Ich wollte eigentlich etwas zu anderen Eltern sagen, aber das ist schon schwierig. Entweder ich lasse allen alles durchgehen und bin überzeugt davon, dass sie es eben nicht so meinten oder eben nur einen kurzen Mein-Kind-Geht-Vor-Moment durchleben und eigentlich sonst sehr empathisch sind. Oder ich glaube daran, dass ich ja auch sonst mit 98,5 % der anderen Stadtbewohner_innen nichts anfangen kann und mit anderen Eltern eben eh auch gar nichts gemein habe und ihre Lebensrealität zu anders ist, um irgendwo anzudocken. Ich habe schon öfters Sitcom-esque Situationen erlebt, in dem meine Gesprächspartner_innen oder ich Sätze des anderen vervollständigen, aber eben mit gegenteiligem Inhalt. Man wollte zustimmen und hat das auch irgendwie gemacht, aber eben dem Gegenteil. Das kann dann aber ignoriert werden, z. B. wenn das Kind dann zum Glück Zigarettenstummel aufsammelt und ich mich mit „Lass das bitte, du hast heute schon ein Packerl geraucht!“ abwende. Dad Jokes! Ich würde mich nicht sympathisch finden, aber eben: Vielleicht sind die anderen ja auch nicht sie selbst!
„Neihhiiin!“, unser Kleiner sitzt im Kinderstuhl bei Tisch und streckt sehr verzweifelt seine Ärmchen aus und bekommt letztlich doch nicht was er möchte. Ich sitze daneben und versuche den Parallaxenfehler von meiner Warte aus zu kompensieren und mir vorzustellen, was er mit seinen Augen schon in seinen Händen wähnt, seine begriffstützigen Eltern aber einfach nicht checken. Wir ernten mit jedem fragenden Griff auf ein Objekt am Tisch ein weiteres „Neiiiihhin“, seine Stirn knallt wieder auf den Tisch, er gibt schon fast auf. Das Gewünschte war zwar dabei, allerdings wird das frühestens im zweiten Durchgang klar. Das Wort Nein ist sehr wichtig und es freut mich, dass er zumindest im Ausschlussverfahren andeuten kann, was er möchte. Und mein Kind ist toll: Seit kurzem hat er auch ein zaghaftes Ja im Repertoir.
Es zeichnet sich jedenfalls ab, dass er wahrscheinlich bald zu reden beginnen wird. In meiner Vorstellung wird er dann eine Art Elternsprechtag einberufen, um mit seiner neu gefunden Stimme über die unzähligen vergangenen Missverständnisse zu reden. Ich freu mich schon, denn auch mir liegen einige Fragen auf der Zunge und einen Antrag habe ich auch schon. Ich werde einen Jour fixe vorschlagen.