MALMOE

Ich war froh, das machen zu können

Hallo. Ich bin Eva, 26, und arbeite seit Ende April beim Spar. Jeden Samstag bin ich für neun Stunden als Filialarbeiterin angestellt und eigentlich nur an der Kassa. Es ist ein befristetes Arbeitsverhältnis auf drei Monate.

MALMOE: Das heißt, du hast in der Corona-Krise dort angefangen zu arbeiten? Wie kam es zu dem Entschluss?

Eva: Ich hatte nicht so viel zu tun. Normalerweise habe ich zwei Jobs, die waren aber beide zeitweise ausgesetzt, also blieb relativ viel Zeit. Ich wollte aktiv werden, irgendwie eine Aufgabe haben und mithelfen. Ich hab‘ mich ebenso bei der Erntehilfe und bei der Caritas sowie Filialen unterschiedlichster Art beworben. Schlussendlich war es beim Spar relativ schnell und unkompliziert. Ich war froh, das machen zu können – eine Tätigkeit auszuüben.

Du betonst, dass es beim Spar einfach war. Wie war das im Vergleich zu den anderen Bewerbungen?

Von Absagen bis zu einfach gar keinen Rückmeldungen.

Wie ist der Job für dich? Wird diese Hilfe, die du anbieten wolltest, als solche wahrgenommen?

Ich glaube schon. Ich bin die „Kassa eins“ und somit durchgehend an der Kassa, dafür können die anderen Mitarbeiter*innen im Lager arbeiten, Regale einräumen oder vielleicht sogar weniger oft am Samstag kommen, weil ich da einspringe und das Team unterstütze. Beim Bewerbungsgespräch hat die Personalerin gemeint, dass sie eigentlich niemanden für so kurze Zeit einstellen, weil sie darauf setzen, langjährige Mitarbeiter*innen zu haben. Aber sie sind dankbar und haben sich der Covid-19-Zeit angepasst und mehr solcher Stellen in Wien geschaffen. Ich denke also, dass ich eine unterstützende Rolle habe. Eine Situation mit so richtig Dank gabs. Da hat sich ein Mann, nachdem ich kassiert habe, bedankt, dass ich in dieser Situation da bin. Das war noch so Anfang Mai. Bei der Einschulung meinten sie noch, dass manche Kund*innen schon voll arschig sein können. Aber ich muss sagen, dass ich durchwegs freundliche Kund*innen habe. Vielleicht liegt es daran, dass du hinter einer Glasscheibe, mit Handschuhen und Maske sitzt und die Leute nehmen vielleicht mehr wahr: „Boah. Schon voll zach!“ Öfter kommt es auch vor, dass Leute sagen: „Jetzt haben Sie den ganzen Tag diese Maske an, aber bald nicht mehr, bald haben Sie es geschafft.“ Solche Kommentare kommen immer wieder.

Hast du das Gefühl, dass es positive Unterstützung von Institutionen und Menschen in der Covid-19-Zeit gab?

Beim Spar fand ich toll, dass sie umgeschwenkt sind und flexibel Leute auch nur für zwei, drei Monate eingestellt haben. Sie schulen sie ein, integrieren sie ins Team, obwohl sie wissen, dass wir dann wieder weg sind. Ich kenne leider niemanden, der bei der Erntehilfe aufgenommen wurde. Es gab sicher Institutionen, die ein bisschen steifer waren und sich nicht öffnen wollten für Menschen, die im Bereich selbst keine Erfahrung haben. Etwa bei der Caritas haben sie mir trotz pädagogischer Ausbildung die Absage gegeben, weil ich keine Sozialpädagogin bin. Da habe ich mir schon gedacht: Würdet ihr die Unterstützung wirklich brauchen, dann würde ich schon „reichen“. Ich habe mich vor allem von Freunden und Familie positiv unterstützt gefühlt, da sie mir viel Kraft durch Gespräche am Telefon geben konnten und immer wieder aufbauende Worte in der unsicheren Zeit fanden. Wir haben Alternativen gesucht, um in Kontakt zu bleiben: Fensterbesuche, parallel Filmschauen, Spiele spielen oder meine Schwester hat zum Beispiel gepuzzelt und ich habe nebenher mein Fotoalbum weitergemacht und wir waren dabei per Facetime verbunden. Meine Familie habe ich definitiv öfter gehört und per Facetime gesehen als sonst. Das war positiv auffallend. Ich glaube, sie haben sich mehr Zeit genommen, weil sie gedacht haben, dass ich hier in Wien bin und sie dort. Wir haben sehr aufeinander geschaut.