Ein paar wenige Zeilen zum leider ausgebliebenen Untergang der C-Star
„Defend Europe“ war die bisher größte und aufwendigste Aktion der Identitären Bewegung. Nach einem Crowdfunding, das insgesamt fast 200.000 Euro einbrachte, kreuzten mehre Führungskader zwischen Juli und August an Bord der C-Star über das Mittelmeer mit dem Ziel, Hilfsorganisationen bei der Rettung von Flüchtlingen zu stören. Das ging objektiv gründlich schief – und ist in der Relevanz für die rechtsextreme Gruppierung dennoch nicht zu unterschätzen. Der witzige Part zuerst.
Mitzuverfolgen, wie die Neonazis auf ihrem Kutter von einer Panne zur nächsten dümpelten, war wirklich herrlich. Noch während Martin Sellner und Co. auf Sizilien auf ihr Schiff warteten, wurde dieses im Suez-Kanal wegen fehlender Papiere kurzzeitig festgesetzt. Der nächste Stopp in Zypern war schon fast das Ende der „Mission“: Die Besatzung, die das Schiff nach Sizilien überführte, bestand aus Tamilen, von denen sich fünf entschieden, auf Zypern um Asyl anzusuchen. Daraufhin wurde u.a. Alexander Schleyer, der identitäre Vize-Kapitän zeitweise wegen des Vorwurfs der Schlepperei inhaftiert – mehr Ironie geht kaum. Aber leider ging es für die C-Star bald weiter und die restlichen Identitären bestiegen das Schiff. Die nächsten Querelen bescherten tunesische Fischer und Hafenarbeiter, die aus Protest in mehreren Häfen ein Anlegen verhinderten. Eine ganze besondere Blamage war schließlich der Maschinenschaden, der die C-Star manövrierunfähig machte. Nach einem Notruf kam die Rettungsorganisation Sea Eye zur Hilfe – die Identitären verweigerten diese jedoch. Nach der Reparatur des Schiffes, schipperten die Leichtmatrosen noch die libysche Küste entlang und beendeten die „Mission“ schließlich am 17. August. Es dauerte jedoch noch ein paar Tage, bis man an Land gehen konnte, da maltesische Behörden zunächst keinen Zugang zum Hafen gewährten. Währenddessen führte die Polizei in der Wohnung des an Bord befindlichen Robert Timm eine Razzia durch.
Es ließe in prustendes Gelächter verfallen, würden parallel zum Seegang der C-Star nicht tatsächlich alle Forderungen der Rechtsextremen von der EU, u. a. im Bunde mit nordafrikanischen Milizen umgesetzt. Rettungsorganisationen werden mittels Maschinengewehren vertrieben und die europäische Außengrenze nimmt nach dem EU-Afrika-Gipfel mittlerweile sogar tief in der Wüste Zentral- und Westafrikas konkrete Gestalt an. Dies wird als Notwendigkeit eines „humanitären“ Migrationsmanagements dargestellt. Zudem sollte „Defend Europe“ nicht bloß als peinlicher Rohrkrepierer gesehen werden. Die Identitären selbst jubeln, sie seien trotz aller Widrigkeiten – die natürlich eigentlich von NGOs, dem Polit-Establishment oder den „Systemmedien“ verursacht worden wären – erfolgreich gewesen. Zwar erscheint die „Bewegung“ mittlerweile auf eine Handvoll Kader ausgedünnt zu sein, diese werden allerdings versuchen, den Fahrtwind zu nutzen und künftig vermehrt auf Aktionen in ähnlich großem Stil setzen.