MALMOE

Distinktion und Schweißfüße

Sneakers sind in der deutschsprachigen Verwendung des Begriffs wie Sportschuhe aussehende Alltagsschuhe. „Sportlich“ als gebräuchliches Attribut für bequeme Kleidung, steht dabei meist im Gegensatz zu weiblich oder elegant, Sneakers für die Alternative zu „lauten Sohlen“ und Schuhen mit Absätzen. Dabei gehören sie zu den wenigen Kleidungsstücken, die tatsächlich – zum Teil – auch in größerem Maßstab unisex verkauft und vermarktet werden.

Spätestens wer die Lifestyle-Hölle eines exklusiv auf Sneakers spezialisierten Ladens betritt, merkt, dass es hier immer auch um das Image geht, um Schuhe als popkulturelle Symbole, die sich über die Identifikation mit verschiedenen Jugend- und Subkulturen und über Product Placement in Filmen verbreiteten. Ein berühmtes Beispiel dafür sind die selbst-schnürenden Schuhe aus dem Film „Back to the Future II“ von 1989, die Nike schließlich 2015 – zumindest für eine kleine Gruppe kaufkräftiger Nerds – wahr werden ließ.

Unterschiedliche Fraktionen von Schuhträger_innen bilden sich immer wieder neu heraus und finden mehr und (meistens eher) weniger rationale Erklärungen dafür, warum es gerade eine bestimmte Marke sein muss. Über die politische Einordnung von New Balance-Schuhen kursieren im Internet beispielsweise verschiedene Theorien. Tragen Linke diese Schuhe aus ethischen Gründen, weil sie in UK/USA und nicht in Asien produziert werden – oder weil sie sie einfach schick finden? Tragen Nazis diese Schuhe, weil sie ein großes ‚N‘ auf der Seite tragen? Fest steht, nachdem der Sportartikelhersteller New Balance öffentlich seine Unterstützung für Donald Trump verkündete, verbrannten zahlreiche Menschen ihre Sneakers und posteten Bilder ihres Protests in sozialen Medien.

Den modischen Turnschuhen wird nun seit jeher ein schlechteres „Schuhklima“ als klassischen Lederschuhen nachgesagt. Wenn schon sportlich, darf schließlich auch geschwitzt werden. Der moderne Vollplastik-Schuh ist dabei entweder wasserabweisend oder atmungsaktiv (Luftlöcher!) – in ungünstigen Fällen keines von beiden. Funktionellere Sportschuhe aus „Mesh“, angeblich mittlerweile den Lederschuhen in Sachen Atmungsaktivität voraus, bestechen dabei durch eine futuristische Optik wie frisch aus dem 3D-Drucker. Und apropos Plastik: In Zeiten von Wegwerfmode versucht Adidas den Kreis zu schließen – man könnte sagen, konsequent – und brachte Schuhe auf den Markt, die zum Teil aus Plastikmüll aus dem Meer bestehen. Böse Zungen meinen, um mit diesem Umweltbewusstsein von den schlechten Arbeitsbedingungen in der Produktion abzulenken. Womit wir wieder beim Image wären.