MALMOE 94, Dezember 2020
MALMOE ist übrigens ein Prognosemedium. In der Herbstausgabe kündigten wir bereits an, es seien noch mindestens 15 Monate bis Weihnachten. War keine Riesenleistung, es mussten nur die wissenschaftlichen Erkenntnisse ernst genommen, deren Kurzversion lautet: „Viren verschwinden nicht durch Message-Control oder Wunschdenken“. Mit dieser Erkenntnis tut sich die österreichische Bundesregierung immer noch schwer, weil sie ihre Politik zu sehr an Stimmungen bindet. Deshalb wird die Öffentlichkeit mit einer unwürdigen Salamitaktik gequält. Besser wäre endlich klar zu sagen, dass das Virus eine tödliche Gefahr ist und wir keine andere Möglichkeit haben als den Laden dicht zu machen. Gleichwohl sollte sich aber darum gekümmert werden, dass es wirtschaftliche Entschädigungen gibt. Ist also gar nicht so schwer und die meisten Menschen könnten gut damit umgehen. Damit hier aber kein oberschlaues Prognose-Selbstlob zu stinken beginnt, auch die Erinnerung daran, dass wir im Editorial von MALMOE 90, also vor genau einem Jahr, empfahlen mehr Begegnungen in Real Life als vor dem Bildschirm zu haben. Tja, einen falscheren Zeitpunkt für den Tipp konnte es wohl nicht geben. Jetzt sitzen wir seit bald zwölf Monaten daheim und versuchen unser gesellschaftliches Leben per Videokonferenz aufrechtzuerhalten. Das ist für eine gedruckte Zeitung wie MALMOE ein Riesenproblem, weil sie von den Begegnungen in realen (linken) Räumen abhängig ist. Stimmt! Deswegen wäre jetzt der genau richtige Zeitpunkt für ein Abo. Danke jetzt schon.
Das Eingesperrtsein weckt auch gewisse Lüste, zum Beispiel jenes nach Sport. Wir kooperieren mit dem SPIN WOMEN-Projekt und schauen uns im Rahmen eines Schwerpunkts vom Spielfeldrand einmal an, wie Sport migrantischen und nicht-weißen Mädchen und Frauen Inklusion ermöglicht. Ein zweiter Ort an dem verschiedensten Menschen sich begegnen ist, fast möchten man sagen war das Kino. Der zweite Schwerpunkt blickt deswegen auf Filmfestivals und die Krise des Kinos im Jahr 2020.
Angesichts der tristen Feiertage und schwierigen Wochen, die vor uns liegen, sind gewisse Traditionen wichtig. Unsere Kolumnen machen alle mutig weiter und auch beim anstehenden Home-alone-Weihnachten muss nicht auf unsere traditionellen Plattenempfehlungen verzichtet werden. Eine neue Kolumne blickt vor und zurück auf satte 20 Jahre MALMOE.
Herzlichst
die MALMOE-Redaktion