Banzkow
Ein Neonazi aus Mecklenburg-Vorpommern hatte zahlreiche Leichensäcke zwecks Beseitigung der Opfer der geplanten Massenerschießungen bestellt. Den Tod verdient haben natürlich die „Gutmenschen“ aus Politik, Medien und öffentlichem Leben, die die sich für Flüchtlinge einsetzen. Die Gruppe Nordkreuz setzt sich breit zusammen und umfasst nach eigener Aussage mengenmäßig ein ganzes Dorf. Es finden sich Ärzt*innen, Fischerleute und natürlich ganz vielen Polizist*innen und Soldat*innen unter ihnen. Nordkreuz ist deutscher Alltag. Man mag sich damit beruhigen, dass Ziele und Pläne der Neo-Nazis komplett übergeschnappt erscheinen. Nordkreuz plante für den „Tag X“, an dem die gesellschaftliche Ordnung in Deutschland zusammenbricht und die Nazis die Macht übernehmen, schlicht weil sie gut vorbereitet sind (Lager voller Leichensäcke …). Diese Prepper wurden allzu lange von den deutschen Behörden unterschätzt. Wer so denkt wie die Nordkreuzler, wird nicht ewig planen, sondern früher oder später auch handeln. Der chronisch kleingeredete rechtsextremen Terror hat mit Nordkreuz eine Dimension erreicht, die endlich die deutsche Bundesregierung, die Landesregierungen, die Behörden und auch die Bevölkerung in Deutschland klar sehen lassen sollte: Die Mörder sind unter uns. Sie bilden tausende Zellen in Polizei, Militär und anderswo. Nur wenn entschieden gegen die Neo-Nazis vorgegangen wird – rechtlich und ideologisch – dann kann der braunen Schmutzflut Einhalt geboten werden. Es sieht nicht danach aus. Keines der Nordkreuz-Mitglieder wurde „ernsthaft“ angeklagt, etwa wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung. Es hagelte bisher nur Verwaltungsstrafen wegen nicht angemeldeter Handfeuerwaffen.
Aspern
Niemand stelle jemals die Schläue der regierenden Wiener Sozialdemokratie in Frage! In der Seestadt Aspern lässt sie einen „Campus der Religionen“ basteln. Es soll das spirituelle Headquarter der Trabantenstadt werden, die gerade ins Marchfeld gegossen wird. Das Areal wird aussehen wie eine jener Investorenblöcke, die Banken gerne auf den Büroimmobilienmarkt schleudern. Viele Religionen machen mit. Christen verschiedener Konfessionen, Moslems, Sikhs, Juden und Buddhisten. Alle stören sich nicht daran, Teil der Freakshow zu sein, die die SPÖ als „Dialog“ labelt. Der wird natürlich nicht stattfinden. Denn was gäbe es groß zu verhandeln? Die eigene Bedeutungslosigkeit wird in allen Neubaugebieten zu Beton. Waren in früheren Jahrhunderten die Sakralbauten stets der Mainact, dann sind sie heute entweder wegrationalisiert, weil unnötig, oder winzige Hüterln. Fair wäre deshalb die Einrichtung des Ludwig-Feuerbach-Pavillons im Zentrum des Campus, denn warum sollten nicht auch die Pfaffen vom „Pfaffenbetrug“ befreit werden? Dass religiöse Empfindungen bedeutsame Impulse menschlichen Lebens sind, soll nicht verlacht werden, nur ohne einen offenbarten Gott ist ein allgemeinverbindliches (am Ende sogar dogmatisches) Regelwerk unsinnig. Wenn die Göttin schweigt, dann sollten wir es ebenso tun. Mit dieser Einsicht wäre allen Beteiligten gedient, für die leeren Bet-Schuppen lassen sich dann sinnvolle Nachnutzungsmöglichkeiten finden.
Portland
Die „fine people on both sides”, die der US-Präsident bei den Zusammenstößen von Rechtsextremen und Gegendemonstranten erkennen wollte, haben doch recht verschiedene Motive. Details, die Trump und seine Regierung nicht interessieren und leider einen beträchtlichen Teil der Medienöffentlichkeit auch nicht. Es ist müßig, anzuführen, dass wer sich für Black Lives Matter engagiert, eine freiere, solidarischere und gerechtere Gesellschaft anstrebt, hingegen wer QAnon die Daumen drückt, hat schlicht nicht mehr alle Vögelchen im Bauer und nimmt irgendwie an, dass die Echsenmenschen gemeinsam mit den Juden Pizza an kleine Kinder verkaufen würden, um diese damit heimlich zu impfen (oder so ähnlich). Motivforschung muss hier nicht tief schürfen, um entscheidende Unterschiede auszumachen, was allerdings am Ende politisch wirksam werden könnte, sind die Straßenschlachten an sich, die sich beide Seiten liefern. BLM hat berechtigte Sorge, dass die Staatsmacht in Form teils überforderter, teils offen rassistisch agierender Beamt*innen eine Gefahr für Leib und Leben darstellt. Dieser Protest muss auf die Straße getragen werden, allein weil sich seit Jahrzehnten nichts tut. Die Rechten hingegen halten dies für frech und wollen die alten Hierarchien aufrechterhalten, die ihnen einst sehr und heute immer weniger nützen. Sie sind angetrieben von dem Gefühl, dass dunkle Mächte ihnen ihre Privilegien rauben wollen, und verarbeiten so mit sehr barocken Fantasien (siehe oben) ihre Abstiegsängste bzw. den real erlittenen gesellschaftlichen Abstieg. Trump nun kann dies alles gut nutzen. Er stellt sich als Bewahrer von Recht und Ordnung dar und lässt vergessen, wie sehr er diese selbst torpediert. Einen beträchtlichen Teil der US-Bevölkerung könnte der Schmäh dennoch überzeugen. Leider.