Wie in allen Bereichen nimmt das Thema Geld auch in der freien Veranstaltungsszene viel Raum ein. Vor allem dort, wo kollektiv und kostengünstig gearbeitet wird und der Anspruch besteht, Eintrittsgelder niedrig zu halten. Noch stärker trifft es jene Kulturinitiativen, die nicht nur eine Location (an-)mieten, sondern diese umgestalten und dekorieren. Bei einem Kollektiv mit circa 10 Mitgliedern alle anfallenden Arbeitsstunden zu bezahlen, würde die Kosten massiv steigern. Es stellt sich dann die Frage, wer wie viel Arbeit investiert hat und so entsteht die Herausforderung, finanzielle Mittel gerecht aufzuteilen. Die Frage der Bezahlung bringt unweigerlich Diskussionen mit sich, die nicht selten zu Brüchen innerhalb einer Gruppe führen.
Viele Kollektive einigen sich daher darauf, generell ehrenamtlich zu arbeiten. Lediglich die Ausgaben aller Beteiligten sollen gedeckt werden. Die verbleibenden Einnahmen wandern in die Kollektivkassa, um die nächste Veranstaltung und einhergehende Investitionen zu stemmen oder finanzielle Reserven aufzubauen. Doch auch wenn stets kostendeckend kalkuliert wird, können große Schuldenberge durch unvorhersehbare Ausgaben entstehen. Insbesondere der Open-Air-Bereich ist durch die Wetterabhängigkeit verlustanfällig.
Mitglieder von Veranstaltungskollektiven werden andauernd von der Herausforderung begleitet, geldbringende Lohnarbeit und ehrenamtliche Arbeit in der Freizeit im Gleichgewicht zu halten. Ein Balanceakt, der vielen nicht auf Dauer gelingt und ein ständiges Abwägen der eigenen Aktivität mit sich bringt. Darauf folgt die oft frustrierende Konsequenz, das „Nein-Sagen“ lernen zu müssen, obwohl die unbezahlte Arbeit viel mehr Spaß macht und mehr Sinn stiftet als der Brotjob.
Fakt ist, dass jene Veranstaltungen, die bewusst auf mehr Aufwand als reines DJ-Booking setzen und kollektiv organisiert werden, mehr finanziellem Risiko ausgesetzt sind. Damit steigt die Gefahr, Nischen zu vernachlässigen, Eintrittspreise erhöhen zu müssen und Konflikte in der Gruppe heraufzubeschwören. Um dem entgegenzuwirken und eine möglichst bunte und diverse Veranstaltungsszene zu gewährleisten, braucht es mehr gezielte Förderung. Kollektives Veranstalten bereichert involvierte Personen durch gruppendynamische Erfahrungen, das Aufbauen (lokaler und internationaler) Netzwerke und vieles mehr. Der Anspruch, Musikveranstaltungen mit visueller Kunst zu verbinden, setzt außerdem enorme künstlerische Schaffenskraft frei. Dieser unbezahlbare Mehrwert muss als solcher anerkannt werden, um zu verhindern, dass kollektive und raumgestalterische Tätigkeiten im Kulturbereich zur Last werden.