wählte man etwas, das im Verhältnis Aufwand zu Gewinn möglichst unaufwändig war. Und das war hier gegeben.


Nach bekannt werden des sexuellen Missbrauchs, wie ging es dir?

Alle standen unter Schock. Es ging gar nichts mehr, es war klar, dass die Kommune am Ende war. Hierarchie, Macht, Autorität. Und das alles in Händen eines charismatischen Mannes. Nachdem die sexualisierte Gewalt, der Missbrauch Minderjähriger durch Muehl bekannt wurden, habe ich mir große Vorwürfe gemacht. Natürlich hätte ich das früher merken müssen, die Rolle, die er innehatte, die Macht, der Umgang mit Kritik, der immer autoritärer wurde, und wie er die jungen Mädchen um sich scharte, die ihn anhimmelten. Wie alle, die ihren Mund aufmachten an den Rand gedrängt wurden. Aber meine Mauern waren blind und taub, erklären kann ich mir das nur durch dieses unfassbare Charisma und diese unfassbare Utopie und Begeisterung, die wir alle teilten – und letztlich aber leider auch dazu führten, dass wir so vieles nicht sahen. Nicht sehen wollten.


Und heute?

Heute bin ich Seminarhotel, schön ist es, mit Sauna und Baggersee. Viele Familien wohnen in den Genossenschaftswohnungen, manchein_e ehemalige_r Kommunard_in.