Der in Wien ansässige DJ und Producer IZC beschäftigt sich derzeit vorwiegend mit verschieden Formen britischer Rap-Musik zwischen Grime, Road Rap und UK Drill. Sein Musik-Microblog Offshore Frequencies findet sich unter: www.twitter.com/offshore_freq.
67 (Monkey, LD, Dimzy & Asap) – Take It There (prod. by Carns Hill)
Kaum ein Genre war in den letzten Jahren derart von Zensur und Repression betroffen wie Road Rap alias UK Drill: Seit letztem Sommer ist es einigen Musikern polizeilich verboten, bestimmte Themen in ihren Texten anzusprechen und Videos müssen 24 Stunden vor ihrer Veröffentlichung gemeldet werden. Die Inhalte einer der bekanntesten Crews – 67 aus dem Londoner Stadtteil Brixton – sind (ähnlich wie bei anderen Formen des Gangster Rap der letzten 30 Jahre) durchaus kontroversiell. Die Art und Weise, wie Musik hier von Politik und Medien für die Folgen einer unsozialen Politik verantwortlich gemacht wird, ist aber ziemlich irre und bezeichnend.
OnDrills X G Smarko X Scrachta X SD X Loski – Still on the O (prod. by Ghosty)
Viele der Road Rap-Videos spielen in den nächtlichen Vorstädten Londons, ihre Protagonisten (beinahe ausschließlich junge Männer) sind nicht selten vermummt. Die minimalistischen Beats werden von einem stoischen Bassfloor begleitet, die Texte und Gesten sind voller sexualisierter Referenzen zu Waffen und Drogen und spiegeln das düstere, klaustrophobe Umfeld verarmter Suburbs wieder.
Lady Lykes, Chipmunk, Ghost & Killa P – Kill All Ah Dem (prod. by Scratcha DVA)
Gegen die Darkness von Road Rap wirkt Grime plötzlich wie ein Kindergeburtstag, selbst wenn sich Inhalte oft ähneln – wobei der Bruch zwischen wortwörtlichem und metaphorischem Gebrauch hier meist offenkundiger ist. Im Übrigen lässt sich gegen Kindergeburtstage nichts sagen, vor allem wenn sie so wortgewandt eingefädelt und mit einem knackigen Beat unterlegt werden.
Wiley, Sean Paul, Stefflon Don (feat. Idris Elba) – Boasty
Überhaupt kommt Grime deutlich verspielter daher als Road Rap und eröffnet damit Räume, die zunehmend auch von Künstlerinnen besetzt werden – etwa von Stefflon Don, die Talent und stilistische Vielseitigkeit auf sich vereint und damit gerade ziemlich durchstartet.
Shogun – 10R (prod. Physiks)
Dennoch bleibt Hip Hop in Großbritannien ein männlich dominiertes Genre, das sich zunehmend auf die Peripherie ausdehnt. Shogun ist aus Paisley, einem Vorort Glasgows, und surft mit schottischem Akzent auf einer Basswelle.
Slowthai – Drug Dealer (prod. by Kwes Darko & JD. Reid)
Ein anderes Beispiel für die Ruralisierung von britischem Rap ist Slowthai aus Northampton, der schon mal auf dem Traktor durch seine Videos düst, um von der Fahrerkanzel aus über Stigmatisierung und Vorurteile zu berichten.
Genesis Elijah – 37
Ähnliche Inhalte finden sich auch beim rund doppelt so alten Rapper Genesis Elijah, der bei seinen Streifzügen durch London auch über Themen wie das Älterwerden oder die Umschiffung rassistischer Massenmedien Gedanken macht.