Möchte man Social-Media-Kommunikation als Wettstreit der politischen Ideen lesen, so muss ganz klar festgehalten werden: Die Rechten haben (vorerst) gewonnen. Das ist nicht allein rechtspopulistischen Parteien und ihren Vorfeldorganisationen zuzuschreiben, die die Potenziale von Facebook und Youtube früher erkannt und besser genutzt haben als andere, schon die Architektur der Plattformen kommt ihnen und ihren Medien entgegen: Facebook belohnt Emotion, Bilder, wütende Debatten, der (erforschte) Enthemmungseffekt im Netz sorgt dafür, dass soziale Netzwerke oft kein angenehmer Ort sind für Frauen, für Schwarze Menschen oder Kopftuchträgerinnen. Wie mit dem „Hass im Netz“ umzugehen sei, damit beschäftigen sich Expert*innen nun schon seit vielen Jahren – die Systemfrage wird dabei in der Regel auch von Linken nicht gestellt. Denn immer noch gilt (ob zurecht oder nicht): Wer nicht auf Facebook, auf Twitter oder Instagram präsent ist, kommt nicht vor. Deshalb geben linke, feministische Projekte Geld für Facebook-Werbung aus, linke Journalist*innen üben sich in der Kunst der Online-Selbstvermarktung, Aktivistinnen verbringen sehr viel Zeit damit, andere User*innen zu blockieren, Schwanz-Bilder und Hassnachrichten zu löschen. Auch wenn die Losung, dass das soziale Netz nicht den (Neu-)Rechten überlassen werden kann, mehr als vernünftig klingt, es bleibt die bittere Erkenntnis, dass es dort, wo Verschwörungstheorien, Ego-Show und Hetz-Mobs gedeihen, es keine „bessere“ linke Version des Online-Marketings geben kann. Für linke feministische Projekte gilt es also unweigerlich, (Online-)Alternativen zu finden, die die im Grunde demokratische Architektur des Internets positiv nutzen – so undenkbar das gegenwärtig erscheinen mag.
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