MALMOE

Das situationselastische AMS-Horrorskop

Unausgewogen, stachelig, spitzfindig – sorry, aber die Sterne der Erwerbs­arbeitslosen stehen im Herbst 2019 ziemlich tief. Zu diesem Schluss kommen unsere Chef-Astrolog_innen, auch ohne das Ergebnis der Nationalratswahl vom 29. September schon zu kennen

Waage (24.9.– 23.10.)

Wie für den Astro-Sommer 2019 vorhergesagt, so ist es auch gekommen: Das „freie Spiel der Kräfte“ bringt die Aktion 20.000 tatsächlich zurück ins Parlament. Die von der SPÖ-ÖVP-Regierung 2017 gestartete Beschäftigungsinitiative für als „langzeitarbeitslos“ geltende Menschen über 50 ist ja kurz nach dem Regierungsantritt von Schwarz-Blau eingestellt worden. Ende Juni 2019 sind daher die letzten darüber finanzierten Stellen ausgelaufen. Anfang Juli wurde nun seitens der SPÖ ein Initiativantrag eingebracht, der auf eine Weiterförderung bestehender Aktion-20.000-Stellen abzielt. Durch einen Fristsetzungsantrag hat die SPÖ zudem sichergestellt, dass das Thema noch vor der Nationalratswahl auf die parlamentarische Agenda kommt. Und tatsächlich: Ende September ging der Antrag durch. Allerdings mit derart weitreichenden Veränderungen, dass die Sterne für eine Fortführung für viele Betroffene nach wie vor auf fraglich stehen. Inzwischen hat die SPÖ aber ohnedies etwas gänzlich Neues lanciert: Unter dem Label „Jobgarantie“ will sie das Konzept auf alle „Langzeitarbeitslosen“ ausweiten. Ob die damit verbundene Losung (Jobs, Jobs, Jobs!) die aus dem Gleichgewicht geratene Waage wieder austarieren kann? #postibiza

Skorpion (24.10.– 22.11.)

Jetzt laufen schon die Koalitionsverhandlungen: Was erwartet uns im Kapitel „Arbeit und soziale Absicherung“? Bei der Kurz-Partie ist klar: Die Notstandshilfe muss weg – und mehr repressive Maßnahmen gegen Erwerbslose müssen her. Staatliche Sozialleistungen sollen die Existenz (das heißt Essen und Wohnen) nicht länger sichern. Die NEOS lassen sich da gern anstacheln: Im Wahlprogramm ist die Notstandshilfe schon wegimaginiert. Blau macht so richtig auf Skorpion: vorne Arbeitslose verteidigen, hinten zustechen. Eigene Expertise haben sie eher nicht und werden, wie bei der 60-Stunden-Woche, dann die Presseerklärungen von Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer & Co. abschreiben. Bleiben Rot und Grün, deren Ansätze leider keine große Rolle spielen, dafür echten Diskussionsbedarf bieten: Ein Recht auf Arbeit, wie von der SPÖ forciert, ist als sanktionsloses Angebot brauchbar, wenn es aber mit Sanktionen verbunden zur Arbeitspflicht (zum Beispiel am zweiten Arbeitsmarkt) verkommt? Was bleibt? #wiederdonnerstag!

Schütz_in (23.11.– 21.12.)

Die nerdigen Schütz_innen wissen ja immer alles, zum Beispiel über die kaum bekannte Vorstellungsbeihilfe. Dabei können Belege für Fahrt- und Aufenthaltskosten eingereicht werden, wenn: 1., eine „finanzielle Notlage“ besteht („Bitte haben Sie Verständnis“, schreibt ams.at, „dass das nur im individuellen Gespräch mit Ihrer Beraterin geklärt werden kann.“), und wenn 2., das Vorstellungsgespräch „außerhalb Ihrer Region“ stattfindet (die Region ist in der „Betreuungsvereinbarung“ festgelegt und muss innerhalb der „zumutbaren Wegzeiten“ liegen. „Zumutbar“ sind – insgesamt für Hin- und Rückfahrt – eineinhalb Stunden bei Teilzeit und zwei Stunden bei Vollzeit.) Den Antrag auf Vorstellungsbeihilfe stellen etwa Wiener Schütz_innen, die sich im schönen Linz bewerben, vor dem Termin. Die Sterne dafür stehen gut, wenn innerhalb der eigenen Region kaum passende Stellen ausgeschrieben sind. #Kurzurlaub

Disclaimer: Die zwölf Sternzeichen des westlichen Kulturkreises werden mittels des Geburtsdatums zugeordnet – genau wie in deiner AMS-Geschäftsstelle die Zuordnung zu deiner_m Betreuer_in. Ein Zusammenhang mit realen (Arbeits-)Biografien wäre in beiden Fällen also rein zufällig.