MALMOE

Fragen an das Gaffer-Band

Es klebt fest und verhindert das Stolpern über Kabel und Ähnliches. Dennoch ist es spurlos vom Boden beseitigbar und leicht abzureißen – ganz ohne Schere oder Zähne. Wovon die Rede ist? Vom Gaffer-Band. MALMOE traf das meist schwarze Klebeband zum Talk.

Wie heißt du jetzt eigentlich: Gaffa? Gaffer? Band oder Tape?

Im Zuge meiner Eindeutschung ist es hier zu einer gewissen Beliebigkeit gekommen, die mir nicht behagt. Im Englischen ist alles klar, denn mein Name leitet sich ab von der Berufsbezeichnung „gaffer“, zu Deutsch der Oberbelichter bei Filmproduktionen. Und da „band“ im englischen Sprachraum auch klar etwas anderes bezeichnet, heiße ich „gaffer tape“, genau genommen „gaffer’s tape“, also dem Oberbeleuchter sein Tape.

Das heißt du bist, im Gegensatz zu Tixo, Uhu und dergleichen, kein Marken- sondern tatsächlich Gattungsname?

Richtig. Auch wenn ich immer wieder zu hören bekomme, Gaffer sei eine Firma. Das ist ein Blödsinn. Das Unternehmen das mich auf den Markt gebracht hat heißt Lowel-Light, gegründet vom Regisseur und Kameramann Ross Lowell, der mich auch 1959 erfunden hat. Traurige Randnotiz: Mein Erfinder ist vor nicht allzu langer Zeit 92jährig gestorben.
Immer mal wieder versucht wer, die Rechte auf mich zu kaufen. Das ist noch nicht ganz gelungen, allein „Advance Gaffer Tape“ ist im Moment Markenname.

Und wer waren deine Vorfahren?

Ich gehöre zur Obergattung der Klebebänder, genauer gesagt der Gewebebänder. Da gehört zum Beispiel auch das medizinische Leukoplast dazu. Und ganz typisch für den medizinisch-pharmazeutischen (Konsum-)Gütermarkt: Einzelne Unternehmen sind von Produkten kaum zu trennen aufgrund der enormen Konzentration von Marktanteilen in den Händen weniger Unternehmen. So wurde Leukoplast, seit 1921 vertrieben von der deutschen Beiersdorf AG, seit den 2000ern von einem Beiersdorf-Joint Venture für den Medizinbereich, vom Markennamen zur anerkannten Bezeichnung für eine gesamte Klebeband-Gattung. So viel zum freien Markt.

Aber wie auch immer: Ich persönlich komme eher aus der Ecke das Duck-Tape – eine lustige Geschichte ist das mit dem Enten-Band, das aus den USA kommt. Wie so oft bei Erfindungen wurde es für das Militär entwickelt – zum Abdichten. (Übrigens: Die Deutschen sind da mal wieder etwas mehr straight-forward gewesen und haben ihre Version des Duck-Tape gleich Panzerband genannt.) „Duck“ bezeichnet auf Englisch nämlich auch ein gut reißfestes und wasserfestes Gewebe. Mit dem Duck-Tape wurden dann aber auch Gewehre repariert und man kam drauf, dass sich auch Rohre schnell damit abdichten lassen. Deshalb auch der Zweitname des Duck-Tape: Duct Tape, „Duct“ heißt Rohr.

Auch das Duck-Tape wurde schon viel im Bereich Film- und Bühnentechnik eingesetzt. Mit mir hat sich der Schwerpunkt verstärkt.

Wirst du heute immer noch vor allem in diesem Bereich eingesetzt?

Also wenn ich nicht gerade für Bondage-Spiele herangezogen werde (Stichwort Fifty Shades of Grey) oder Haushaltsreparaturen diverser Art – vom zersplitterten Auto-Rücklicht bis zur gebrochenen Fahrradspeiche, dem Riss im Fensterglas bis zum abgebissenen Stoffhasen-Ohr, dann werde ich im Alltag zumeist zum Abkleben von Kabeln verwendet. Auf der Bühne und beim Film kommen dann noch Aufgaben hinzu: Vor allem meine helleren Farbversionen (weiß und gelb) dienen der Beschriftung von beispielsweise Lichteinstellungen, mein schwarzes Ich markiert am Boden auch die Positionen von Kamera, Licht und Schauspieler_innen für die diversen Einstellungen. Im und am Tatort wird mit mir der Umriss manch einer Leiche nachgeklebt.

Was für ein aufregendes Leben! Ich danke für das Gespräch.