Eigentlich wollte ich im Sommer wegfahren mit dem 2,5 Jahre alten Kind – aufs Land, Tiere, Bauernhof und so. Entspannung und Natur. Aber nach den ersten hochsommerlichen Parkbesuchen stellte sich die Frage: wozu eigentlich? Tauben sind so spannend wie Kühe, Ameisen cooler und leichter zu fangen als Hasen, Eichhörnchen witziger als Schweine und die Wasserwelt spaßiger als jeder eiskalte Bergsee. Der Panoramablick über die Alpen ist fad – die Müllabfuhr das größte Abenteuer. Das Meer ist ein einziger Aufpass-Stress – die Steinhof-Gründe, der Dehne- oder Auer Welsbach Park sind ein grüner Traum, wo auch kleine Kinder frei herumstreunen können. Die Kinderurlaubsangebote, wo du keine_n störst, sind ausgebucht und teuer – die Wiener Parks sind vollkommen leer und noch dazu umsonst.
Die besser situierten Mehrheitsösterreicher_innen sind wohl irgendwo auf Familienurlaub ausgeflogen, die sozial schwächeren Kinder bei ihren Großfamilien zu Besuch – sei dies in Hallstatt, Novi Sad, Antalya oder irgendwo dazwischen am Land. Und wir? Wir hängen in den Parks von Fünfhaus, Penzing und Ottakring ab – gemeinsam zum Beispiel mit den Kindern der Pizzeria-Betreiber_innen (essenstechnisch lohnende Freundschaften, nebenbei), sowie einigen Frauen mit und ohne Kopftuch, die ihre Zeit ohne Nachwuchs genießen, mit ihren Freundinnen quatschen und Sonnenblumenkerne knacken. Ein friedliches Nebeneinander der wenigen Kinder. Um meinen Sohn, der jedes in etwa gleichaltrige Kind mit einem lautstarken „Nein“ begrüßt – für mich gewöhnungsbedürftig ist generell der raue und direkte Umgangston der Kinder untereinander– wird sich freundlich gekümmert und das Ringelspiel der Großen verlangsamt, wenn er mitmachen will. Den Umgang mit anderen Kindern und das Rücksichtnehmen auf Kleinere sind die Kinder meines Grätzls offensichtlich gewöhnt.
Einzig enervierend ist aber auch in „meinen Parks“ das Konkurrenzverhalten, das auch die Kleinsten schon an den Tag legen. Ein Zweijähriger müht sich ab um eine Leiter zu erklimmen, eine Fünfjährige kommt, baut sich auf und sagt: „Ich kann das schon – viel besser, und schneller als der!“, und will es mir schon vorzeigen. „Ganz toll,“ sage ich, „Und siehst du den Unterschied zwischen dir und ihm?“ Und überhaupt: Ist doch eigentlich wurscht, wer was schon kann oder noch nicht – Spaß soll es machen und nicht alles ist ein Leistungsvergleich. Und doch merke ich, während ich das denke, wie mein Blick umherschweift und ich Gleichaltrige suche, und kontrolliere, was die denn schon so schaffen und was mein Kind alles (nicht) kann. Diese Gedanken lassen sich leider nicht ganz abdrehen, auch wenn ich sie noch so daneben finde.
Welcher Schock, als Anfang September alle Wiener_innen in die Stadt zurückkommen! Die Parks sind überfüllt und wir finden uns am Karlsplatz wieder, gemeinsam mit den ganzen Diplomatenkindern, die den kleinen Kindern in den Rücken rutschen, sie bei der Leiter runter drängen, am Weg zum Wasser überrennen. Von allen sozialen Aufgaben „befreit“ aufwachsend scheinen sie neben sich nur wenig anderes zu kennen. Und schon wieder vergleiche ich und hoffe, dass mein Kind anders wird.