Signale 18 will am 19.12. in der Arena Musik politisch machen
Pop und linke Politik, das ist hierzulande nicht immer eine Liebesgeschichte. Meist bleibt es bei einmaligen Gesten oder kurzfristigen Allianzen. Ein Zeichen setzen und einmal die Pappen aufreißen, um dann weiter zu tun wie immer. Das ist der Standard. Und grundsätzlich lieber nicht drüber nachdenken, wer im Publikum die ÖVP gewählt hat oder gar die FPÖ. Denn das könnte die Vorstellung von den eigenen Fans nachhaltig stören.
Nicht nur am Donnerstag
Gerade die größeren Acts der jüngeren Indie-Generation verhalten sich auffällig ruhig. Eigentlich beschämend, dass sich von den bekannteren Popmusiker_innen dieses Landes ausgerechnet die Altspatzen Wolfgang Ambros und Reinhard Fendrich am deutlichsten von dieser Regierung distanzieren.
Umso begrüßenswerter ist die Initiative einer Handvoll Musiker_innen und Musikarbeiter_innen, die sich nicht mit oben genannten Umständen zufriedengeben und ein explizit politisches linkes Musiker_innennetzwerk aufbauen wollen. Als Vorbilder dienen dabei die 2000 als Widerstand gegen Schwarz-Blau formierte Electronic Resistance (damals war der Slogan Soundpolitisierung) und ein kurzfristig in den 1990ern aktiver Stammtisch linker Musiker_innen in Wien.
Mitte dieses Jahres bildete sich die Initiative Teil des linken Musiker_innenrat Netzwerks, die mittlerweile sogar auf den Donnerstagsdemos mit eigenem Transparent teilnimmt. Der Rat plant nicht nur diese Veranstaltung in der Arena, sondern ist mit dem Aufbau einer Struktur mit längerfristiger Perspektive beschäftigt. Apropos Donnertsagsdemos: Natürlich sind dort bei den Abschlusskundgebungen auch Musiker_innen auf den jeweiligen Bühnen zu finden. Auch wenn die Demos von einem Team organisiert werden, das sogar ganz gezielt auf die Suche nach musikalischen Acts geht – also quasi fast richtiges Booking betreibt – so bleibt die Demo doch vorrangig eine politische Veranstaltung mit musikalischen Zwischenbeiträgen. Bei Signale 18 ist das gewissermaßen umgekehrt.
Solidarisierung und Austausch
Gemeinsam mit der Arena, die sich sehr kooperativ zeigte und bei den Bedingungen entgegenkam, wird ein musikalisches Programm geboten, das an sich schon für ein volles Haus garantieren müsste und mit Christiane Rösinger sogar einen internationalen Act vorweisen kann. Mit dabei sind die mittlerweile selten auftreten Gustav und Band, die durch ihre Red-Bull-Aktion beim heurigen Popfest „auffällig“ gewordenen Schapka, die momentan allgegenwärtige Fauna, die von Gil Scott-Heron inspirierten Scattah Brain und die Female-Hip-Hop-Crew Femme DMC. In der eigens zusammengestellten Signale-Band finden sich illustre Namen wie Schmieds Puls, Clara Luzia, Denice Bourbon und EsRap. DJ Sets kommen von Bad&Boujee, DJ Schiceberg Drehli Robnik und den DJs Kaktus & Flora Randale vom Club Randale. Moderiert wird das ganze Fest von PCCC, dem political correct comedy club. Abgesehen von Musikprogramm werden auch zwei Workshops abgehalten, die sich mit dem Thema Zivilcourage beschäftigen. Die Acts verzichten durchwegs auf ihre Gagen und der Eintritt geht an die Initiativen maiz, Mosaik und QueerBase.
Ein bunter Musikhaufen also, der sich genremäßig nicht wirklich einordnen lässt. Allerdings sind alle Acts unabhängig voneinander gut auf der Donnerstagsdemo vorstellbar (und waren das sogar zum Großteil schon). Die Ablehnung bestimmter identitärer Politikmodelle scheint hier über Genregrenzen hinweg Solidarität und Austausch möglich zu machen.
Politisches Musiknetzwerk – wie geht das?
Bernhard Fleischmann und Dora de Goederen (Schapka, Dives) vom Orga-Team haben sich für ein kurzes Gespräch mit MALMOE getroffen und betonen den solidarischen Charakter dieser Veranstaltung und den Willen auch nach dem Event in der Arena gemeinsam an Projekten arbeiten zu wollen. Bernhard Fleischmann hob hervor, dass er überrascht war, so viele junge und unbekannte Gesichter im Orga-Team zu treffen. Er selbst war ja schon bei den ersten Protesten gegen Schüssel/Haider ganz vorne dabei und hinterließ damals einen bleibenden Eindruck mit einer musikalischen Vertonung des Anarcho-Klassikers Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat bei einer vom Volkstanz organisierten Kundgebung am Heldenplatz.
Die alte Frage nach der Politik in der Popmusik ist gegenwärtig nicht mehr so leicht zu klären. Signale 18 zeigt aber eins klar auf. Trotz der allgemeinen Ratlosigkeit, wie dieses Riesenthema angegangen werden kann, gibt es das große Bedürfnis gerade von politisch denkenden Musiker_innen, sich auch klar auf oder neben der Bühne zu äußern. Dora de Goederen betont im Gespräch die Möglichkeit private Dinge auf einer Bühne zu öffentlichen Dingen zu machen, jemanden eine Stimme zu geben. Empowerment ist eben noch immer ein wichtiges Thema. Bernhard Fleischmann sieht es sogar etwas allgemeiner: Die politische Haltung kann nicht am Bühnenausgang abgeben werden. Ob im Club oder im Alltag, respektvoller und solidarischer Umgang miteinander sollte selbstverständlich sein.