MALMOE

Fragen an die Klimaanlage

Dieser Tage kaum zu glauben, hat die MALMOE-Redaktion bei der Festlegung der Interviewpartner_innen vor allem eine Gesprächspartnerin interessiert: die Klimaanlage. Nun hat sie endlich Zeit für ein kurzes Gespräch gefunden.

Wie geht es Ihnen?

Müde, sehr müde.

Viel zu tun?

Ja, wobei ich in Europa ja vergleichsweise wenig eingesetzt werde. Also zum Beispiel im Vergleich zu Nordamerika oder Asien. Dort bin ich ja ununterbrochen und in sehr vielen Haushalten im Einsatz und der Bedarf steigt noch immer weiter, wenn ich den Voraussagen der Lüftungs- und Klimaindustrie glauben möchte.

Apropos Klima: Sie müssen nicht antworten, wenn Sie nicht wollen, aber eigentlich verbessern Sie das Klima ja nicht unbedingt, oder?

Ja, stimmt. Auf die ganze Welt gerechnet ist unsere Arbeit eigentlich sehr kontraproduktiv. Es wird kurzfristig kühler im Innenraum, insgesamt erwärmt sich das Erdklima jedoch durch den steigenden Energiebedarf. Ganz unter uns gesagt: Ich hätte eh nichts dagegen, weniger zu arbeiten und zum Beispiel nur in wirklich notwendigen Bereichen, im Gesundheitsbereich zum Beispiel, eingesetzt zu werden.

Aber in Büros zum Beispiel? An vielen Arbeitsplätzen machen Sie ja die Arbeit erst einigermaßen erträglich – würden Sie es dort dann auch lieber wärmer haben?

Schauen Sie: Als es noch keine Klimaanlagen gab sank entweder die Produktivität in der heißeren Jahreszeit stark ab, oder es wurde eben eine Siesta gehalten und die Geschäfte wurden über Mittag zugesperrt. Ich glaube, es hätte kaum jemand etwas dagegen, wenn es heiß ist, eben weniger zu arbeiten, langsamer zu arbeiten oder eben nicht zu arbeiten oder in die Schule gehen zu müssen. Ausnahmen sind natürlich Spitäler oder öffentlicher Verkehr, aber die machen ja nur einen Bruchteil unseres Beschäftigungsfeldes aus.

Also ging es bei der Erfindung der Klimaanlage in erster Linie darum, die Produktivität zu steigern?

Ja und nein. Historisch ging es bei der Erprobung verschiedener Kühltechniken sicher vor allem um die Haltbarkeit von Lebensmitteln und um das Erträglichmachen bestimmter Temperaturen. Aber meine sozusagen moderne, auf Elektrizität beruhende Version wurde 1906 patentiert und ursprünglich erfunden, um den Betrieb einer Druckerei in Brooklyn über die Sommermonate hinweg aufrechterhalten zu können. Es war schlicht zu feucht und zu heiß, um das Papier noch bedrucken zu können. Und damit war dann ganz viel möglich. Kinos wurden nun wieder vermehrt auch in den Sommermonaten besucht und nach den kommerziellen und halböffentlichen Räumen, wie es Geschäfte, Hotels und Verkehrsmittel sind, waren Privathaushalte der nächste große Absatzmarkt. Angeblich hatte das dann sogar Auswirkungen auf die sexuelle Aktivität, die sonst in den heißen Sommern eher abnahm.

Interessant, Sie haben Ihre Finger also nicht nur in der Veränderung von Arbeitszeitstrukturen, sondern auch in unserem Beziehungs- und Sexleben?

Das ist richtig. Die New Yorker Singer-Songwriterin Christine ­Lavin singt über potentielle Liebschaften sogar: „If you don’t have an Air Conditioner, I will not go home with you.”

Wir danken für das Gespräch!