Kurz nach der Geburt meines Kindes schau ich mit Trage bei einer Freundin vorbei. Die erzählt mir gleich von einer anderen Freundin mit Kind. Die wäre ‚badass‘, weil sie einfach alles mit Kind in der Trage gemacht hat. Ausgehen, protestieren, reisen. „Wie vorher!“, versichert sie mir begeistert. Jetzt ist meine Tochter ein paar Jahre älter und ich könnte zur mythischen Heldin dieser Anekdote geworden sein. Schließlich habe ich bereits kaum eine Woche nach der Entbindung wieder gearbeitet. Den Förderantrag für das Projekt, den wir dann auch gekriegt haben? Den habe ich beim Stillen geschrieben. Und in einem Dutzend Ländern, ja sogar auf anderen Kontinenten, waren wir auch vor dem ersten Geburtstag.
Ein paar Monate später habe ich mit einem befreundeten Aktivisten an einer Diskussion teilgenommen. Seine Partnerin war gerade schwanger, ein Kind hatten sie ja schon, und er meinte, er werde wegen der Kinder vermutlich fürs Erste nicht mehr in den Gruppen, in denen wir uns bewegten, aktiv sein können. Das war für ihn ganz normal. Ich hingegen fand es deprimierend. Oft verschwinden sie ja wirklich, die Menschen mit Kind, oder ein Teil des Paares (meistens die Frau) tut das. Manchmal sieht man sie dann und sie sagen „Na ja, wir haben ja jetzt ein Kind.“
Anfangs dachte ich „Wie vorher!“ hört sich toll an. Jetzt sehe ich das anders. Letztlich stecken in diesem Anspruch wieder die üblichen Ausschlussmechanismen, der implizierten Norm des fitten, weißen Mannes, der genug Bildung und Einkommen (und keine Verantwortung für Kinderbetreuung) hat. Dazu kommt noch eine Prise Verachtung für weiblich definierte Aufgaben, wie eben, sich um Kinder zu kümmern. Vielleicht geht ja mal die Sonne auf und alle achten gemeinsam auf die Kinder, wenn man was miteinander tut. Und warum sollten die Kinder eigentlich nicht dabei sein? Denn wie es ja so schön heißt: Die Revolution beginnt zu Hause. Bis dahin werde ich meine Erfahrungen mit Kind nicht vergessen und meinen Grant pflegen.