MALMOE

Editorial 86

MALMOE 86, März 2019

In der Psychotherapie gibt es den Begriff „Problemerhalter“, damit sind Personen gemeint, die kein Interesse an der Lösung von Konflikten haben, sondern aus diesen einen „Krankheitsgewinn“ ziehen. Kurz, Menschen, denen es gut geht, wenn es anderen schlecht geht. Die österreichische Bundesregierung nimmt ihre Rolle als politische Problemerhalterin sehr ernst. Keine ihrer Maßnahmen dient der Verbesserung der Lebensverhältnisse im Land. Solche würden die Koalition schließlich ihrer zugkräftigsten Themen berauben. Die FPÖ, die Partei des kleinen deutschen Mannes österreichischer Provenienz, will jetzt den Spitzensteuersatz senken. Der dadurch verschärfte Sparzwang wird alle „Kleinen“ treffen und am Ende wird man irgendwie den Ausländern die Schuld geben. Das erfahrene Team politischer Therapeut_innen von MALMOE empfiehlt hier das einfühlsame Gespräch mit all jenen gesellschaftlichen Kräften, die diese krankmachende Lage auch für falsch halten, damit wir gemeinsam die Problemerhalter_innen isolieren und an der Urne abservieren.

Einen Schwerpunkt widmen wir in dieser Ausgabe Venezuela. Die spannende Quizfrage, ob es in einer globalisierten Welt so etwas wie Sozialismus in einem Land geben kann, wenn die anderen das nicht wollen, dürfte nun endgültig beantwortet sein. Nach dem Tod des „Charismatikers“ Chávez kam es in Venezuela zu den üblichen Diadochenkämpfen, bei denen sich der ruchlose Räuberhauptmann Maduro durchsetzte und zerschlug, was sich noch zerschlagen ließ. Jetzt gibt es nicht einmal Strom, wodurch die Reportage aus Venezuela leider nur in Fragmenten bei uns ankam. In weiteren Schwerpunkten blicken wir auf die grassierende Transphobie, die als ein Rückzugsgefecht des Patriachats verstanden werden muss und besuchen SchloR, einen jener glücklichen Räume für selbstbestimmtes Wohnen.

Herzlichst
die MALMOE-Redaktion