Houston
Nach dem Mord an George Floyd sprach der Chief of Police der Stadt Houston, Art Acevedo, zu den Protestierenden auf der Straße. Die Worte des ursprünglich aus Kuba stammenden Polizisten, der Mitglied der Republikanischen Partei ist, sind rhetorisch kaum zu steigern. Sie sind eine Blamage für die Regierenden in den USA, denn sie zeigen, dass die Protestierenden um Gleichheit und um die Aufrechterhaltung der Gesellschaft kämpfen, obwohl diese sie tausendfach betrogen hat:
Sie reden über die People of Color als Verbrecher, als Faulenzer, und wir Immigranten seien Vergewaltiger. Aber wisst Ihr, was ich Euch sage: Wir haben dieses Land errichtet! Wir wissen, dass wir dieses Land aufgebaut haben und wir werden nicht wieder gehen. Das Schiff ist abgefahren. Wenn jemand People of Color hassen will, dann sage ich ihm: Komm drüber hinweg! Diese Stadt ist eine Stadt, in der Schwarze und Weiße und Braune, in der Legale und Illegale zusammenkommen, weil wir uns nach dem beurteilen, was in unseren Herzen ist.
Ich bin wütend. Ich bin nicht schwarz, aber ich bin auch ein Kind Gottes, so wie George Floyd eines ist. Ich sage Euch jetzt etwas: Wir werden gemeinsam marschieren. Das Police Departement mit jedem in dieser Gemeinde. Ich werde marschieren, bis ich nicht mehr kann. Aber ich werde niemanden erlauben, diese Stadt kaputtzumachen, denn dies ist unsere Stadt.
Wien
In den letzten Monaten haben wir alle wieder gelernt, den Privatraum zu schätzen. Einer, der es davor schon konnte, sitzt aktuell in der österreichischen Regierung. Etwas fast Zartes hatte es, wie Vizekanzler, Sportminister und Steigbügelhalter Werner Kogler im März vor die Kameras trat. Damals waren noch die Lager auf den griechischen Inseln tagesaktuelles Thema – wir erinnern uns dunkel: Die EU mordet an der Außengrenze fleißig weiter und wo sie die Leute nicht mehr mit dem Boot wegschicken kann, dann eben halt durch Nachlässigkeit. Im Vizekanzler regte sich etwas: ‚Ein paar Kinder oder Frauen, vielleicht auch ein paar Krüppel, neben denen ich posieren könnte, irgendwen könnte Österreich ja schon retten!‘ Um dann, in einem magischen Moment, hinterherzuschieben, dies sei freilich nur seine Privatmeinung. Das Politische, will uns der Sportminister mitteilen, ist das Private und beweist damit eindrucksvoll grüne Regierungskompetenz.
Moskau
Oh, wie wird sich die russische Regierung die Hände reiben, nachdem in Washington die Intrige der Demokratischen Partei gegen Trump, genannt „Russia Gate“ in sich zusammengebrochen ist. Zunächst: Natürlich versuchen Staaten die Wahlen in einem anderen Staat zu beeinflussen. Die USA haben sich dessen, namentlich in Russland, bereits oft gerühmt. Vermutlich wird es sogar Versuche von Putin und Co. gegeben haben, 2016 die Wahlen in den USA zu beeinflussen. Das Dumme ist nur, dass der Nachweis nie gelang. Die Demokrat*innen spielten va banque und taten immer so, als hätten sie eine „smoking gun“ gefunden. Am Ende waren es dann 90.000 Dollar für Facebook-Anzeigen von einem Haufen in Russland sitzender Spinner, die Witze über Jesus Christus machten. Viele Texte erschienen erst Ende der Wahlen, auf Facebook und konnten die Wahlen somit nicht mehr beeinflussen. Es zeigt sich ein erbärmliches Muster, das sowohl in den USA als auch in Europa zu erkennen ist, wenn es um den Kampf gegen autoritäre Bedrohungen geht. Einerseits das Spielen der nationalen Karte, weil man meint, mit Patriotismus die Massen begeistern zu können. Trump wird der anti-amerikanischen Umtriebe bezichtigt und als Landesverräter tituliert. Bei all den Verbrechen und Gangstereien, die Trump auf dem Kerbholz hat, ist ausgerechnet dies eine, derer er sich nicht schuldig gemacht hat. Andererseits die himmelschreiende Korruption, die Trump tatsächlich begangen hat, anscheinend deshalb nicht angeklagt, weil seine politischen Gegner*innen sich ähnlicher Vorteilnahmen bedient haben oder noch bedienen wollen. Für die waschechten Diktatoren, ob in Moskau oder anderswo, ist es damit sehr einfach: Sie können mit gewissem Recht auf die Korruptheit des Westens weisen und der steht tatsächlich blamiert da.