Das Kollektiv Raumstation nimmt anhand von Interventionen und kreativer Erforschung neue Perspektiven auf die Stadt ein. Eine gute Portion Humor ist uns wichtig, vor allem auch, weil dann das Arbeiten mehr Spaß macht. Da sind wir schon beim ersten entscheidenden Punkt: Aus verschiedenen Gründen ist das, was wir da machen, für uns Arbeit, allerdings nicht immer bezahlte Arbeit. Als eine bunte Mischung aus verschiedenen Disziplinen können wir dabei viel voneinander lernen. Ein Stadtsoziologe sagte mal, dass alle zwar von Interdisziplinarität reden, Jobs aber weiterhin in den konventionellen Disziplinen vergeben werden. Förderstellen haben oft genaue Erwartungen davon, welche Outputs und Bilder ein Projekt produzieren soll. Unbezahlte Arbeit kann dadurch auch eine Freiheit im Handeln bedeuten. Wir möchten durch Inhalt, Gestaltung als auch Prozess unserer Projekte auf gesellschaftliche Fragestellungen reagieren. Sozial-engagierte Kunst, so sagen mache, wird allem voran durch ein Bestehen auf Anerkennung in Form einer angemessenen Bezahlung politisch. (Überspringen wir eine ausführlichere Debatte über Kulturarbeit, welche ohne Bezahlung unternommen wird, ob ihrer Dringlichkeit, Unabhängigkeit oder weil es die Möglichkeit gibt, einen spannenden Artikel zu schreiben. Hier zeigt sich uns immer wieder, dass wir in einem System gefangen sind, welches wir zwar versuchen können, in Teilen anders zu denken, das uns aber oft genug einholt und im Griff hat.) Im Laufe der zwei Jahre, die wir jetzt schon in Wien als Kollektiv hantieren, waren unsere Projekte immer häufiger bezahlt, sprich, es gab ein Budget. Unsere Gruppe besteht aus Menschen, die sich unbezahlte Arbeit in Teilen „leisten“ können, allerdings begleitet uns dabei stets die Frage, in welchem Ausmaß und wie lange wir dafür noch die nötige Flexibilität haben werden. Am wichtigsten ist uns, niemanden aufgrund der persönlichen finanziellen Situation auszuschließen. Deswegen fragen wir am Anfang von großen Projekten, welche Summe jede*r bräuchte, um teilnehmen zu können. Außerdem legen wir einen bestimmten Prozentsatz für zukünftige, eigene Projekte zurück. Der Versuch solidarisch und umsichtig mit möglichen Honoraren umzugehen, führt immer wieder zu riesigen Exceltabellen mit Arbeitszeiten und Bedürftigkeitsangaben. Er verlangt genauso, dass wir in der Gruppe aufeinander aufpassen und eingehen, nicht zuletzt, um gemeinsam trotz unterschiedlicher Kapazitäten den roten Faden unserer Arbeit in der Hand zu behalten. Ein sehr wertvoller Prozess, jedoch auch (noch) nicht bezahlt.
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