Die Debüt-LP von Lime Crush bringt musikalisch und personell einiges zusammen
Nach einer Self-titled EP und einer Split mit Alte Sau erschien im Juli 2018 endlich die erste LP einer der aufregendsten Bands aus Wien: Sub Divide von Lime Crush vereint sowohl altbekannte – aber neu eingespielte – als auch neue Songs, manche davon überraschen mit Gastauftritten. Die Songs Baby, Honk Tonk und Graveyard kennt und liebt man bereits von der ersten EP, diesmal sind sie allerdings unterlegt mit Backing Vocals von Nadia Buyse, die aktuell mit ihrem Soloprojekt Dubais sowohl visuell als auch musikalisch ihre Zuseher_innen begeistert. Graveyard scheint im Übrigen so etwas wie der inoffizielle Hit von Lime Crush geworden zu sein: Sobald live „Oh my god, what happened at the graveyard …?“ ertönt, wird wild getanzt. Adrienne CN Berry von Downtown Boys, Ted Leo und The Pharmacists begleiten das Quartett in drei Songs am Saxophon, und K Records-Legende Calvin Johnson (unter anderem bekannt durch Beat Happening, The Microphones sowie sein Soloprojekt Selector Dub Narcotic) bezaubert durch ein Duett gemeinsam mit Veronika Eberhart auf dem letzten Song I Don’t Wanna Die Alone.
Der Sound hat auch auf diesem Album nichts von seiner Frische und Frechheit verloren, erinnert er mal mehr, mal weniger subtil an die unkonventionelle Idee rund um die DIY-Kultur und an frühe Formen des feministischen Punks. Und dann kann und will man Lime Crush in kein Genre zwingen, wo es ihnen doch auch auf Sub Divide erneut gelungen ist, sich ihre Originalität zu erhalten. Inhaltlich bleibt die Band politisch: So ist der Albumtitel bereits eine Anspielung auf aktuelle Verhältnisse in Österreich und auf die Strategie der Regierung, eine Gesellschaft von unten zu spalten. Ebenso kritisiert der Song Pizza bleibt die absurde Räumung der Pizzeria Anarchia im Jahr 2014, im Zuge derer neben dem Einsatz von 1.700 (!) Polizist_innen mit Wasserwerfern und Panzer aufgefahren wurde. Alles in allem schafft die Band es erneut, selbst triste Inhalte musikalisch so aufzubereiten, dass das Zuhören – und Zusehen – enormen Spaß bereitet.
Lime Crush sind übrigens Andi Dvořák, Veronika Eberhart, Nicoletta Hernández und Philipp Lampert. Zu holen gibt’s die Platte beim wunderbaren Wiener Label Fettkakao, das Cover-Artwork stammt von der Künstlerin Ashley Hans Scheirl. Vollkommen zurecht darf man auf mehr hoffen und in der Zwischenzeit sollte man sich auf keinen Fall ein Konzert entgehen lassen, denn: Lime Crush werden einfach nicht weniger aufregend.